Einsatz von Trizyklika und verwandten Medikamenten zur Behandlung von Bettnässen im Kindesalter

Hintergrund:
Bettnässen (nächtliche Enuresis oder Enurese) bezeichnet den unwillkürlichen Urinverlust im Schlaf, ohne dass eine körperliche Ursache vorliegt. Es kann zu sozialen, emotionalen und psychischen Problemen sowie einem Verlust an Lebensqualität führen. Rund 15% bis 20% aller fünfjährigen Kinder und bis zu 2% der Erwachsenen sind davon betroffen. Gegen das Bettnässen werden verschiedene Arzneimittel eingesetzt, sowohl als Einzelbehandlung als auch in kombinierter Form. Trizyklika sind Antidepressiva, die bereits seit den sechziger Jahren zur Behandlung von Bettnässen verwendet werden. Wirksam gegen Einnässen sind sie vermutlich aufgrund ihrer krampflösenden Wirkung auf die Blase. Für diesen Review wurden 64 Studien zu Trizyklika ausgewertet, an denen 4071 Kinder beteiligt waren.

Hauptergebnisse:
Das am häufigsten gegen Bettnässen verwendete trizyklische Antidepressivum ist Imipramin. Im Vergleich zum Plazebo verringern Trizyklika während der Behandlungsphase die Häufigkeit des Einnässens um etwa eine Nacht pro Behandlungswoche, und rund ein Fünftel der Kinder bleiben 14 Nächte lang trocken. Allerdings setzt bei den meisten von ihnen das Bettnässen wieder ein, sobald die Trizyklika abgesetzt werden.

Unerwünschte Wirkungen:
Trizyklika sind ebenso wirksam wie Desmopressin, das andere häufig eingesetzte Medikament. Sie haben jedoch mehr unerwünschte Nebenwirkungen, z.B. Krampfanfälle oder Beeinträchtigungen von Herz, Leber und Blut, einschließlich einer Verringerung der Anzahl weißer Blutkörperchen. Dies kann vor allem bei Überdosierung ernste Folgen haben. Aufgrund der verfügbaren Evidenz ist davon auszugehen, dass Alarmgeräte eine wirkungsvollere Behandlungsmethode gegen das Bettnässen sind als Trizyklika. Zudem haben sie keine Nebenwirkungen. Auch ihre Langzeitwirkung nach Behandlungsende ist besser, allerdings erfordert die Behandlung einen größeren Einsatz sowohl vom Kind als auch von Seiten seiner Familie, um wirksam zu sein.

Einschränkungen des Reviews:
Die meisten in den Review einbezogenen Studien sind veraltet (die jüngste stammt von 2008), klein angelegt und minderwertig. Darüber hinaus enthalten sie unzureichende Informationen, um das Bias-Risiko bestimmen zu können. Die Evidenz dieses Reviews ist auf dem Stand vom 30. November 2015.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Bayerlein, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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