Gezielte Interventionen durch Massenmedien, um gesünderes Verhalten unter erwachsenen Angehörigen ethnischer Minderheiten zu fördern

Hintergrund und Fragestellung des Reviews

Gesundheitsbehörden und Nichtregierungsorganisationen nutzen häufig Interventionen auf Basis von Massenmedien wie Broschüren, Radio- und Fernsehwerbungen, Plakate und soziale Medien, um unter anderem ein gesünderes Bewegungs- und Ernährungsverhalten zu fördern, sowie den Tabak- und Alkoholkonsum zu reduzieren. In diesem Review betrachten wir die Auswirkungen von Interventionen auf Basis von Massenmedien auf ethnische Minderheiten. Eine gezielte Intervention ist spezifisch auf die Bedürfnisse und Eigenschaften einer bestimmten Gruppe ausgerichtet und schafft dadurch idealerweise für ethnische Minderheiten gleiche Möglichkeiten und Ressourcen, auf Informationen und Lebenskompetenz zurückzugreifen und Chancen, gesündere Entscheidungen zu treffen. Aktuell wissen wir jedoch nicht, ob gezielte Strategien auf Basis von Massenmedien wirksamer sind, ethnische Minderheiten zu erreichen und zu beeinflussen, als Informationskampagnen, die auf die Allgemeinbevölkerung gerichtet sind.

Studienmerkmale

Wir fanden sechs Studien, alle aus den USA, wovon sich vier Studien auf die Gruppe der Afroamerikaner und zwei auf die Gruppen der Lateinamerikaner und chinesischen Immigranten bezogen. Vier der Studien waren experimentelle Studien (1693 Teilnehmer) und zwei berichteten über die Ergebnisse von großen, gezielten Kampagnen, die in Regionen und Städten umgesetzt wurden. Die Evidenz ist auf dem Stand von August 2016.

Hauptergebnisse

Die verfügbare Evidenz ist unzureichend, und lässt keine Schlüsse darüber zu, ob gezielte Interventionen auf Basis von Massenmedien für ethnische Minderheiten verglichen mit allgemeinen Interventionen auf Basis von Massenmedien wirksamer, gleich wirksam oder weniger wirksam sind, um das Gesundheitsverhalten zu verändern. Nur eine Studie untersuchte die Auswirkungen einer kulturell adaptierten Informationsbroschüre zum Rauchverhalten und die Intention, mit dem Rauchen aufzuhören im Vergleich mit einer auf die allgemeine Bevölkerung gerichtete Broschüre. Diese Studie fand nur geringe bzw. keine Unterschiede im Rauchverhalten zwischen den Gruppen.

Im Vergleich zu keiner Intervention können Interventionen auf Basis von Massenmedien dazu beitragen, die Anzahl der Anrufe bei Rauchertelefonen zu steigern. Die Auswirkung auf das Gesundheitsverhalten ist jedoch unklar. Diese Schlussfolgerung basiert auf drei Studien. Eine Studie ermöglichte den Teilnehmern Zugang zu einer Reihe von 12 Live Shows im Kabelfernsehen mit Informationen, wie mittels Ernährung und Bewegung ein gesundes Körpergewicht beibehalten werden kann. Verglichen mit Frauen, die diese Shows nicht sahen, berichteten Teilnehmer, die diese Shows sahen, etwas häufiger über eine Steigerung der körperlichen Aktivität und über positive Veränderungen im Ernährungsverhalten, jedoch zeigte sich keine Veränderung des Körpergewichts über die Zeit. Zwei andere Studien waren groß angelegte Rauchstopp-Kampagnen, die Raucher dazu motivierten, sich über ein Rauchertelefon beraten zu lassen. Die Kampagne führte zu einem beträchtlichen Anstieg an Anrufen während der Kampagne.

Dieser Review verglich auch Interventionen auf Basis von Massenmedien mit Interventionen auf Basis von Massenmedien plus zusätzlichen persönlichen Interaktionen. Die Ergebnisse von drei Studien waren jedoch nicht eindeutig.

Keine der eingeschlossenen Studien berichtete darüber, ob die Interventionen auch zu unerwünschten Wirkungen wie Stigmatisierung oder erhöhter Ablehnung der Botschaften (Reaktanz) führen könnten.

Weitere Studien, die die Wirkung gezielter Interventionen auf Basis von Massenmedien mit Interventionen auf Basis von Massenmedien für die Allgemeinbevölkerung vergleichen, wären hilfreich. Nur wenige Studien untersuchten die Auswirkungen von gezielten Interventionen auf Basis von Massenmedien, die auf ethnische Minderheiten, welche eine nicht-dominante Sprache sprechen, abgestimmt waren.

Qualität der Evidenz

Unser Vertrauen in die Evidenz der Wirksamkeit auf die wichtigsten Endpunkte ist sehr niedrig bzw. niedrig. Dies bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der tatsächliche Effekt sich maßgeblich von den ermittelten Ergebnissen unterscheidet, hoch bzw. sehr hoch ist. Die Forschungsergebnisse, dass die Kampagnen zum Rauchstopp zu einer gesteigerten Anzahl von Anrufen bei Rauchertelefonen führen, bieten einen guten Anhaltspunkt für den tatsächlichen Effekt der Intervention (moderates Vertrauen in die Ergebnisse).

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Kien, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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