Rückenschulen bei akuten und subakuten unspezifischen Kreuzschmerzen

Reviewfrage

Ziel des Reviews war es, die Wirksamkeit von Rückenschulen bei akuten und subakuten unspezifischen Kreuzschmerzen in Bezug auf Schmerzen, Behinderung, Arbeitsstatus und Nebenwirkungen (unerwünschte Ereignisse) im Vergleich mit einer anderen Behandlung, einer Plazebobehandlung (Scheinbehandlung) oder keiner Behandlung zu ermitteln.

Hintergrund

Kreuzschmerzen stellen in den westlichen Gesellschaften eine hohe Belastung dar und verursachen hohe Ausgaben in Bezug auf Behandlungskosten und Produktivitätseinbußen (Verlust an Arbeitskraft). Kreuzschmerzen sind ein weit verbreitetes Beschwerdebild, von dem täglich 12% bis 30% der Bevölkerung betroffen sind. Eine Rückenschule ist ein Behandlungsprogramm, das Beratung und Übungen beinhaltet, und das unter Anleitung einer ausgebildeten Gesundheitsfachkraft (z.B. eines Physiotherapeuten) in Gruppen durchgeführt wird. Das Konzept der Rückenschule wurde 1969 in Schweden eingeführt. In Inhalt und Dauer scheinen sich Rückenschulen inzwischen erheblich zu unterscheiden.

Die Zielgruppe dieses Reviews waren Menschen mit akuten und subakuten (zwischen akut und chronisch) unspezifischen Kreuzschmerzen. Wir definierten unspezifische Kreuzschmerzen als Schmerzen unterhalb der Schulterblätter (Scapulae) und oberhalb der Gesäßfalte ohne ermittelbare spezifische Ursache (wie z.B. eine Infektion, ein Tumor, Metastasen, Osteoporose, Rheuma, ein Knochenbruch oder ein entzündlicher Prozess). Akute und subakute Schmerzen sind Schmerzen, die nicht länger als sechs bzw. 12 Wochen andauern. Die für uns vorrangigen Endpunkte (Ergebniskriterien) waren Schmerzen und Behinderung, die weiteren Arbeitsstatus und Nebenwirkungen.

Studienmerkmale

Wir schlossen in diesen Review vier Studien ein, die wir bereits in die vorherige Version dieses Reviews eingeschlossen hatten. Dies bedeutet, dass wir im Rahmen dieser Aktualisierung keine auf die Reviewfrage passenden neuen Studien fanden. Die Behandlungsvergleiche waren zu unterschiedlich, um die Ergebnisse statistisch (rechnerisch) zusammenzufassen, und die Hälfte der Studien wies ein hohes Verzerrungsrisiko (Risiko der Verfälschung der Ergebnisse) auf. Die Qualität der Evidenz (des wissenschaftlichen Belegs) war für alle Endpunkte sehr niedrig.

Eine Studie verglich eine Rückenschule mit einer Plazebobehandlung und fand in Bezug auf Schmerzen kurzfristig keinen Unterschied zwischen den Gruppen. Hinsichtlich des Arbeitsstatus war die Arbeitsunfähigkeitsdauer der Teilnehmer an der Rückenschule im Vergleich zu den Teilnehmern der Plazebogruppe kurzfristig bedeutend (signifikant) kürzer.

Vier Studien verglichen eine Rückenschule mit einer anderen Behandlung (physiotherapeutische Maßnahmen, Myofasziale Therapie, Gelenkmanipulationen, Beratung). Insgesamt gab es in Bezug auf Schmerzen, Behinderung, Arbeitsstatus und Nebenwirkungen zu keinem Folgezeitpunkt Unterschiede zwischen den Gruppen. Nur eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass eine Rückenschule als Zusatz zu einem „Rückenbehandlungsprogramm“ (bestehend aus Physiotherapie in Kombination mit Medikamenten und Schonung) für den Endpunkt Behinderung kurzfristig wirksamer war als eine alleinige Rückenschule.

Hauptergebnisse

Die eingeschlossenen Studien reichen für eine eindeutige Beantwortung unserer Fragestellung nicht aus, und es ist sehr wahrscheinlich, dass der Einschluss weiterer, methodisch hochwertiger Studien die Schlussfolgerungen verändern wird. Rückenschulen scheinen allerdings derzeit keine verbreitete Behandlungsform für Menschen mit akuten und subakuten unspezifischen Kreuzschmerzen zu sein und werden in Leitlinien nicht empfohlen.

Qualität der Evidenz

Die Qualität der Evidenz war nach dem GRADE-Ansatz (einem speziellen Bewertungssystem für Evidenz) für alle Endpunkte sehr niedrig. Gründe hierfür waren methodische Mängel der Studien und die unzureichende Genauigkeit der Ergebnisse.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

P. Heinrich, C. Braun, Koordination durch Cochrane Schweiz

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