Kortikosteroide bei bakterieller Meningitis (Hirnhautentzündung)

Fragestellung

Wir begutachteten die Evidenz über die Wirkung von Kortikosteroiden auf Sterblichkeit, Hörverlust und/oder neurologische Folgekrankheiten (wie Hörverlust, neurologische Ausfälle) bei Erwachsenen und Kindern mit akuter bakterieller Meningitis.

Hintergrund

Bei der akuten bakteriellen Meningitis handelt es sich um eine Infektion der Hirnhaut (das Membransystem, welches das Gehirn und das Rückenmark umhüllt). Sie ist oft Ursache für Hörverlust. Die bakterielle Meningitis hat trotz der Behandlung mit geeigneten Antibiotika bei 5 bis 40% der erkrankten Kinder und bei 20 bis 50% der erkrankten Erwachsenen einen tödlichen Ausgang. Sie wird durch Bakterien verursacht, die meistens von einer Infektion der Ohren oder Atemwege auf die Hirnhaut übergehen, und wird mit Antibiotika behandelt.

Bei Kortikosteroiden handelt es sich um Medikamente, welche die durch die Infektion verursachte Entzündung abschwächen können. Von dieser Entzündung wurde in Meningitis-Studien anhand von Tierversuchen nachgewiesen, dass sie den Schaden am Nervensystem vergrößern kann. Die Forschung zur Anwendung von Kortikosteroiden zusätzlich zu Antibiotika ergab widersprüchliche Ergebnisse.

Wir wollten wissen, ob die Anwendung von Kortikosteroiden zu besseren oder schlechteren Ergebnissen führt als ein Placebo.

Studienmerkmale

Die Evidenz ist auf dem Stand vom Februar 2015. Wir fanden 25 Studien mit 4121 Teilnehmern mit akuter bakterieller Meningitis. Sieben Studien wurden an Erwachsenen (über 16 Jahre) durchgeführt, zwei schlossen sowohl Kinder als auch Erwachsene ein, und die übrigen wurden an Kindern durchgeführt. In 22 Studien handelte es sich bei dem verwendeten Kortikosteroid um Dexamethason, in den drei übrigen wurde Hydrocortison oder Prednison verwendet. Neun Studien wurden in einkommensschwachen Ländern und 16 in einkommensstarken Ländern durchgeführt.

Hauptergebnisse

Dieser Review zeigte, dass Dexamethason die Sterberate nicht signifikant verringerte (17,8% im Vergleich zu 19,9%). Bei den mit Kortikosteroiden behandelten Patienten erlitt ein signifikant geringerer Anteil der Patienten schwere Hörverluste (6,0% im Vergleich zu 9,3%), Hörschäden (13,8% anstatt 19,0%) oder neurologische Folgeerkrankungen (17,9% anstatt 21,6%).

Eine Auswertung nach den verschiedenen, Meningitis verursachenden Bakterien zeigte, dass die Sterblichkeitsrate bei Patienten mit einer von Streptococcus pneumoniae (S pneumoniae) verursachten Meningitis, die mit Kortikosteroiden behandelt wurden, geringer war (29,9% anstatt 36,0%). Bei Patienten mit einer Meningitis, die durch Haemophilus influenzae (H influenzae) oder Neisseria meningitidis (N meningitidis) verursacht wurde, war keine Veränderung der Sterblichkeit festzustellen.

In einkommensstarken Ländern gab es mit Kortikosteroiden weniger Fälle von schwerem Hörverlust, Hörschäden und kurzfristigen neurologischen Folgeerkrankungen. In einkommensschwachen Ländern war keine positive Wirkung einer Kortikosteorid-Therapie festzustellen.

Bei Kindern mit einer durch H influenzae verursachten Meningitis verringerten Kortikosteoride die Hörverlust-Rate (4% im Vergleich zu 12%), jedoch nicht bei Kindern mit einer durch andere Bakterien verursachten Meningitis.

Dexamethason erhöhte die Häufigkeit von wiederkehrendem Fieber (28% anstatt 22%), wurde aber nicht mit anderen unerwünschten Ereignissen in Verbindung gebracht.

Qualität der Evidenz

Von 25 Studien waren fünf von hoher Qualität, 14 von mittlerer Qualität und 7 von niedriger Qualität, woraus sich insgesamt eine Evidenz von moderater Qualität ergibt.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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