Blutdrucksenkende Medikamente zur Vorbeugung von Schlaganfällen und kardiovaskulären Erkrankungen bei Patienten, die bereits einen Schlaganfall oder eine transitorische ischämische Attacke (TIA) hatten

Fragen

Können blutdrucksenkende Medikamente Schlaganfälle, andere Erkrankungen der Blutgefäße und Demenz bei Menschen vorbeugen, die bereits einen Schlaganfall oder eine transitorische ischämische Attacke (TIA) hatten? Welches Blutdruckziel ist das beste zur Vorbeugung von Schlaganfällen, anderen Erkrankungen der Blutgefäße und Demenz bei Menschen, die bereits einen Schlaganfall oder eine TIA hatten?

Hintergrund

Über 14 Millionen Menschen weltweit sind jährlich von Schlaganfällen durch blockierte oder blutende Blutgefäße im Gehirn betroffen. Die Überlebenden eines Schlaganfalls haben ein erhöhtes Risiko, erneut einen Schlaganfall, andere Erkrankungen der Blutgefäße und Demenz zu erleiden. Hoher Blutdruck ist ein wichtiger Risikofaktor, der dieses Risiko noch verstärken kann. Blutdrucksenkende Medikamente können bekannterweise einem ersten Schlaganfall vorbeugen. Bei Überlebenden eines Schlaganfalls kann eine zu starke Senkung des Blutdrucks (mit blutdrucksenkenden Medikamenten) allerdings schädlich sein - vor allem kurz nach dem Schlaganfall. Daher fassten wir Studien zusammen, die blutdrucksenkende Medikamente untersuchten, deren Gabe mindestens 48 Stunden nach dem Schlaganfall oder der TIA begonnen wurde.

Studienmerkmale: Dieser Review ist auf dem Stand von August 2017. Wir schlossen 11 Studien mit 38.742 Teilnehmern ein: acht Studien untersuchten die Wirkung von blutdrucksenkenden Medikamenten und drei Studien verglichen verschiedene Blutdruckziele. Zehn Studien wurden in Krankenhäusern und eine in einem Setting mit Allgemeinärzten durchgeführt. Nicht alle Studien lieferten Informationen zu allen Endpunkten.

Hauptergebnisse: Blutdrucksenkende Medikamente verringerten das Risiko eines erneuten Schlaganfalls bei Patienten, die bereits einen Schlaganfall oder eine TIA hatten. Es besteht unzureichende Evidenz dafür, ob sie das Risiko für andere Erkrankungen der Blutgefäße und Demenz vermindern. Außerdem gibt es nicht genug Evidenz um festzustellen, welches Blutdruckziel für Patienten, die bereits einen Schlaganfall oder eine TIA hatten, das beste ist.

Qualität der Evidenz: Insgesamt war die Qualität der Studien in diesem Review moderat. Die Ergebnisse einer Analyse mit ausschließlich qualitativ hochwertigen Studien waren allerdings ähnlich. Mehr Forschung ist nötig, um zu untersuchen, ob blutdrucksenkende Medikamente auch Demenz vorbeugen und welche Blutdruckziele am besten für Patienten sind, die bereits einen Schlaganfall oder eine TIA hatten.

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Unsere Ergebnisse unterstützen die Verwendung von blutdrucksenkenden Medikamenten bei Personen, die bereits einen Schlaganfall oder eine TIA erlitten haben, um das Risiko eines Schlaganfallrezidivs zu senken. Die aktuelle Evidenz stammt hauptsächlich aus Studien mit ACE-Hemmern oder Diuretika. Allerdings können aus der derzeitigen Evidenz keine Schlussfolgerungen bezüglich eines optimalen systolischen Blutdruckziels nach einem Schlaganfall oder einer TIA gezogen werden.

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Hintergrund: 

Schlaganfälle sind eine wesentliche Ursache für Sterblichkeit und Behinderung weltweit. Da hoher Blutdruck ein wichtiger Risikofaktor für Schlaganfälle und Schlaganfallrezidive ist, könnten blutdrucksenkende Medikamente eine wichtige Rolle in der sekundären Schlaganfallprävention spielen.

Zielsetzungen: 

Ziel war es zu untersuchen, ob bei Menschen, die bereit einen Schlaganfall oder eine transitorische ischämische Attacke (TIA) hatten, blutdrucksenkende Medikamente, deren Gabe mindestens 48 Stunden nach dem Indexereignis begonnen wurde, bei der Prävention von Schlaganfallrezidiven, schwerwiegenden vaskulären Ereignissen und Demenz wirksam sind. Sekundäre Ziele waren die Identifikation von Subgruppen von Menschen, bei denen diese Medikamente wirksam sind, und die Untersuchung des optimalen systolischen Blutdruckziels nach einem Schlaganfall oder einer TIA, um einem Schlaganfallrezidiv, schwerwiegenden vaskulären Ereignissen und Demenz vorzubeugen.

Suchstrategie: 

Im August 2017 durchsuchten wir die Studienregister der Cochrane Stroke Group und der Cochrane Hypertension Group, das Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL; 2017, Ausgabe 8), MEDLINE Ovid (1946 bis August 2017), Embase Ovid (1974 bis August 2017), ClinicalTrials.gov, das ISRCTN Registry, Stroke Trials Registry, Trials Central und das Portal der International Clinical Trials Registry Platform der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Auswahlkriterien: 

Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) zu blutdrucksenkenden Medikamenten, mit deren Gabe mindestens 48 Stunden nach Schlaganfall oder TIA begonnen wurde.

Datensammlung und ‐analyse: 

Zwei Review-Autoren führten unabhängig voneinander Screenings aller Titel und Abstracts, die Auswahl der einschlussfähigen Studien, Datenextraktionen und Bewertungen des Risikos für Bias durch und verwendeten den GRADE-Ansatz, um die Qualität der Evidenz zu bewerten. Falls nötig kontaktierten wir den Studienverantwortlichen oder die entsprechenden Autoren für zusätzliche Daten.

Hauptergebnisse: 

Wir schlossen elf Studien mit insgesamt 38.742 Teilnehmern ein: acht Studien verglichen blutdrucksenkende Medikamente mit Placebo oder keiner Behandlung (35.110 Teilnehmer) und drei Studien verglichen verschiedene systolische Blutdruckziele (3.632 Teilnehmer). Das Risiko für Bias in den eingeschlossenen Studien war sehr unterschiedlich. Das gepoolte Risiko-Verhältnis (RR) von blutdrucksenkenden Medikamenten für Schlaganfallrezidive war 0,81 (95% Konfidenzintervall (KI) 0,70 bis 0,93; 8 RCTs; 35.110 Teilnehmer; Evidenz von moderater Qualität), für schwerwiegende vaskuläre Ereignisse 0,90 (95% KI 0,78 bis 1,04; 4 RCTs; 28.630 Teilnehmer; Evidenz von hoher Qualität) und für Demenz 0,88 (95% KI 0,73 bis 1,06; 2 RCTs; 6.671 Teilnehmer, Evidenz von hoher Qualität). Wir beobachteten hauptsächlich ein vermindertes Risiko für Schlaganfallrezidive in der Subgruppe von Teilnehmern, die einen ACE-Hemmer oder ein Diuretikum erhielten (I2 -Statistik für Subgruppen-Unterschiede 72,1%; P = 0,006). Das gepoolte RR zu intensiver Blutdrucksenkung für Schlaganfallrezidive war 0,80 (95% KI 0,63 bis 1,00) und für schwerwiegende vaskuläre Ereignisse 0,58 (95% KI 0,23 bis 1,46).

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Wenzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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