Größe von Portionen, Verpackungen oder Essgeschirr: Einfluss auf Auswahl und Konsum von Lebensmitteln, Alkohol und Tabak

Fragestellung

Wir untersuchten die Evidenz zur Frage, wie sich die von Kindern oder Erwachsenen ausgewählte oder konsumierte Menge an Lebensmitteln, Alkohol oder Tabak verändert, wenn sie grössere oder kleinere (beziehungsweise anders geformte) Portionen oder Verpackungen bzw. Essgeschirr bekommen.

Studieneigenschaften

Dieser Review schliesst 72 randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit Publikationsdatum bis einschliesslich Juli 2013 ein, die mindestens zwei Gruppen von Teilnehmern verglichen, denen jeweils verschiedene Grössen von Portionen, Verpackungen oder Essgeschirr vorgelegt wurden. Berücksichtigte Studien massen die Menge an Lebensmitteln, Alkohol oder Tabak, die von den Teilnehmern ausgewählt und/oder konsumiert wurde, typischerweise während der Dauer eines Tages oder weniger. Fast alle berücksichtigten Studien untersuchten Lebensmittel, nur drei der Studien untersuchten Tabak. Zu Alkohol wurde keine Studie gefunden. Fast alle Studien untersuchten die Reaktion der Teilnehmer auf verschiedene Grössen statt auf verschiedene Formen. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer in den verschiedenen Studien reichte von 3 bis 55 Jahren. Es gab mehr Studien mit Erwachsenen als mit Kindern und die meisten wurden in den USA durchgeführt. Die Finanzierung wurde bei den meisten Studien offengelegt. Dabei wurden keine Hinweise für Studienfinanzierungen von Institutionen mit kommerziellem Interesse an den Ergebnisse gefunden.

Hauptergebnisse und Qualität der Evidenz

Wirkung der Grösse auf den Konsum: Wir haben Evidenz dafür gefunden, dass Menschen durchweg mehr Lebensmittel oder nichtalkoholische Getränke zu sich nahmen, wenn ihnen grössere Portionen, Packungsgrößen oder Essgeschirr vorgesetzt wurden als bei kleineren Varianten. Wir schätzen, dass diese Wirkung, sowohl bei Kindern wie auch bei Erwachsenen, klein bis mittelgross ist. Wenn ein Effekt dieser Grösse sich über die gesamte Ernährungspalette erstrecken würde, entspräche er bei Erwachsenen im Vereinigtem Königreich einer Veränderung von 12 bis 16 Prozent der durchschnittlichen täglichen Energieaufnahme durch Lebensmittel. Wir erachten die Gesamtqualität der Evidenz für diesen Effekt als mittelmässig, da wir Studienlimitationen wegen unvollständiger oder unklarer Beschreibungen der Methoden und Vorgehensweisen sehen. Bei den drei Tabak-Studien konnten wir keine Wirkung auf die Menge konsumierten Tabaks erkennen, egal ob die Zigaretten länger oder kürzer waren. Wir erachten die Gesamtqualität der Evidenz für diese Wirkung als gering, da wir auch hier Studienlimitationen sehen und allgemein zu wenig Evidenz vorliegt.

Wirkung der Form auf den Konsum: Eine Studie zeigte, dass Erwachsene, denen kürzere und breitere Flaschen vorgesetzt wurden, mehr Wasser aus diesen Flaschen tranken als solche, die höhere, schlankere Flaschen vorgesetzt bekamen. Allerdings erachteten wir die Qualität dieser Evidenz als sehr niedrig, da die Studienlimitationen und der Mangel an Evidenz (eine einzige Studie mit Daten von 50 Teilnehmern) sehr bedenklich sind.

Wirkung der Grösse auf die Auswahl: Wir fanden ausserdem, dass Erwachsene, nicht aber Kinder, durchweg mehr Lebensmittel (inklusive nichtalkoholische Getränke) auswählten, wenn ihnen diese in grösseren Portionen, Verpackungen oder Essgeschirr angeboten wurden, verglichen mit kleineren Varianten. Die geschätzte Grösse dieser Wirkung ist wiederum klein bis mittel. Wegen der Studienlimitationen erachten wir die Gesamtqualität der Evidenz für diese Wirkung als mittelmässig.

Wirkung der Form auf die Auswahl: In drei Studien lässt sich Evidenz finden, dass Erwachsene und Kinder, denen kürzere, breitere Flaschen oder Gläser vorgesetzt wurden, grössere Mengen an nichtalkoholischen Getränken auswählten, verglichen mit Personen, die höhere, schlankere Flaschen oder Gläser vorgesetzt bekamen. Wir erachten die Qualität dieser Evidenz als niedrig aufgrund der Studienlimitationen und den nicht zu erklärenden Unterschieden bei den in den drei Studien festgestellten Wirkungen.

Schlussfolgerungen

Insgesamt bietet dieser Review die bislang schlüssigste Evidenz dafür, dass die Menge an ausgewählten und tatsächlich konsumierten Lebensmitteln vermindert werden kann, indem die Grösse, die Verfügbarkeit und der Anreiz grösserer Portionen, Verpackungen oder Essgeschirrs reduziert wird. Allerdings ist es unklar, ob die Verkleinerung von Portionen am unteren Ende der Grössenskala ebenso wirksam die Menge konsumierter Lebensmittel vermindert wie eine solche am oberen Ende der Skala. Unsere Ergebnisse machen deutlich, dass mehr Forschung nötig ist, um die Unsicherheiten hinsichtlich der Wirkungen zu vermindern und erkannte Lücken in der Evidenz zu schliessen. Dazu gehören zum Beispiel die unzureichende Evidenz zu Langzeitwirkungen und die fehlende Evidenz bei alkoholischen Getränken.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

R. Fischer, freigegeben durch Cochrane Schweiz und Cochrane Deutschland

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