Selbstmanagement für Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung

Fragestellung des Reviews
Wir begutachteten die aktuelle Evidenz zu den Wirkungen von Selbstmanagement-Interventionen für Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Wir begutachteten insbesondere die Wirksamkeit dieser Interventionen auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL) und COPD-bedingte Krankenhauseinweisungen. Außerdem wollten wir anhand der Anzahl von Sterbefällen beurteilen, ob Selbstmanagement-Maßnahmen sicher sind.

Hintergrund
COPD ist eine häufig vorkommende chronische Lungenerkrankung, die sich mit der Zeit allmählich verschlimmert und Symptome wie Atemnot, Husten, pfeifende Atemgeräuschen und eine vermehrte Produktion von Sputum (Schleim) bewirkt. Dies führt bei Menschen mit COPD zu einer Beeinträchtigung des Wohlbefindens (Verringerung der HRQoL). Selbstmanagement-Interventionen ermutigen Menschen, die nötigen Fähigkeiten und Verhaltensweisen zu entwickeln, um ihre Krankheit und die mit ihr möglicherweise verbundenen emotionalen und praktischen Probleme erfolgreich zu bewältigen. Im Rahmen dieser Aktualisierung begutachteten wir die aktuelle Evidenz zu den Wirkungen von Selbstmanagement-Interventionen auf die HRQoL, COPD-bedingte Krankenhauseinweisungen, Sterbefälle jeglicher Ursache, COPD-bedingte Sterbefälle sowie andere gesundheitsbezogene Endpunkte.

Zeitpunkt der Literatursuche
Wir suchten bis Januar 2020 nach Studien.

Studienmerkmale
Wir schlossen 27 Studien mit insgesamt 6008 Teilnehmenden ein, in denen die Wirksamkeit und Sicherheit von COPD-Selbstmanagement-Interventionen untersucht wurde. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden betrug zwischen 57 und 74 Jahre. Zwischen 33 % und 98 % der Teilnehmenden an den Studien waren männlich. Die Studien wurden auf vier verschiedenen Kontinenten durchgeführt (15 in Europa, acht in Nordamerika, eine in Asien und vier in Ozeanien; eine Studie wurde sowohl in Europa als auch in Ozeanien durchgeführt). In allen Studien gab es Kontrollgruppen mit Teilnehmenden, die die Regelversorgung erhielten, d. h. die für Menschen mit COPD übliche Versorgung. Die Dauer der Studien betrug zwischen zweieinhalb und 24 Monate.

Kernaussagen
Im Vergleich zur Regelversorgung verbesserten Selbstmanagement-Interventionen die HRQoL von Menschen mit COPD, die jedoch nicht groß genug war, um einer klinisch bedeutsamen Verbesserung zu entsprechen. Zudem verringerte sich die Zahl der Teilnehmenden mit mindestens einer COPD-bedingten Krankenhauseinweisung bei denjenigen Teilnehmenden, die an einer Selbstmanagement-Intervention teilnahmen. Wir fanden keinen Unterschied in der Zahl der Sterbefälle zwischen den Gruppen, die eine Selbstmanagement-Intervention und die Regelversorgung erhielten, was die Sicht stützt, dass COPD-Selbstmanagement-Interventionen wahrscheinlich keinen Schaden bewirken. Wir achteten streng darauf, nur Studien einzuschließen, die unserer Definition einer COPD-Selbstmanagement-Intervention entsprachen. Dennoch unterschieden sich die Studien in Bezug auf die verwendeten Interventionsanteile, die Dauer der Selbstmanagement-Interventionen und die untersuchten Patientengruppen erheblich voneinander. Zu beachten ist, dass die Unterschiedlichkeit (Heterogenität) zukünftiger Interventionen unvermeidlich sein wird, da ein individueller Zuschnitt von Selbstmanagement-Interventionen wünschenswert ist; es wird niemals eine „Einheits-Intervention“ geben, die allen Patienten gerecht wird.

Qualität der Evidenz
Unser Vertrauen in die wichtigsten Ergebnisse dieses Reviews variiert zwischen „sehr niedrig“ bis „moderat“, was auf das Wesen von COPD-Selbstmanagement-Interventionen zurückzuführen ist - in keiner der Studien wurde verhindert, dass die Teilnehmenden und das Studienpersonal wussten, welche Behandlung die Teilnehmenden erhielten. Außerdem lieferte keine der Studien genaue Informationen darüber, inwieweit sich die Teilnehmenden an die Selbstmanagement-Interventionen hielten oder ob im Verlauf der Studie weitere Behandlungen durchgeführt wurden. Daher konnte die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für keine der Studien höher als "moderat" bewertet werden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

D. Jassim, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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