Medikamente, die auf Blutgefäße in bösartigen Hirntumoren abzielen

Hintergrund
Die häufigsten primären Gehirntumore bei Erwachsenen sind Gliome, die ungefähr zwei-fünftel aller primären Hirntumore ausmachen. Gliome erstrecken sich über ein Spektrum von niedrig- bis hochgradig und werden pathologisch in Grade von eins bis vier eingeteilt, entsprechend einer Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die zuletzt 2016 aktualisiert wurde. Hochgradige Gliome, einschließlich dem Glioblastom, sind schwer zu behandeln und haben eine schlechte Prognose.

Diese Tumore produzieren ein Protein, das die Bildung von neuen Blutgefäßen anregt und damit ihr Wachstum fördert (Angiogenese). Es wurden Medikamente entwickelt, um die Bildung von neuen Blutgefäßen zu verringern und das Tumorwachstum zu verlangsamen. Bevacizumab, Cediranib und Cilengitid sind anti-angiogene Medikamente, die direkt oder indirekt auf die Bildung von Blutgefäßen abzielen und bei Glioblastom in randomisierten klinischen Studien untersucht wurden.

Studienmerkmale
Nach einer umfassenden Suche bis Oktober 2018 fanden wir 11 einschlussfähige, randomisierte klinische Studien (insgesamt 3.743 Teilnehmer). Alle einschlussfähigen Studien waren auf Glioblastome begrenzt. Es gab keine einschlussfähigen Studien, die andere Arten von Gehirntumoren einschlossen. Die größten Studien wurden bei Menschen mit neu diagnostiziertem Glioblastom durchgeführt, die mit anti-angiogener Therapie behandelt wurden. Insgesamt zeigten die Studien, die in diesen systematischen Review eingeschlossen waren, keine Verbesserung im Gesamtüberleben bei der Anwendung von anti-angiogener Therapie. Insgesamt war in klinischen Studien, in denen ein Glioblastom mit Bevacizumab behandelt wurde, die Zeit bis zum Tumorwachstum verlängert (progressionsfreies Überleben).

Hauptergebnisse
Anti-angiogene Therapie führt bei Menschen mit neu diagnostiziertem Glioblastom nicht zu einer signifikanten Verlängerung des Lebens. Obwohl es bei wiederkehrendem Glioblastom keine Evidenz für eine Verlängerung der Lebenszeit über die Chemotherapie hinaus gibt, könnte es eine kleine Verbesserung im Überleben geben, wenn anti-angiogene Therapien in Kombination mit bestimmten Chemotherapie-Schemata angewandt werden. Anti-angiogene Wirkstoffe verzögern das Fortschreiten des Tumors auf MRT(Magnetresonanztomographie)-Bildern, sind aber gewöhnlich mit Nebenwirkungen, wie hohem Blutdruck und Eiweiß im Urin, verbunden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Hirth, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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