Direkt antiviral wirksame Medikamente bei chronischer Hepatitis C

Hintergrund
Millionen Menschen weltweit leiden an Hepatitis C, die zu schweren Lebererkrankungen, Leberkrebs und Tod führen kann. Früher wurden verschiedene interferonbasierte Behandlungen bei Hepatitis C eingesetzt, jedoch hat sich keine dieser Behandlungen bei patientenzentrierten Endpunkten als wirksam erwiesen und ihre Anwendung war mit schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden. Direkt antiviral wirksame Medikamente sind relativ neue, aber teure Behandlungen bei Hepatitis C. Erste Ergebnisse zeigen, dass direkt antiviral wirksame Medikamente das Hepatitis-C-Virus viel häufiger aus dem Blut zu entfernen scheinen (anhaltende virologische Reaktion). Darüber hinaus scheinen diese Wirkstoffe weitaus weniger schwerwiegende unerwünschte Wirkungen zu verursachen. In diesem Cochrane Review untersuchten wir die Evidenz zu klinischen Auswirkungen von direkt antiviral wirksamen Medikamenten bei Hepatitis C.

Studienmerkmale
Wir schlossen 138 randomisierte klinische Studien ein. Alle eingeschlossenen Studien hatten ein hohes Risiko für Bias. In den 138 Studien wurden 51 verschiedene direkt antiviral wirksame Medikamente verwendet. In 84 dieser Studien wurden zugelassene oder sich in der Entwicklung befindliche direkt antiviral wirksame Medikamente bewertet; 57 Studien bezogen sich auf direkt antiviral wirksame Medikamente, die aus der Entwicklung oder vom Markt zurückgezogen wurden. Die Studien wurden zwischen 2004 und 2016 durchgeführt. Die Studien wurden in 34 verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt durchgeführt. Wir schlossen 17 Studien ein, in denen alle Teilnehmer bereits gegen Hepatitis C behandelt worden waren (vortherapiert), bevor sie in die Studie aufgenommen wurden. In 95 Studien waren nur Teilnehmer, die zuvor nicht gegen Hepatitis C behandelt worden waren (Ersttherapie). Die Interventionszeiträume reichten von einem Tag bis zu 48 Wochen mit durchschnittlich 14 Wochen. Der kombinierte Interventions- und Nachbeobachtungszeitraum reichte von einem Tag bis zu 120 Wochen mit durchschnittlich 34 Wochen.

Hauptergebnisse
Wir konnten die Auswirkungen von direkt antiviral wirksamen Medikamenten auf die Morbidität im Zusammenhang mit Hepatitis C oder Gesamtsterblichkeit nicht zuverlässig bestimmen. Es gab keine Daten zu der Morbidität im Zusammenhang mit Hepatitis C und nur sehr wenige Todesfälle traten im Studienverlauf auf (15 Todesfälle/2377 Teilnehmer mit direkt antiviral wirksamen Medikamenten (0,63%) gegenüber 1 Todesfall/617 Teilnehmer der Kontrollgruppe (0,16%), Evidenz von sehr niedriger Qualität). Basierend auf Evidenz von sehr niedriger Qualität hatten 5,2 % der mit direkt antiviral wirksamen Medikamenten behandelten Menschen ein oder mehrere schwerwiegende unerwünschte Ereignisse gegenüber 5,6 % der Teilnehmer, die während des Beobachtungszeitraums unbehandelt waren. Bei getrennter Analyse war Simeprevir das einzige direkt antiviral wirksame Medikament, das bei der Beurteilung des Risikos eines schwerwiegenden unerwünschten Ereignisses eine nutzbringende Wirkung zeigte. Unsere Analysen zeigten jedoch, dass die Validität dieses Ergebnisses fragwürdig ist und dass der Unterschied durch Zufall ausgelöst worden sein könnte. Es gab nicht genügend Informationen, um eine Wirkung von direkt antiviral wirksamen Medikamenten auf andere klinisch relevante Endpunkte nachweisen zu können. Unsere Ergebnisse bestätigen, dass direkt antiviral wirksame Medikamente die Zahl der Menschen, die das Hepatitis-C-Virus im Blut haben, von 54,1 % bei unbehandelten Menschen auf 23,8 % bei den Behandelten zu verringern scheinen. Das Verschwinden des Hepatitis-C-Virus aus dem Blut ist nur eine Blutuntersuchung, daher konnten die Studien nichts über die langfristige Bedeutung dieses Ergebnisses aussagen.

Qualität der Evidenz
Aufgrund verschiedener Einschränkungen (z.B. fehlende Verblindung, zu wenige relevante Daten, fehlende Daten, kein veröffentlichtes Protokoll) bewerteten wir die Qualität der Evidenz in diesem Review als sehr niedrig oder niedrig. Erstens wiesen alle Studien und Ergebnisse ein hohes Risiko für Bias auf, was bedeutet, dass unsere Ergebnisse vermutlich die nutzbringenden Auswirkungen von direkt antiviral wirksamen Medikamenten überschätzen und mögliche schädliche Auswirkungen unterschätzen. Zweitens gab es nur begrenzte Daten zu den meisten unserer klinischen Endpunkte, d.h. es gab nur relevante klinische Daten für Meta-Analysen zur Gesamtsterblichkeit und zu schweren unerwünschten Ereignissen, und die Daten waren spärlich. Es gibt keine Langzeitstudien, die beurteilt haben, ob eine Behandlung mit direkt antiviral wirksamen Medikamenten die Morbidität oder Sterblichkeit verbessert.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schneider, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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