Parallele Gesundheitsförderungsmaßnahmen zur Verhinderung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen („ressourcenknappe Gegenden“)

Fragestellung

In diesem Review wird die Alltagswirksamkeit von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung untersucht, die mehr als einen wichtigen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern sollen (Multiple Risk Factor Intervention) mit dem vorrangigen Ziel, Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu verhindern. Zu solchen Risikofaktoren gehören Übergewicht/Adipositas, Bluthochdruck, Rauchen, zu viel „schlechtes“ Cholesterin (LDL-Cholesterin) im Blut und zu wenig Bewegung.

Hintergrund

Evidenz aus Ländern mit hohem Einkommen deutet darauf hin, dass Programme mit Maßnahmen gegen mehrere Risikofaktoren nicht zum Rückgang von schwerwiegenden Zwischenfällen aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sogenannten kardiovaskulären Ereignissen, führen. Angesichts des zunehmenden Auftretens von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eines geringeren Bewusstseins für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ist es jedoch möglich, dass solche Programme dort positive Wirkungen zeigen. Ein wesentliches Element zur Verbesserung dieser Situation ist eine umfassende und relevante Evidenzbasis, die LMICs die Möglichkeit geben würde, sachkundig Maßnahmen zu ergreifen. Gesundheitsfördernde Aktivitäten können aus folgenden Komponenten bestehen: (a) Ratschläge zu einer gesunden Ernährungsweise, (b) Verringerung von schädlichem Alkoholkonsum, (c) Ratschläge zur Raucherentwöhnung, (d) Ratschläge zur Erhöhung der täglichen körperlichen Aktivität und (e) Reduzierung des Körpergewichts.

Studienmerkmale

Wir führten eine gründliche Suche in der medizinischen Literatur bis Juni 2014 durch. Wir fanden 13 Studien mit insgesamt 7310 Teilnehmern. 2 Studien wurden mit gesunden Teilnehmern durchgeführt, die anderen 11 mit Teilnehmern, bei denen jeweils ein unterschiedliches Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bestand, etwa diagnostizierter Bluthochdruck (Hypertension) und Diabetes Typ 2. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip entweder einer Gruppe zugeteilt, in der eine Maßnahme gegen mehrere Risikofaktoren durchgeführt wurde, oder einer Gruppe, in der gar keine Maßnahme durchgeführt wurde. Die Studien wurden zwischen 2001 und 2010 durchgeführt und zwischen 2004 und 2012 veröffentlicht. 3 Studien wurden in der Türkei durchgeführt, jeweils 2 in China und in Mexiko. An einer Studie nahmen Probanden sowohl aus China als auch aus Nigeria teil. Die anderen Studien wurden in Brasilien, Indien, Pakistan, Rumänien und Jordanien durchgeführt. Die Art der Maßnahmen war je nach Studie verschieden; in den meisten Studien gehörten Ernährungsberatung und Ratschläge zu körperlichen Aktivitäten dazu. Nachfolgeuntersuchungen fanden zwischen 6 und 30 Monaten nach Studienende statt (der durchschnittliche Nachuntersuchungszeitraum lag bei 13,3 Monaten).

Hauptergebnisse

Wir stellten fest, dass es kaum Evidenz zu Wirkungen auf kardiovaskuläre Ereignisse gab; nur eine Studie berichtete darüber. Keine der eingeschlossenen Studien berichtete über Todesfälle durch jedwede Ursache. Maßnahmen gegen mehrere Risikofaktoren können den systolischen Blutdruck, den diastolischen Blutdruck, den Body-Mass-Index und den Taillenumfang verringern. Wir fanden keine Evidenz für eine Wirkung der Maßnahmen auf den Verzehr von Obst und Gemüse, die Raten der Raucherentwöhnung, die Blutzuckerwerte in den vergangenen zwei oder drei Monaten, den Nüchternblutzucker, Lipoproteine hoher Dichte (HDL, „gutes“ Cholesterin), Lipoproteine niedriger Dichte (LDL, „schlechtes“ Cholesterin) und das Gesamtcholesterin. Keine der eingeschlossenen Studien berichtete über schädliche Auswirkungen.

Qualität der Evidenz

Insgesamt bestand für die Studien in diesem Review ein gewisses Risiko für Bias und die Ergebnisse der Studien variierten bei der Analyse der Daten beträchtlich. Unsere Ergebnisse sollten daher mit entsprechender Vorsicht interpretiert werden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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