Tragen von Kompressionsstrümpfen zur Behandlung von Krampfadern

Fragestellung des Reviews

Hintergrund

Studienmerkmale

Drei dieser Studien verwendeten Kniestrümpfe, eine Studie halblange Strümpfe und eine Studie Strumpfhosen. Acht Studien verglichen verschiedene Arten von Kniestrümpfen oder unterschiedlichen Druck ausübende Kniestrümpfe.

Hauptergebnisse

Unbehagen war der Hauptgrund für die Bevorzugung eines Strumpftyps gegenüber einem anderen.

Es konnten keine Schlussfolgerungen hinsichtlich der optimalen Länge oder des optimalen Drucks von Kompressionsstrümpfen gezogen werden, da die eingeschlossenen Studien keine eindeutigen Ergebnisse lieferten.

Vertrauenswürdigkeit der Evidenz

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Es gibt keine hinreichend gesicherten Erkenntnisse darüber, ob Kompressionsstrümpfe als alleinige und anfängliche Behandlung von Krampfadern bei Menschen ohne geheilte oder aktive venöse Ulzeration wirksam sind oder ob ein Strumpftyp einem anderen Typ überlegen ist. Künftige Forschungsarbeiten sollten aus großen RCTs mit Teilnehmern mit Stammvarizen bestehen, die entweder Kompressionsstrümpfe tragen oder nicht, um die Wirksamkeit dieser Maßnahme zu bewerten. Wenn sich Kompressionsstrümpfe grundsätzlich als vorteilhaft erweisen, könnten weitere Studien untersuchen, welche Länge und welcher Druck am wirksamsten sind.

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Hintergrund: 

Kompressionsstrümpfe sind häufig die erste Wahl bei der Behandlung von Krampfadern bei Menschen ohne geheilte oder aktive venöse Ulzeration. Es bedarf eindeutiger Evidenz, ob Kompressionsstrümpfe eine wirksame Behandlung von Krampfadern im Anfangsstadium ermöglichen. Dies ist die zweite Aktualisierung eines erstmals 2011 veröffentlichten Reviews.

Zielsetzungen: 

Bewertung der Wirksamkeit von Kompressionsstrümpfen zur alleinigen und Erstbehandlung von Krampfadern bei Personen ohne geheilte oder aktive venöse Ulzerationen.

Suchstrategie: 

Der Cochrane Vascular Information Specialist durchsuchte das Cochrane Vascular Specialised Register, die Datenbanken CENTRAL, MEDLINE, Embase und CINAHL sowie die International Clinical Trials Registry Platform der Weltgesundheitsorganisation und die ClinicalTrials.gov-Studienregister zum Stichtag 12. Juni 2020. Wir überprüften auch die Referenzen der so gefundenen Studien.

Auswahlkriterien: 

Wir schlossen randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) ein, an denen Menschen mit primären Stammvarizen ohne geheilte oder aktive venöse Ulzerationen teilnahmen (klinische, ätiologische, anatomische und pathophysiologische (CEAP) Klassifizierung C2 bis C4). In den eingeschlossenen Studien untersuchten Kompressionsstrümpfe im Vergleich zu keiner Behandlung oder Placebostrümpfen bzw. Kompressionsstrümpfe plus medikamentöse Behandlung im Vergleich zur medikamentösen Behandlung allein. Wir bezogen auch Studien ein, die unterschiedlich lange und enge Strümpfe verglichen. Wir schlossen Studien aus, die sich mit anderen Arten der Behandlung von Krampfadern befassten (entweder als Vergleich zu Strümpfen oder als nicht-randomisierte Erstbehandlung), einschließlich Sklerotherapie und Chirurgie.

Datensammlung und ‐analyse: 

Wir folgten den methodischen Standards von Cochrane. Zwei Autoren bewerteten unabhängig voneinander die Studien bzgl. Einschluss, extrahierten Daten, bewerteten das Risiko für Bias und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz anhand von GRADE. Ergebnisse von Interesse waren Veränderungen der Symptome, physiologische Messungen, Komplikationen, Compliance, Komfort, Toleranz und Akzeptanz des Tragens von Strümpfen sowie die Lebensqualität.

Hauptergebnisse: 

Wir schlossen 13 Studien mit 1021 Teilnehmern mit Krampfadern ohne geheilte oder aktive venöse Ulzerationen ein. Eine Studie schloss schwangere Frauen ein, während andere Studien Teilnehmerinnen einschlossen, die sich wegen ihrer Krampfadern auf die Warteliste für chirurgische Eingriffe gesetzt hatten oder gefäßchirurgische oder dermatologische Kliniken oder Ambulanzen aufgesucht hatten. Die in den Studien verwendeten Strümpfe übten unterschiedliche Drücke zwischen 10 mmHg und 50 mmHg aus. Fünf Studien verglichen Kompressionsstrümpfe mit keinen Kompressionsstrümpfen oder Placebostrümpfen. Drei dieser Studien verwendeten Kniestrümpfe, eine Studie halblange Strümpfe und eine Studie Strumpfhosen. Acht Studien verglichen verschiedene Arten von Kniestrümpfen oder unterschiedlichen Druck ausübende Kniestrümpfe. Bei vielen der eingeschlossenen Studien war das Risiko für Bias unklar, vor allem wegen unzureichender Berichterstattung. Wir konnten die Studien nicht mit statistischen Methoden zusammenfassen, da sie nicht über dieselben Endpunkte berichteten oder unterschiedliche Methoden zu deren Messung verwendeten. Viele Studien waren klein und untersuchten unterschiedliche Populationen. Wir bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz deshalb als niedrig bis sehr niedrig.

Kompressionsstrümpfe im Vergleich zu keiner Behandlung oder zu Placebo-Strümpfen

Alle vier Studien, die über eine Veränderung der Symptome berichteten, stellten am Ende der Studie eine subjektive Verbesserung fest. Die Veränderung der Symptome wurde jedoch nicht immer durch den Vergleich der randomisierten Studienarme analysiert und war daher anfällig für Bias. Zwei Studien untersuchten physiologische Maße, indem sie entweder den Knöchelumfang oder die Duplexsonographie zur Messung von Ödemen verwendeten. Der Knöchelumfang wies zwischen dem Ausgangswert und der Nachuntersuchung keinen deutlichen Unterschied auf, während die Ödeme in der Strumpfgruppe im Vergleich zur Placebogruppe abnahmen. Drei Studien berichteten über Komplikationen oder Nebenwirkungen, am häufigsten waren dabei Juckreiz und Hautreizungen. Keine der Studien berichtete über schwere Nebenwirkungen. Die berichtete Compliance variierte von Studie zu Studie. Eine Studie berichtete über eine hohe Dropout-Rate bei geringer Compliance aufgrund von Unbehagen, Anlegen und Aussehen der Stümpfe; zwei Studien berichteten über eine allgemein gute Compliance in der Strumpfgruppe im Vergleich zu Placebo/keiner Behandlung. Zwei Studien berichteten über Komfort, Verträglichkeit und Akzeptanz, wobei die Ergebnisse von der Studienpopulation abhängen. Kompressionsstrumpfhosen wurden von schwangeren Frauen mit fortschreitender Schwangerschaft zunehmend abgelehnt, während in einer Studie mit nicht schwangeren Frauen die Strumpf-Gruppe im Vergleich zur Placebo-Gruppe nicht mehr Beeinträchtigungen bei normalen Aktivitäten und Beschwerden während des Tages zeigte. In einer Studie wurde über die Lebensqualität berichtet, wobei keine eindeutigen Unterschiede zwischen der Strumpfgruppe und der Placebogruppe festgestellt wurden.

Vergleich verschiedener Typen von Kompressionsstrümpfen

Alle fünf Studien, die über eine Veränderung der Symptome berichteten, stellten eine subjektive Verbesserung der Symptome am Ende der Studie fest. Die Veränderung der Symptome wurde nicht immer im Vergleich der randomisierten Studienarme analysiert und war daher anfällig für Bias. Fünf Studien berichteten über verschiedene physiologische Messgrößen wie Fußvolumetrie, Volumenreduktion und Veränderung des Durchmessers. Im Allgemeinen gab es keine eindeutigen Unterschiede zwischen den Studienarmen. In vier Studien wurde über Komplikationen oder Nebenwirkungen berichtet, darunter Schwitzen, Juckreiz, Hauttrockenheit sowie Einschnürungen und Spannungsgefühle. Keine der Studien berichtete über schwere Nebenwirkungen. Zwei Studien berichteten über Compliance, wobei kein Unterschied zwischen den Strumpfgruppen festgestellt werden konnte, obwohl eine Studie eine hohe anfängliche Dropout-Rate aufgrund von Unbehagen, Aussehen, mangelnder Wirksamkeit und Reizungen ergab. Vier Studien berichteten über Komfort, Verträglichkeit und Akzeptanz. Zwei Studien berichteten über ein ähnliches Maß an Verträglichkeit und Unbehagen zwischen den Gruppen. Unbehagen war der Hauptgrund für die Bevorzugung eines Strumpftyps gegenüber einem anderen. In keiner der Studien wurde die Lebensqualität bewertet.

Es konnten keine Schlussfolgerungen hinsichtlich der optimalen Länge oder des optimalen Drucks von Kompressionsstrümpfen gezogen werden, da die eingeschlossenen Studien keine eindeutigen Ergebnisse lieferten.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Haug, G. Rüschemeyer, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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