Behandlungen zur Verhinderung und Therapie von Schmerzen im unteren Rücken und Becken während der Schwangerschaft

Fragestellung

Wir suchten nach Evidenz zu den Wirkungen jeglicher Behandlung, mit der in der Schwangerschaft Schmerzen im unteren Rücken und/oder im Becken verhindert oder gelindert werden. Wir wollten auch wissen, ob die Behandlungen Berufsunfähigkeit oder Krankschreibungen verringerten und ob bei den Schwangeren Nebenwirkungen auftraten.

Hintergrund

Schmerzen im unteren Rücken und/oder im Becken gehören zu den häufigen Beschwerden in der Schwangerschaft und werden in deren Verlauf oft stärker. Die Schwangere kann durch die Schmerzen im Alltag, bei der Arbeit und im Schlaf eingeschränkt sein. Wir wollten herausfinden, ob eine Behandlung oder eine Kombination mehrerer Behandlungen für Frauen mit solchen Beschwerden besser ist als die übliche Schwangerenvorsorge.

Studienmerkmale

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 19. Januar 2015. Wir schlossen 34 randomisierte Studien mit 5121 Schwangeren im Alter zwischen 16 und 45 Jahren in diesen aktualisierten Review ein. Die Frauen befanden sich in der 13. bis 39. Schwangerschaftswoche. Die Studien untersuchten verschiedene Behandlungen für Schwangere mit Schmerzen im unteren Rücken und/oder Becken. Alle Behandlungen erfolgten zusätzlich zur üblichen Schwangerschaftsvorsorge und wurden in 23 Studien mit der üblichen Schwangerschaftsvorsorge allein verglichen. In den verschiedenen Studien wurden die die Symptome der Frauen auf unterschiedliche Arten erfasst, die von Selbstauskünften zu Schmerzen und Krankschreibungen bis zu den Ergebnissen spezifischer Tests reichten.

Hauptergebnisse

Schmerzen im unteren Rücken

Als wir die Ergebnisse aus 7 Studien (645 Frauen) kombinierten, in denen verschiedene Übungen außerhalb des Wassers mit der üblichen Schwangerschaftsvorsorge verglichen wurden, verbesserten die Übungseinheiten (über 5 bis 20 Wochen) den Grad der Schmerzen im unteren Rücken sowie den Grad der Eingeschränktheit im Alltag.

Beckenschmerzen

Für Behandlungen von Beckenschmerzen liegt weniger Evidenz vor. 2 Studien kamen zu dem Schluss, dass Frauen, die an Gruppenübungen teilnahmen und Informationen zum Umgang mit ihren Schmerzen erhielten, im Vergleich zu Frauen in der üblichen Schwangerschaftsvorsorge keinen Unterschied bei ihren Beckenschmerzen angaben.

Schmerzen im unteren Rücken und Becken

Die kombinierten Ergebnisse aus 4 Studien (1176 Frauen) zeigten, dass ein 8- bis 12-wöchiges Übungsprogramm die Anzahl der Frauen verringerte, die über Schmerzen im unteren Rücken und im Becken berichteten. Übungen außerhalb des Wassers in verschiedenen Ausprägungen verringerten in 2 Studien (1062 Frauen) ebenfalls Krankschreibungen aufgrund von Schmerzen im unteren Rücken und im Becken.

2 weitere Studien (374 Frauen) kamen jedoch zu dem Schluss, dass Gruppenübungen plus Informationen weder Beckenschmerzen noch Schmerzen im unteren Rücken besser verhinderten als die übliche Schwangerschaftsvorsorge.

In mehreren Einzelstudien wurden verschiedene Behandlungen geprüft. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass Kraniosakraltherapie, Osteopathie oder eine multimodale Maßnahme (manuelle Therapie, Übungen und Aufklärung) einen Nutzen bringen kann.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung waren in keiner Studie anhaltende Nebenwirkungen aufgetreten.

Qualität der Evidenz und Schlussfolgerungen

Evidenz von niedriger Qualität deutet darauf hin, dass Übungen Schmerzen und Behinderungen im Alltag bei Frauen mit Schmerzen im unteren Rücken verbessern, und es gibt Evidenz von moderater Qualität, dass Übungen bei Frauen mit Schmerzen im unteren Rücken und Becken zu weniger Krankschreibungen führen und dass insgesamt weniger Frauen von Schmerzen in diesen Bereichen berichten. Die Qualität der Evidenz leitet sich aus Problemen mit dem Studienaufbau, geringen Teilnehmerzahlen und unterschiedlichen Ergebnissen ab. Infolgedessen sind wir der Meinung, dass zukünftige Studien unsere Schlussfolgerungen mit hoher Wahrscheinlichkeit verändern werden. Es gibt einfach nicht genügend Evidenz von guter Qualität, um fundierte Entscheidungen über die Behandlung solcher Beschwerden zu treffen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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