Physiologische Tracking- und Trigger-/Frühwarnsysteme für den Einsatz in der Entbindungspflege

Wie lautet die Frage?

Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es, anhand von randomisierten kontrollierten Studien herauszufinden, ob der Einsatz einfacher Überwachungsinstrumente hilfreich ist, um auf klinische Probleme aufmerksam zu machen und schwere Erkrankungen oder Todesfälle bei schwangeren Frauen und in deren ersten sechs Wochen nach der Geburt zu verringern. Beispiele für solche Instrumente sind Track-and-Trigger-Systeme oder Frühwarnsysteme, die in der Geburtshilfe neben dem Bett aufbewahrt werden.

Warum ist das wichtig?

Während der Schwangerschaft treten im Körper einer Frau viele natürliche funktionelle Veränderungen auf. Infolgedessen kann eine schwangere Frau, die gesund und wohlauf zu sein scheint, schnell sehr krank werden. Dies wird als klinische Verschlechterung bezeichnet. Wenn sie nicht früh genug erkannt und erfolgreich behandelt wird, kann die Schwangere schwer erkranken oder sogar sterben. Beispiele sind schwere Blutungen, die Entwicklung von Krämpfen bei Frauen mit hohem Blutdruck, Blutgerinnsel und schwere Infektionen. Einfache Hilfsmittel oder Grafiken können von Geburtshelfenden (Hebammen und Ärztinnen und Ärzten) verwendet werden, um Informationen über den Gesundheitszustand der Frau zu erfassen. Zu den aufgezeichneten Gesundheitsdaten gehören Blutdruck, Pulsfrequenz, Atemfrequenz, Körpertemperatur und andere Gesundheitsdaten, wie Urinausscheidung und geistige Wachsamkeit. Die Instrumente wurden so eingeführt, dass die Maßnahmen zusammen beobachtet, aufgezeichnet und interpretiert werden und nicht als Einzelmaßnahmen. Damit soll festgestellt werden, ob eine schwere Krankheit bereits vorliegt oder sich entwickeln könnte. Das medizinische Personal kann dann eingreifen, um schwere Schäden zu verhindern.

Welche Evidenz haben wir gefunden?

Wir haben am 28. Mai 2021 nach Evidenz gesucht und zwei Studien gefunden, die ein Frühwarnsystem mit der Standardversorgung verglichen. Eine Studie wurde an einem einzigen Zentrum durchgeführt, an der 700 Frauen teilnahmen. Die zweite Studie war eine sogenannte 'Stepped-Wedge-Studie' (mehrere Zentren, die zu "Clustern" zusammengefasst wurden), an der 536‘ 233 Frauen teilnahmen. Verschiedene Gruppen von Zentren führten das Instrument im Laufe der Zeit ein, bis es alle Zentren es verwendeten. Beide Studien wurden in ressourcenarmen Gesundheitseinrichtungen durchgeführt. Bei den Instrumenten handelte es sich um den 'Saving Mothers Score' (SMS) und das CRADLE Vital Sign Alert-Gerät (VSA). Das Risiko einer Verzerrung war bei den beiden Studien gering oder unklar.

Wir haben festgestellt, dass die Instrumente die Zahl der Todesfälle bei Müttern wahrscheinlich nicht verringern. Wenn ein Frühwarnsystem verwendet wird, kann es bei Frauen weniger zu schweren Blutungen (oder Hämorrhagien) kommen. Dieses Ergebnis wurde durch eine niedrige Qualität der Evidenz gestützt. Wir haben auch festgestellt, dass die untersuchten Instrumente bei einer potenziell lebensbedrohlichen Reaktion des Körpers auf eine Infektion (Sepsis), bei Bluthochdruck mit Wassereinlagerungen, Eiweiß im Urin und Krämpfen (Eklampsie), bei einer schweren Erkrankung in der Schwangerschaft, die das Blut und die Funktionsweise der Leber beeinträchtigt (HELLP), oder bei der Einweisung in eine Intensivstation (ICU) wenig oder gar keinen Unterschied machen können. Die Anwendung der Instrumente verkürzt wahrscheinlich die Zeit, die eine Frau im Krankenhaus verbringt (moderate Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Wir haben auch festgestellt, dass die Hilfsmittel möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Einfluss auf den Tod des Babys im ersten Monat nach der Geburt (neonataler Tod) haben. Dieses Ergebnis wurde durch geringe Vertrauenswürdigkeit der Evidenz gestützt. Keine der beiden eingeschlossenen Studien berichtete über die finanziellen Auswirkungen.

Was bedeutet das?

Der Einsatz von Frühwarnsystemen für Frauen in der Geburtshilfe in ressourcenarmen Gebieten kann schwere Blutungen verringern und wahrscheinlich die Aufenthaltstage einer Frau im Krankenhaus reduzieren, nicht aber die Zahl der Todesfälle bei Müttern oder Säuglingen. Es sind weitere Studien über die verschiedenen Frühwarnsysteme in ressourcenarmen Gebieten erforderlich. Außerdem sind Studien in Gebieten mit mittleren und hohen Ressourcen sowie bei schwangeren Frauen mit hohem und niedrigem Risiko erforderlich.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. A. Genier, A. Walther, freigegeben durch Cochrane Schweiz. Unterstützt von Fondation SANA (www.fondation-sana.ch)

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