Vertebroplastie zur Behandlung von Wirbelkörperfrakturen bedingt durch Osteoporose

Hintergrund

Osteoporose ist gekennzeichnet durch dünne, zerbrechliche Knochen und kann durch ein geringfügiges Trauma zu Frakturen der Knochen in der Wirbelsäule (Wirbelkörper) führen. Diese können starke Schmerzen und Behinderung verursachen.

Vertebroplastie bedeutet die Injektion von medizinischem Zement in einen gebrochenen Wirbelkörper unter leichter Sedierung oder Vollnarkose. Der Zement härtet im Knocheninnenraum, um dort eine innere Fixation zu bilden.

Studienmerkmale

Dieser Cochrane Review ist auf dem Stand von November 2017. Die Studien verglichen Vertebroplastie mit Placebo (kein Zement injiziert; fünf Studien, 541 Teilnehmer), mit Standardbehandlung (acht Studien, 1136 Teilnehmer), mit Kyphoplastie (ähnlich, aber bevor Zement injiziert wird, wird ein Ballon im gebrochenen Wirbelkörper aufgeblasen; sieben Studien, 968 Teilnehmer) und mit Steroid-Injektion in die Facettengelenke (eine Studie, 217 Teilnehmer). Die Studien wurden in Krankenhäusern in 15 Ländern durchgeführt, die Mehrheit der Teilnehmer war weiblich, das mittlere Alter lag zwischen 63,3 und 80 Jahren und die Symptomdauer reichte von einer Woche bis sechs Monate oder länger. Acht Studien wurden zumindest teilweise von Medizintechnikunternehmen finanziert und nur zwei berichteten, dass sie an der Studie nicht mitgewirkt hatten.

Hauptergebnisse

Im Vergleich zu einem Placebo-Verfahren (Scheinbehandlung) führte die Vertebroplastie zu geringem Nutzen nach einem Monat:

Schmerzen (niedrigere Werte bedeuten weniger Schmerzen)

Auf einer Skala von 0 bis 10 Punkten zeigte sich eine Besserung von 7 % (von 3 % bis 12 % besser) oder von 0,7 Punkten (von 0,3 besser bis 1,2 besser).

• Personen, die eine Vertebroplastie hatten, bewerteten ihren Schmerz mit 4,3 Punkten.

• Personen, die Placebo erhielten, bewerteten ihren Schmerz mit 5 Punkten.

Behinderung (niedrigere Werte bedeuten weniger Behinderung)

Auf einer Skala von 0 bis 23 Punkten zeigte sich eine Besserung von 7 % (von 2 % bis 11 % besser) oder von 1,5 Punkten (von 0,4 bis 2,6 besser).

• Personen, die eine Vertebroplastie hatten, bewerteten ihre Behinderung mit 12,7 Punkten.

• Personen, die Placebo erhielten, bewerteten ihre Behinderung mit 14,2 Punkten.

Wirbelfraktur oder Osteoporose-spezifische Lebensqualität (niedrigere Werte bedeuten bessere Lebensqualität)

Auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten zeigte sich eine Besserung von 2 % (von 1 % schlechter bis 6 % besser) oder von 2,33 Punkten (von 1,41 schlechter bis 6,06 besser).

• Personen, die eine Vertebroplastie hatten, bewerteten ihre Lebensqualität im Zusammenhang mit der Fraktur mit 59,7 Punkten.

• Personen, die Placebo erhielten, bewerteten ihre Lebensqualität im Zusammenhang mit der Fraktur mit 62 Punkten.

Gesamt-Lebensqualität (höhere Werte bedeuten bessere Lebensqualität)

Auf einer Skala von 0 (= Tod) bis 1 (= vollkommene Gesundheit) zeigte sich eine Verbesserung um 5 % (von 1 % bis 9 % besser) oder um 0,05 Einheiten (von 0,01 bis 0,09 besser).

• Personen, die eine Vertebroplastie hatten, bewerteten ihre Gesamt-Lebensqualität mit 0,43 Punkten.

• Personen, die Placebo erhielten, bewerteten ihre Gesamt-Lebensqualität mit 0,38 Punkten.

Behandlungserfolg (definiert als Schmerz mäßig oder zu einem großen Teil besser)

9 % mehr Personen bewerteten ihre Behandlung als Erfolg (von 11 % weniger bis 29 % mehr) oder neun Personen mehr von 100.

• 32 von 100 Personen berichteten über einen Behandlungserfolg bei Vertebroplastie.

• 23 von 100 Personen berichteten über einen Behandlungserfolg bei Placebo.

Vergleich mit Placebo oder Standardbehandlung:

Neue symptomatische Wirbelfrakturen (innerhalb von 12 bis 24 Monaten)

3% mehr neue Frakturen mit Vertebroplastie (von 8 % weniger bis 13 % mehr) oder eine Person mehr von 100.

• 10 von 100 Menschen hatten einen neue Fraktur mit Vertebroplastie.

• 7 von 100 Menschen hatten eine neue Fraktur mit Placebo oder Standardbehandlung.

Andere schwerwiegende unerwünschte Ereignisse:

1 % weniger Personen (von 6 % weniger bis 4 % mehr) hatten andere schwerwiegende unerwünschte Ereignisse mit Vertebroplastie; die relative Veränderung war 39 % weniger (von 67 % weniger bis 10 % mehr).

• 4 von 100 Menschen berichteten andere schwerwiegende unerwünschte Ereignisse mit Vertebroplastie.

• 5 von 100 Menschen berichteten andere schwerwiegende unerwünschte Ereignisse mit Placebo.

Qualität der Evidenz

Evidenz von hoher Qualität zeigt, dass Vertebroplastie nicht zu mehr klinisch relevantem Nutzen führt als Placebo. Wir sind weniger sicher in Bezug auf das Risiko für neue Wirbelfrakturen oder anderer schwerwiegender Auswirkungen; die Qualität war moderat, bedingt durch die kleine Zahl von Ereignissen.

Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse, die auftreten könnten, sind unter anderem Rückenmarks- oder Nervenwurzelkompression aufgrund von Zementaustritt aus dem Knochen, Eindringen von Zement in die Blutbahn, Rippenfrakturen, Infektion im Knochen, Austreten von Fett in die Blutbahn, Schädigung der Rückenmarkshüllen, die zum Austritt von Rückenmarksflüssigkeit führen könnten, Narkosekomplikationen und Tod.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

L. Konrad, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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