Kernaussage
Das Absetzen von Blutverdünnern vor oder während des Einsetzen eines kardiales implantierbares elektronisches Geräte (engl.= cardiac implantable electronic device, CIED), hat möglicherweise im Vergleich zur kontinuierlichen Einnahme von Blutverdünnern keinen Einfluss auf die Bildung von Blutgerinnseln oder das Auftreten von Blutungen.
Was sind kardiale implantierbare elektronische Geräte für das Herz?
Manchmal schlägt das Herz eines Menschen nicht im normalen Takt (Herzrhythmus). Das kann dazu führen, dass das Herz das Blut nicht mehr richtig durch den Körper pumpen kann. Außerdem kann sich das Risiko von Blutgerinnseln erhöhen. Um dieses Problem zu lösen, können Ärzt*innen ein kardiales implantierbares elektrisches Hilfsgerät für das Herz (CIED, z.B. Herzschrittmacher, implantierbarer Defibrillator) einsetzen.
Ein CIED wird unter die Haut im Brustkorb implantiert. Es kann Stromstöße über eine oder mehrere Elektroden ins Herz senden und hilft dabei, dass das Herz in einem normalen Rhythmus schlägt. Das Gerät wird durch einen chirurgischen Eingriff eingesetzt. Manche Menschen, die ein CIED benötigen, nehmen auch Medikamente zur Blutverdünnung ein, was die Operation risikoreicher machen kann.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, ob es besser ist, die Einnahme von Blutverdünnern vor und während einer CIED-Operation zu pausieren oder fortzuführen. Wir untersuchten, ob durch das Absetzen der Blutverdünner weniger Blutgerinnsel, Blutungen oder Schlaganfälle auftreten. Wir untersuchten auch, ob mehr Problemen auftreten, wenn die Betroffenen weiter Blutverdünner einnehmen.
Wie gingen wir vor?
Wir wendeten ein etabliertes, strukturiertes Verfahren an, um alle randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) zu finden, die bis zum 26. November 2021 veröffentlicht wurden. Wir schlossen alle RCTs ein, in denen verglichen wurde, ob es besser ist, die Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten zu pausieren oder fortzuführen, wenn Patienten sich einer Operation zur Implantation eines CIEDs unterziehen. Bei RCTs werden die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip (wie beim Werfen einer Münze) entweder einer Gruppe zugewiesen, die keine Blutverdünner mehr einnimmt, oder einer Gruppe, die weiterhin Blutverdünner einnimmt.
Was fanden wir heraus?
Zehn RCTs mit insgesamt 2221 Teilnehmenden wurden in unseren Review einbezogen. In sechs Studien wurde ein Blutverdünner namens Warfarin untersucht, der zur Behandlung und Vorbeugung von Blutgerinnseln eingesetzt wird. Vier Studien untersuchten so genannte direkte orale Antikoagulanzien, eine Klasse von Blutverdünnern, die anders wirken als Warfarin, aber eine ähnliche blutverdünnende Wirkung haben und ebenfalls zur Vorbeugung von Blutgerinnseln eingesetzt werden. Die Nachbeobachtung der Teilnehmenden lag zwischen einem halben Monat und drei Monaten. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden lag zwischen 68 und 75 Jahren.
Hauptergebnisse
Das Absetzen von Warfarin hat möglicherweise im Vergleich zur fortgesetzten Einnahme beim Einsetzen eines CIEDs keinen wesentlichen Einfluss auf das Risiko von Blutgerinnseln oder Blutungen.
Ebenso hat das Absetzen direkter oraler Antikoagulanzien vor einer CIED-Implantation möglicherweise keinen wesentlichen Einfluss auf das Risiko von Blutgerinnseln oder Blutungen verglichen mit der fortgesetzten Einnahme.
Was schränkt die Evidenz ein?
Die in diesem Review untersuchten Studien wiesen große Unterschiede in Bezug auf Studiendesign, Teilnehmende, angewandte Methoden und berichtete Endpunkte auf.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von November 2021. Eine aktualisierte Fassung dieses Reviews ist in Arbeit.
B. Schindler, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland