Transkranielle Magnetstimulation zur Behandlung von Epilepsie

Hintergrund

Epilepsie ist eine häufige neurologische Erkrankung, die in verschiedenen Formen auftritt. Viele Menschen mit Epilepsie erreichen mit der Einnahme von antiepileptischen Medikamenten eine zufriedenstellende Anfallskontrolle. Dennoch leidet fast ein Drittel der Betroffenen trotz der Einnahme von Medikamenten unter häufigen und unkontrollierten Anfällen oder verträgt die Nebenwirkungen dieser Medikamente nicht. Ein operativer Eingriff ist für manche Menschen mit unkontrollierten Anfällen eine Behandlungsmöglichkeit, ist jedoch invasiv („in den Körper eindringend“) und nicht für alle Betroffenen geeignet. Daher besteht ein erheblicher, bislang nicht befriedigter Bedarf an sicheren, wirksamen Therapien für die schwieriger zu behandelnden Epilepsien.

Die transkranielle Magnetstimulation (TMS) ist eine von mehreren neueren Behandlungsmethoden, die Menschen mit Epilepsie eine sichere und nicht-invasive Alternative zu einer Operation bieten können. Die TMS wird seit langem als Forschungsinstrument zur Untersuchung der Gehirnfunktion eingesetzt. Sie ist zudem als eine mögliche Behandlungsmethode für eine Reihe von Erkrankungen des Nervensystems, einschließlich Epilepsie, untersucht worden. Bei dieser nicht-operativen und schmerzfreien Behandlung werden induzierte (von außen eingebrachte) Magnetströme zur Regulierung der Hirnfunktion eingesetzt, um die Neigung zu Anfällen zu verringern.

Ziel

Das Ziel dieses Reviews war die Bewertung der Evidenz für den Einsatz der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) bei Menschen mit Epilepsie im Vergleich zu anderen verfügbaren Behandlungen hinsichtlich der Verringerung der Anfallshäufigkeit, der Verbesserung der Lebensqualität, der Verringerung von epileptiformen Entladungen (Abnormalitäten bei elektrografischen Untersuchungen des Gehirns, die auf eine zugrunde liegende Hirnstörung oder Neigung zu Anfällen hindeuten), der Einnahme von antiepileptischen Medikamenten und Nebenwirkungen.

Methoden

Die letzte Suche nach Studien wurde am 2. Juni 2020 durchgeführt. Wir bewerteten die Evidenz aus acht randomisierten kontrollierten Studien (Studien, in denen die Teilnehmenden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei oder mehr Behandlungsgruppen zugeteilt werden) mit insgesamt 241 Teilnehmenden, in denen eine rTMS mit Vergleichsbehandlungen (einer Scheinbehandlung, der Einnahme von antiepileptischen Medikamenten oder einer niederfrequenten rTMS) verglichen wurde.

Ergebnisse

Einige der eingeschlossenen Studien kamen zu dem Ergebnis, dass die rTMS die Anzahl der Anfälle, die die Teilnehmenden hatten, im Vergleich zum Zeitpunkt vor der Behandlung verringerte. Andere Studien jedoch zeigten keine bedeutsamen Unterschiede in der Anfallshäufigkeit. Vier Studien zeigten einen Rückgang von epileptiformen Entladungen nach einer rTMS-Behandlung. In einer Studie wurden Veränderungen der Lebensqualität bei sieben Teilnehmenden erhoben. Obwohl keine statistische Analyse durchgeführt wurde, ergab die Untersuchung, dass ein größerer Anteil der Teilnehmenden eine Zunahme der Lebensqualität im Zuge aktiver Behandlungen im Vergleich zu einer Scheinbehandlung berichtete. In einer Studie wurde eine Erhöhung der antiepileptischen Medikation bei einer Person berichtet, die jedoch die Vergleichsbehandlung erhalten hatte. Nebenwirkungen waren selten. Die am häufigsten berichtete Nebenwirkung waren Kopfschmerzen (und die Mehrheit der Personen schlossen die Behandlung mit rTMS ab). In einer Studie jedoch wurde bei zwei Personen eine Zunahme der Anfallshäufigkeit festgestellt: bei einer Person während der rTMS-Behandlung (die die Behandlung vorzeitig abbrach), bei der anderen Wochen nach der Behandlung.

Vertrauenswürdigkeit der Evidenz

Insgesamt bewerteten wir die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für den Hauptendpunkt, die Verringerung der Anfallshäufigkeit, aufgrund von unklaren Informationen in den veröffentlichten Berichten zum Aufbau der Studien und der unklaren Darstellung von Ergebnissen als niedrig. Eine eingeschlossene Studie lieferte Ergebnisse zur Lebensqualität, die sich jedoch nur auf sieben Teilnehmende bezogen.

Die Evidenz ist auf dem Stand von Juni 2020.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Egger-Rainer & M. Fischill-Neudeck, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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