Psychologische Interventionen zur Behandlung von Fußgeschwüren und zur Vorbeugung ihres Wiederauftretens bei Menschen mit Diabetes

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Wir konnten nicht ermitteln, ob psychologische Interventionen für Menschen mit einem aktiven diabetischen Fußgeschwür oder einem diabetischen Fußgeschwür in der Vorgeschichte von Nutzen sind, um eine vollständige Wundheilung zu erreichen oder ein Wiederauftreten zu verhindern. Dies liegt daran, dass es nur wenige Studien zu psychologischen Interventionen in diesem Bereich gibt. Von den eingeschlossenen Studien erhoben nur wenige alle interessierenden Endpunkte. In den Studien, in denen dies der Fall war, stuften wir die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz anhand der GRADE-Kriterien als sehr niedrig ein.

Den gesamten wissenschaftlichen Abstract lesen...
Hintergrund: 

Das diabetische Fußsyndrom (DFS) kann als eine vollflächige Wunde unterhalb des Knöchels definiert werden und ist eine Hauptkomplikation der Diabetes mellitus. Auch bei bestmöglicher Behandlung heilen viele Wunden nicht, und wenn sie es tun, bleibt das Risiko des Wiederauftretens eines DFS hoch. Das Vertrauen in die persönliche Kontrolle, oder Einflussmöglichkeit, auf die Ulzeration ist mit einem höheren Einsatz bei der Selbstversorgung des DFS verbunden. Psychologische Interventionen zielen darauf ab, den Grad der psychischen Belastung zu reduzieren und die Betroffenen darin zu bestärken, sich selbst zu versorgen. Es gibt Evidenz dafür, dass sich diese Interventionen positiv auf die Wundheilungsrate auswirken können.

Zielsetzungen: 

Ziel des Reviews war die Ermittlung der Wirkungen psychologischer Interventionen auf die Heilung und das Wiederauftreten des DFS.

Suchstrategie: 

Wir durchsuchten im September 2019 das Cochrane Wounds Specialised Register, das Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL), Ovid MEDLINE (einschließlich In-Process & Other Non-Indexed Citations), Ovid Embase und EBSCO CINAHL Plus. Außerdem durchsuchten wir klinische Studienregister nach laufenden und unveröffentlichten Studien und prüften die Referenzlisten relevanter eingeschlossener Studien sowie von Reviews, Metaanalysen und HTA-Berichten (health technology assessments, HTA), um weitere Studien zu identifizieren. Es gab keine Einschränkungen hinsichtlich der Sprache, des Datums der Veröffentlichung oder des Durchführungsortes der Studien.

Auswahlkriterien: 

Wir schlossen randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) und Quasi-RCTs ein, die psychologische Interventionen im Vergleich zur Standardversorgung, Schulungsmaßnahmen oder einer anderen psychologischen Intervention untersuchten. Unsere primären Endpunkte waren der Anteil der vollständig abgeheilten Wunden, die Zeit bis zur vollständigen Wundheilung, die Zeit bis zum Wiederauftreten und die Häufigkeit des Wiederauftretens.

Datensammlung und ‐analyse: 

Vier Review-Autoren überprüften unabhängig voneinander die Titel und Abstracts der durch die Suchstrategie identifizierten Studien auf ihre Eignung für den Einschluss in den Review. Drei Autoren überprüften unabhängig voneinander alle potenziell relevanten Studien anhand der Einschlusskriterien und führten die Datenextraktion, die Bewertung des Risikos für Bias und die GRADE-Bewertung der Vertrauenswürdigkeit der Evidenz durch.

Hauptergebnisse: 

Wir fanden sieben Studien, die die Einschlusskriterien erfüllten, mit insgesamt 290 Teilnehmenden: sechs RCTs und einen Quasi-RCT. Die Studien wurden in Australien, den USA, Großbritannien, Indonesien, Norwegen und Südafrika durchgeführt. Drei Studien verwendeten eine Beratung als Intervention und eine Studie bewertete eine Intervention, die darauf abzielte, das Verständnis von Wohlbefinden zu verbessern. Eine RCT untersuchte ein Entspannungstraining mit Biofeedback und eine RCT eine psychosoziale Intervention, die auf kognitiver Verhaltenstherapie basiert. In einer Quasi-RCT wurde die Motivation bewertet und wurde die Intervention entsprechend angepasst.

Aufgrund der Heterogenität der identifizierten Studien wurde eine statistische (rechnerische) Zusammenfassung der Daten als ungeeignet erachtet, weshalb wir eine narrative (beschreibende) Synthese präsentieren. Die Vergleiche waren (1) eine psychologische Intervention im Vergleich zur Standardversorgung und (2) eine psychologische Intervention im Vergleich zu einer anderen psychologischen Intervention.

Wir sind unsicher, ob es einen Unterschied zwischen einer psychologischen Intervention und der Standardbehandlung für Menschen mit diabetischen Fußulzerationen gibt, bezogen auf den Anteil der vollständig geheilten Wunden (zwei Studien, Daten nicht statistisch (rechnerisch) zusammengefasst, erste Studie RR 6,25, 95% KI 0,35 bis 112,5; 16 Teilnehmende, zweite Studie RR 0,59, 95% KI 0.26 bis 1,39; 60 Teilnehmende), das Wiederauftreten von Fußgeschwüren nach einem Jahr (zwei Studien, Daten nicht statistisch (rechnerisch) zusammengefasst, erste Studie RR 0,67, 95% KI 0,32 bis 1,41; 41 Teilnehmende, zweite Studie RR 0,63, 95% KI 0,05 bis 7,90; 13 Teilnehmende) oder die gesundheitsbezogenen Lebensqualität (eine Studie, MD 5,52, 95% KI .-5,80 bis 16,84; 56 Teilnehmende). Diese Bewertung basiert auf Evidenz von sehr niedriger Vertrauenswürdigkeit, die wir aufgrund von sehr schwerwiegenden methodischen Einschränkungen der Studien, dem Risiko für Bias und der unzureichenden Genauigkeit der Ergebnisse herabgestuft haben.

Wir sind uns nicht sicher, ob es einen Unterschied im Anteil der vollständig geheilten Wunden bei Menschen mit diabetischen Fußgeschwüren gibt, je nachdem, ob sie eine psychologische Intervention vergleichen mit einer anderen psychologische Intervention erhalten (eine Studie, RR 2,33, 95% KI 0,92 bis 5,93; 16 Teilnehmende). Diese Bewertung basiert auf Evidenz von sehr niedriger Vertrauenswürdigkeit, die wir aufgrund von sehr schwerwiegenden methodischen Einschränkungen der Studien, dem Risiko für Bias und der unzureichenden Genauigkeit der Ergebnisse herabgestuft haben.

Die Zeit bis zur vollständigen Wundheilung wurde in zwei Studien berichtet, jedoch nicht in einer Weise, die dazu geeignet war, die Ergebnisse in diesen Review aufzunehmen. Eine Studie berichtete über die Selbstwirksamkeit und zwei Studien berichteten über die Lebensqualität, aber nur eine Studie berichtete über die Lebensqualität in einer Weise, die es uns ermöglichte, Daten für diesen Review zu entnehmen. Keine Studie untersuchte den anderen primären Endpunkt (Zeit bis zum Wiederauftreten) oder sekundäre Endpunkte (Amputationen (größere oder distale) oder Kosten.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Eva-Maria Panfil, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

Tools
Information

Cochrane Kompakt ist ein Gemeinschaftsprojekt von Cochrane Schweiz, Cochrane Deutschland und Cochrane Österreich. Wir danken unseren Sponsoren und Unterstützern. Eine Übersicht finden Sie hier.