Interventionen um Kindern das Saugen von Schnullern, Fingern oder des Daumens abzugewöhnen

Reviewfrage

Diese Übersichtsarbeit wurde erstellt, um die Wirkung von Interventionen zu untersuchen, die darauf abzielen Kindern nicht-nahrungsbezogene Sauggewohnheiten abzugewöhnen. Wichtige Überlegungen dabei sind: welche Behandlung bzw. welche Behandlungskombination ist am wirksamsten, wann sollte mit einer Behandlung begonnen werden, was ist die optimale Dauer einer solchen Intervention und welche Interventionen sind am angenehmsten für Kinder und ihre Eltern?

Hintergrund

Oftmals entwickeln Kinder die Gewohnheit zur Beruhigung an Objekten zu saugen. Häufig saugen sie an Schnullern, Fingern, Daumen oder anderen Dinge wie beispielsweise Bettdecken. Mit der Zeit entwachsen die meisten Kinder dieser Angewohnheit oder hören aufgrund des Zuspruchs der Eltern damit auf. Einige Kinder setzen dieses Saugverhalten jedoch fort. Wenn sie dieses Verhalten fortsetzten während ihnen die bleibenden Zähne wachsen (ungefähr im Alter von sechs Jahren), besteht das Risiko, dass sich die bleibenden Zähne falsch anordnen und es zu Zahnfehlstellungen kommt wie beispielsweise einem Überbiss. Als Folge brauchen diese Kinder häufig zahnärztliche oder kieferchirurgische Behandlungen.

Mögliche Behandlungen, die den Kindern dabei helfen sollen, sich ihr Saugverhalten abzugewöhnen und in den eingeschlossenen Studien untersucht wurden, sind z.B.: das Verwenden von zwei unterschiedlichen Spangen im Mund; das Geben von Ratschlägen und Anreizen zur Verhaltensänderung; das Auftragen einer bitteren, unangenehm schmeckenden Substanz auf den Daumen bzw. die Finger der Kinder, oder eine Kombination dieser Behandlungen. Keine der eingeschlossenen Studien untersuchte Methoden, die mit Hilfe von Barrieren, das Saugen verhindern sollten wie z.B. die Verwendung von Handschuhen, Pflastern oder das Wegnehmen von Schnullern.

Studienmerkmale

Die Reviewautoren der Cochrane Gruppe für Zahngesundheit führten diese Übersichtsarbeit durch. Die integrierte Evidenz umfasst Studien, die bis zum 8. Oktober 2014 veröffentlicht wurden. Die Übersichtsarbeit schloss sechs Studien, welche zwischen 1967 und 1997 durchgeführt wurden, mit insgesamt 252 Kindern ein. Daten standen jedoch nur für 246 Kinder zur Verfügung. Drei der Studien wurden in den USA, eine in Kanada, eine in Schweden und eine in Australien durchgeführt.

Nicht alle Studien gaben das Alter der Kinder an; in vier Studien waren die Kinder zwischen zweieinhalb und 18 Jahre alt, in einer Studie waren sie vier Jahre und älter und in einer anderen Studie neun Jahre und älter.

Ergebnisse

Die Verwendung einer Zahnspange (z.B. eine Gaumenspange oder ein Gaumenbogen), eine psychologische Intervention (z.B. die Anwendung von positiver und negativer Bestärkung), oder eine Kombination aus beidem, hat häufiger dazu geführt, dass Kinder ihr Saugverhalten einstellten, als keine Behandlung. Die meisten der Studien, die zwei verschiedene Interventionen miteinander verglichen, zeigten keine eindeutigen Ergebnisse. Eine Studie gab jedoch Hinweise, dass von zwei unterschiedlichen Arten von Zahnspangen eine Gaumenspange wirksamer als ein Gaumenbogen ist.

Qualität der Evidenz

Die Evidenz war von niedriger Qualität aufgrund der geringen Anzahl an Teilnehmern in den wenigen vorhandenen Studien und Problemen in der Art wie die Studien durchgeführt wurden. Es gab ein hohes Verzerrungsrisiko über die Studien hinweg.

Schlussfolgerung

Zahnspangen oder psychologische Interventionen scheinen zu helfen, Kindern nicht-nahrungsbezogenes Saugverhalten abzugewöhnen. Die Qualität der Evidenz ist jedoch niedrig. Es werden weitere klinische Studien von hoher Qualität benötigt, um die Entscheidungsfindung bei diesem Problem, das zu langwierigen und kostspieligen Zahnbehandlung führen kann, zu unterstützen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Cochrane Schweiz

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