Kernaussagen
- Intravenöse (in die Vene verabreichte) Antibiotika werden häufig zur Behandlung von Mukoviszidose-Schüben eingesetzt. Es wird jedoch in Frage gestellt, ob eine Verschlimmerung des Krankheitsbildes auf mehr Bakterien in der Lunge zurückzuführen ist.
- Wir bewerteten viele verschiedene Antibiotika als Einzelmedikamente oder als Kombinationen von Medikamenten sowie die Art der Verabreichung (intravenös, inhalativ (eingeatmet) oder oral (durch den Mund)). Bei den klinischen Ergebnissen, z. B. der Lungenfunktion oder der Zeit bis zum nächsten Symptomschub, konnten wir keine Unterschiede zwischen den Behandlungsarten feststellen. Lediglich bei Personen, die früh auf die Behandlung ansprechen, führt eine kürzere Behandlungsdauer über den Zeitraum von 21 Tagen nicht zu einer schlechteren Lungenfunktion .
Was ist Mukoviszidose und was sind Exazerbationen?
Mukoviszidose ist eine Erbkrankheit, bei der der vom Körper produzierte Schleim zäh ist, was die Funktionsweise mehrerer Organe im Körper beeinträchtigt. Die Lunge und die Atemwege sind wahrscheinlich die am stärksten betroffenen Organe bei Menschen mit Mukoviszidose. Der zähe Schleim erschwert das Abhusten von Bakterien (Keimen), die Infektionen verursachen können. Es wird vermutet, dass dies zu Schüben der Lungenerkrankung, den so genannten pulmonalen Exazerbationen, führen kann. Diese Exazerbationen können mit Antibiotika (Medikamente, die Bakterien abtöten) behandelt werden, aber mit der Zeit können die Keime möglicherweise nicht mehr vollständig beseitigt und die Infektionen langanhaltend werden (chronisch).
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, welche Evidenz es für die derzeitige Praxis gibt, Menschen mit Mukoviszidose, die eine Exazerbation haben, mit intravenösen Antibiotika zu behandeln. Wir wollten wissen, ob es besser ist, zwei verschiedene Antibiotika zu verabreichen als nur ein Antibiotikum, und wir wollten prüfen, ob eine bestimmte Antibiotika-Kombination besser ist als eine andere. Wir wollten auch wissen, ob intravenöse Antibiotika bei der Behandlung von Lungenexazerbationen bei Menschen mit Mukoviszidose besser sind als inhalative (über ein Aerosol eingeatmete) oder orale (über den Mund verabreichte) Antibiotika.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien mit Mukoviszidose-Patient*innen, die sich wegen einer Exazerbation im Krankenhaus befanden und in denen eine beliebige Dosis intravenöser Antibiotika (entweder nur ein Antibiotikum oder Kombinationen verschiedener Antibiotika) mit einem Placebo (Scheinbehandlung ohne Wirkstoff) oder mit anderen intravenösen Antibiotika oder mit inhalativen Antibiotika oder oralen Antibiotika verglichen wurde. Wir suchten nicht nach Studien, in denen unterschiedliche Dosierungen desselben Antibiotikums verglichen wurden.
Wir fassten die Ergebnisse der Studien zusammen, verglichen sie und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz anhand von Faktoren wie der Studienmethodik und der Studiengröße.
Was fanden wir?
Wir haben 45 Studien mit 2810 Personen gefunden. Die meisten Studien waren klein, recht alt und dauerten zwischen drei und 15 Tagen. Sie lieferten oft nicht die Informationen, nach denen wir suchten. Es gab viele verschiedene Studiendesigns. Einige Studien verglichen entweder einzelne intravenöse Antibiotika oder eine Kombination verschiedener intravenöser Antibiotika mit einem Placebo. In einigen Studien wurden einzelne intravenöse Antibiotika mit einer Kombination von intravenösen Antibiotika verglichen oder verschiedene intravenöse Kombinationen (unterschiedliche Medikamente oder Behandlungsdauern). In anderen Studien wurden intravenöse Antibiotika mit oralen oder inhalativen Antibiotika verglichen.
Hauptergebnisse
Keines der von uns verglichenen Antibiotika oder Antibiotika-Kombinationen zeigte im direkten Vergleich einen Vorteil hinsichtlich der Lungenfunktion. Wir fanden nur wenige Informationen über die Zeit bis zur nächsten Exazerbation, und es gab auch keine eindeutige Behandlung, die in dieser Hinsicht besser war. Eine Studie an Personen, die frühzeitig auf die Behandlung ansprachen, zeigte, dass eine kürzere Dauer der Antibiotikabehandlung ebenso gut wirkte wie eine längere Dauer. Nur eine Studie berichtete über die Lebensqualität. Sie zeigte, dass es möglicherweise keinen Unterschied gibt zwischen inhalativen plus intravenösen Antibiotika und einer Kombination aus zwei verschiedenen intravenösen Antibiotika. Die Evidenz für unerwünschte Wirkungen war unklar. Die meisten Berichte über unerwünschte Wirkungen bezogen sich auf Verdauungs- oder Leberprobleme. Wir fanden keine Evidenz für die Wirkungen der verschiedenen Behandlungen auf das Körpergewicht. Wir fanden begrenzte Evidenz dafür, dass die Verabreichung von Antibiotika über mehr Tage nicht besser ist als über weniger Tage.
Was schränkt die Evidenz ein?
Unser Vertrauen in die Ergebnisse der einbezogenen Studien reichte von hoch bis sehr niedrig, und viele Studien wurden nicht vollständig berichtet. In einige Studien wurden Personen mehrfach eingeschlossen, was einen Vergleich der Behandlungen erschwerte. Außerdem war es oft schwierig, anhand der vorliegenden Informationen zu entscheiden, wie gut die Studien durchgeführt wurden - insbesondere im Hinblick darauf, wie die Personen ausgewählt wurden und ob die Personen oder Ärzte und Ärztinnen wussten, welche Behandlung sie erhielten.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Dies ist eine Aktualisierung eines zuvor veröffentlichten Reviews. Wir suchten zuletzt am 19. Juni 2024 nach Evidenz.
L. Gorenflo, F. Halter, freigegeben durch Cochrane Deutschland