Melatonin zur Verbesserung des Schlafes auf Intensivstation

Hintergrund

Patienten auf der Intensivstation haben einen schlechten Schlaf. Dies kann durch konstant hohe Geräuschpegel, 24-Stunden-Beleuchtung auf der Intensivstation sowie durch die vermehrten und störenden Pflegemaßnahmen (wie die Messung von Blutdruck, Puls und Temperatur, Blutentnahme, Medikamentengabe usw.) verursacht werden. Fehlender Schlaf beeinflusst die körperliche und geistige Gesundheit von Menschen. Es ist anerkannt, dass Schlaf eine unverzichtbare Voraussetzung für eine gute Gesundheit ist. Schlaf hat eine regenerierende Wirkung, und es wird angenommen, dass er Heilung und Überleben bei Schwerkranken verbessert. Die Qualität ihres Schlafes wird von Patienten auf der Intensivstation als schlecht empfunden. Melatonin ist ein im Körper produziertes Hormon zur Regulierung eines täglichen Zyklus aus Schlaf und Wachzustand. Während der Nachtstunden auf der Intensivstation kann das künstliche Licht die natürliche Melatoninproduktion des Körpers beeinträchtigen, was bei schwer kranken Patienten den Schlafzyklus beeinflussen kann.

Fragestellung

Es sollte beurteilt werden, ob Melatonin die Quantität und Qualität des Schlafes bei Erwachsenen auf Intensivstation und ihre körperliche und psychische Gesundheit verbessert.

Studienmerkmale

Die Evidenz ist auf dem Stand von September 2017. Wir schlossen vier Studien mit 151 Teilnehmern in diesen Review ein. Alle Teilnehmer waren schwer krank und befanden sich auf der Intensivstation. Alle Studien verglichen Melatonin mit keinem Wirkstoff (eine inaktive Substanz namens Placebo) oder mit der Regelversorgung.

Hauptergebnisse

Wir haben die Daten der vier eingeschlossenen Studien nicht kombiniert. Drei Studien setzten Krankenpfleger und Teilnehmer zur Beurteilung des Schlafes ein. Sie berichteten keinen Unterschied bei Qualität und Quantität des Schlafes. Zwei Studien nutzten Geräte zur Messung von Qualität und Quantität des Schlafes. Eine dieser Studien berichtete über keinen Unterschied bei der Schlafeffizienz (wie gut die Person während der Nachtstunden schläft) entsprechend dem Melatoningebrauch und, laut einiger Analysen, Evidenz für "besseren Schlaf" bei jenen, die Melatonin erhielten. Eine Studie berichtete über Probleme mit den Geräten, welche zu Datenverlust führten. Eine Studie berichtete keinen Unterschied bei Angstgefühlen, und es gab keinen Unterschied bei Sterblichkeit oder Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation. Wir stellten nur wenige mögliche Nebenwirkungen von Melatonin fest (bei einem Teilnehmer Kopfschmerzen, sowie übermäßige Schläfrigkeit bei einem anderen Teilnehmer).

Qualität der Evidenz

Wir stellten Unterschiede zwischen den Gruppen bei der Dosis von Melatonin fest. Zwei Studien berichteten außerdem Unterschiede zwischen den Gruppen bezüglich den Merkmalen der Teilnehmer, welche die Ergebnisse beeinflusst haben könnten. Eine Studie erlitt einen großen Datenverlust, und eine weitere Studie nutzte zur Sedierung von Patienten keine Standard-Anästhetika. Nur wenige Studien nutzten geeignete Geräte zur Messung der Schlafquantität. Wir fanden nur wenige Studien mit wenigen Teilnehmern, die unsere Review-Endpunkte bewerteten. Wir stuften die Qualität der gesamten Evidenz als sehr niedrig ein. Wir konnten nicht sicher sein, ob Melatonin die Quantität und Qualität des Schlafes verbessert, wenn es Erwachsenen auf der Intensivstation verabreicht wird. Wir fanden fünf laufende Studien in Datenbanken und Registern klinischer Studien. Der Einschluss dieser Studien in zukünftige Aktualisierungen des Reviews würde mehr Vertrauenswürdigkeit für die Ergebnisse des Reviews bieten.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schneider, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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