Verringerung von Übelkeit und Erbrechen bei Frauen, die einen Kaiserschnitt unter Regionalanästhesie („Teilnarkose“) durchführen lassen

Worum geht es?

Ziel dieses Cochrane Reviews war es, aus randomisierten kontrollierten Studien zu ermitteln, wie wirksam Medikamente und andere Behandlungen im Vergleich mit einer inaktiven Vergleichsgruppe (einer Placebo-Behandlung) sind, um Übelkeit und Erbrechen während und nach einem Kaiserschnitt mit Epidural- oder Spinalanästhesie (zwei Verfahren der „Teilnarkose“) zu verringern. Wir suchten nach allen für die Beantwortung unserer Fragestellung relevanten Studien (April 2020).

Warum ist das wichtig?

Frauen ziehen es häufig vor, bei der Geburt ihres Kindes wach zu sein. Deshalb wird ein Kaiserschnitt, wenn möglich, unter Regionalanästhesie (Spinal- oder Epiduralanästhesie) durchgeführt. Es kommt häufig vor, dass während bzw. unmittelbar nach einem Kaiserschnitt unter Regionalanästhesie Übelkeit und Erbrechen auftreten. Dies ist für die betroffenen Frauen belastend. Erbrechen während einer Operation kann auch eine Herausforderung für den Chirurgen darstellen. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass Erbrochenes in die Luftröhre der Mutter gelangt.

Zur Verringerung von Übelkeit und Erbrechen werden verbreitet verschiedene Medikamente eingesetzt. Es gibt auch einige nichtmedikamentöse Ansätze, wie etwa Akupressur/Akupunktur und die Gabe von Ingwer. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen zählen Kopfschmerzen, Schwindel, niedriger Blutdruck und Juckreiz.

Welche Evidenz fanden wir?

Wir fanden 69 randomisierte Studien (mit 8928 Frauen), die Daten lieferten. Die meisten Daten bezogen sich größtenteils auf geplant vorgenommene Kaiserschnitte, und die meisten Ergebnisse stützten sich auf Evidenz von niedriger oder sehr niedriger Vertrauenswürdigkeit. Dies lag daran, dass viele der Studien alt waren, mit geringen Teilnehmerinnenzahlen oder unklaren Methoden. Für einige wenige Ergebnisse gab es Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit.

5-HT3-Rezeptorantagonisten (z. B. Ondansetron, Granisetron): Diese verringern wahrscheinlich Übelkeit nach und während einer Operation (Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit) sowie Erbrechen nach einer Operation, jedoch ist die Wirkung auf Erbrechen während einer Operation unklar.

Dopaminantagonisten (z. B. Metoclopramid, Droperidol): Diese verringern möglicherweise Erbrechen während einer Operation und Übelkeit nach einer Operation, jedoch ist unklar, ob sie Übelkeit während bzw. Erbrechen nach einer Operation verringern.

Steroide (z. B. Dexamethason): Diese verringern wahrscheinlich Übelkeit sowie Erbrechen nach einer Operation, jedoch ist unklar, ob Steroide Übelkeit und Erbrechen während einer Operation verringern.

Antihistaminika (z. B. Dimenhydrinat, Cyclizin): Diese verringern möglicherweise Übelkeit nach einer Operation, bewirken jedoch nur einen geringen oder keinen Unterschied in Übelkeit und Erbrechen während einer Operation und Erbrechen nach einer Operation.

Anticholinergika (z. B. Glycopyrrolat, Scopolamin): Diese verringern möglicherweise Übelkeit während und Erbrechen nach einer Operation, bewirken jedoch möglicherweise nur einen geringen bis keinen Unterschied im Erbrechen während einer Operation. Es gab keine Studien zu Übelkeit nach einer Operation.

Sedativa (z. B. Propofol, Midazolam, Ketamin): Diese verringern wahrscheinlich Übelkeit und Erbrechen während einer Operation und möglicherweise Erbrechen nach einer Operation, jedoch ist nicht sicher, ob sie Übelkeit nach einer Operation verringern.

Opioidantagonisten (z. B. Nalbuphin): Nur eine kleine Studie lieferte Daten zu Übelkeit und Erbrechen nach Operationen und ergab, dass diese möglicherweisen nur einen geringen oder gar keinen Unterschied bewirken.

Akupressur/Akupunktur: Diese verringern möglicherweise Erbrechen während einer Operation, jedoch ist nicht sicher, ob dadurch Übelkeit während bzw. Übelkeit und Erbrechen nach einer Operation verringert wird.

Ingwer: Es ist unklar, ob die Gabe von Ingwer Übelkeit und Erbrechen während oder nach einer Operation verringert.

Nur in wenigen Studien wurde die Sicht der Frauen ermittelt. Die wenigen Daten in Bezug auf unerwünschte Wirkungen ergaben keine Unterschiede.

Was bedeutet das?

Mehrere Medikamentenklassen können möglicherweise dazu beitragen, die Zahl der Frauen, die während oder nach einer Regionalanästhesie bei Kaiserschnittgeburten Übelkeit und Erbrechen erleiden, zu verringern, obwohl mehr Daten erforderlich sind. Auch Akupressur kann eine positive Wirkung haben; in Bezug auf Ingwer jedoch fanden wir nicht genügend Daten. Nur sehr wenige Studien befassten sich mit der Sicht der Frauen, und insgesamt gab es nicht genügend Daten über mögliche unerwünschte Wirkungen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

D. Schoberer, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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