Aspirin für Frauen, die sich einer künstlichen Befruchtung (assistierte Reproduktionstechnologie (ART)) unterziehen.

Fragestellung
Cochrane Forscher überprüften die Evidenz zur Wirksamkeit und Sicherheit von Aspirin, das mit dem Ziel eingenommen wird, die Wahrscheinlichkeit für eine Lebendgeburt bei Frauen, die sich einer künstlichen Befruchtung unterziehen, zu erhöhen.

Hintergrund
Aspirin wird üblicherweise verwendet, um die Wahrscheinlichkeit für eine Lebendgeburt bei Frauen, die künstlich befruchtet wurden, zu erhöhen. Jedoch gibt es widersprüchliche Evidenz zur Wirksamkeit der Behandlung, zum geeigneten Zeitpunkt, mit der Behandlung zu starten, sowie bei der Dauer der Behandlung. Obwohl Aspirin physiologisch gesehen eine positive Wirkung auf einige Voraussetzungen einer erfolgreichen Schwangerschaft hat, wird die Einnahme von Aspirin auch mit Fehlgeburten und vaginalen Blutungen in Verbindung gebracht. Daher war es wichtig, die derzeitige Evidenz hinsichtlich der Wirksamkeit dieser Behandlung zu untersuchen.

Studienmerkmale
Wir fanden 13 randomisierte kontrollierte Studien mit Parallelgruppen, welche Aspirin mit einem Placebo oder keiner Behandlung verglichen. Insgesamt haben 2653 Frauen, die sich einer künstlichen Befruchtung unterzogen, an den Studien teilgenommen. Die Studien wurden in den USA und in verschiedenen europäischen und asiatischen Ländern durchgeführt. Eine der eingeschlossenen Studien wurde zum Teil von einem pharmazeutischen Unternehmen, welches für die Maßnahmen relevant war, finanziert. In den meisten Studien waren die Gruppen vergleichbar und das Durchschnittsalter der Teilnehmerinnen beider Gruppen lag bei 32 Jahren. In den meisten Studien wurde eine identische Dosis des Medikaments verabreicht. Die Zeitpunkte für den Beginn der Einnahme von Apirin waren ebenfalls ähnlich. Die Studiendauer variierte, jedoch waren alle Studien lang genug, um ausreichend Daten über die berichteten Endpunkte in den jeweiligen Gruppen zu enthalten. Die Evidenz ist auf dem Stand vom 9. Mai 2016.

Ergebnisse
Es gibt keine Evidenz, die Unterschiede zwischen den Gruppen bezüglich der Rate der Lebendgeburten, klinischer Schwangerschaften, Eileiterschwangerschaften, Mehrlingsschwangerschaften, Fehlgeburten oder vaginalen Blutungen belegt. Die Anzahl der Studien war beschränkt und die Qualität der Evidenz reichte von sehr niedrig bis moderat. Die Daten zu Komplikationsraten beim IVF/ICSI-Verfahren oder während der Schwangerschaft und der Geburt waren entweder sehr begrenzt oder fehlten. Bei dieser zweiten Aktualisierung konnten wir keine neuen Daten aus ergänzenden Studien hinzufügen, da wir keine neuen RCTs gefunden haben, die über diese Endpunkte aus den zuvor beschriebenen Vergleichen berichteten. Basierend auf der verfügbaren Evidenz kommen wir zum selben Ergebnis wie in der ersten Version dieses Reviews: kein einzeln gemessener Endpunkt konnte einen Nutzen von Aspirin aufzeigen. Derzeit gibt es keine Evidenz, die die Verwendung von Aspirin als Behandlungsunterstützung, um die Schwangerschaftsraten bei einer künstlichen Befruchtung zu verbessern, unterstützt.

Qualität der Evidenz
Die Qualität der Evidenz war in Bezug auf die Lebendgeburten von moderater Qualität und bezüglich der anderen Endpunkte von sehr niedriger bis moderater Qualität. Die hauptsächlichen Einschränkungen der Evidenz waren eine unzureichende Berichterstattung der Studienmethoden, Publikationsbias und der Mangel an Studien, die die gewünschten Endpunkte untersuchten.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

H. Schilling, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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