Einsatz einer Handgelenkschiene bei Karpaltunnelsyndrom

Fragestellung des Reviews

In diesem Cochrane Review wurden Nutzen und Schaden von Handgelenkschienen mit keiner Behandlung oder anderen Behandlungsarten für Menschen mit Karpaltunnelsyndrom verglichen.

Hintergrund

Bei einem Karpaltunnelsyndrom (CTS) gerät einer der beiden Hauptnerven im Handgelenk unter Druck. Dies kann zu Schmerzen in der Hand und im Handgelenk sowie zu Taubheit und Kribbeln in Daumen, Zeige- und Mittelfinger führen. Eine starke Kompression kann zum Abbau der Handmuskulatur und zum Verlust der Geschicklichkeit der Hand führen. Ein CTS tritt häufiger bei Frauen und bei Menschen über 50 Jahren auf.

Viele Menschen unterziehen sich einem chirurgischen Eingriff, um das CTS zu behandeln. In der Regel werden jedoch zunächst nicht-chirurgische Maßnahmen wie der Einsatz einer Schiene, Cortison-Injektionen (entzündungshemmender Wirkstoff) oder Bewegungsübungen angeboten. Beim Einsatz einer Schiene wird das Handgelenk in einer neutralen (geraden) Position fixiert, wobei die Finger und der Daumen in der Regel frei beweglich bleiben.

Studienmerkmale

Wir sammelten und analysierten alle relevanten Studien zur Beantwortung unserer Fragestellung und fanden 29 Studien zu Sicherheit und den Nutzen von Handgelenksschienen für Menschen mit CTS. An den Studien nahmen 1.937 Personen teil. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden lag zwischen 42 und 60 Jahren; 81% waren Frauen. Die meisten hatten leichte bis mittelschwere Symptome.

Hauptergebnisse

Bei einer Tragedauer von weniger als drei Monaten verbessert eine Schiene die CTS-Symptome möglicherweise nicht und wahrscheinlich auch nicht die Handfunktion im Vergleich zu einer Nichtbehandlung. Diejenigen, die nachts eine Schiene benutzten, berichteten jedoch eher, dass sie insgesamt eine Verbesserung verspürten, als diejenigen, die keine Schiene benutzten.

Längerfristig (mehr als 3 Monate) ist der Nutzen der Schienen noch ungewiss, da es nur wenige Studien gibt und die Ergebnisse vergleichbarer Studien uneinheitlich sind. Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob der Einsatz einer Schiene zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome oder der Funktion führt.

Wir sind uns auch nicht sicher, ob der Einsatz einer Schiene die Notwendigkeit einer Operation verringert, da nur drei Studien über dieses Ergebnis berichteten. Der Einsatz einer Schiene kann vorübergehende Nebenwirkungen wie Schwierigkeiten beim Einschlafen oder ein vorübergehendes Kribbeln nach dem Entfernen der Schiene verursachen. In keiner der Studien wurden ernsthafte Nebenwirkungen berichtet. In keiner der Studien wurde berichtet, ob die Schienen die Lebensqualität verbesserten.

In einigen Studien wurde untersucht, ob der Einsatz einer Schiene die Beschwerden verbessert, wenn sie zusätzlich zu anderen Behandlungen eingesetzt wird. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Einsatz einer Schiene zusätzlich zu Cortison-Injektionen oder anderen Rehabilitationsmaßnahmen nur einen geringen oder keinen Einfluss auf die Beschwerden hat.

Der Einsatz einer Schiene wurde auch mit anderen Behandlungen verglichen. Der Einsatz einer Schiene scheint die Ergebnisse nicht zu verbessern im Vergleich zu einer Behandlung mit Cortison (Injektion oder oral), Bewegungsübungen, Kinesio-Tape (dehnbares Tape), starrem Tape und wahrscheinlich auch nicht im Vergleich zu plättchenreichem Plasma (Konzentrat aus Blutplasma und Blutplättchen) oder extrakorporaler Stoßwellentherapie (dabei gibt ein Gerät Schallwellen mit hohem Druck von außen durch die Haut ab).

In einigen Studien wurden verschiedene Arten des Schienentragens verglichen. Eine Studie ergab, dass der sechsmonatige Einsatz einer Schiene die Symptome und die Funktion verbessern kann, verglichen mit dem sechswöchigen der Einsatz einer Schiene. In einer anderen Studie wurde festgestellt, dass eine durchgängig getragene Schiene die Ergebnisse im Vergleich zu einer nächtliche getragenen Schiene möglicherweise nicht verbessert.

Schlussfolgerungen der Autor*innen

Derzeit gibt es nur wenige Belege für die Verwendung von Handgelenkschienen zur Behandlung von CTS, da es nur wenige Studien gibt und die Ergebnisse uneinheitlich sind. Der Einsatz einer Schiene scheint zwar die Symptome nicht zu verschlimmern oder zu unerwünschten Wirkungen zu führen. Doch scheint der Einsatz einer Schiene vor allem kurzfristig (weniger als drei Monate) auch wenig oder gar keinen Nutzen für die CTS-Symptome und die Handfunktion zu haben. Eine Studie deutet darauf hin, dass das nächtliche Tragen einer Schiene die Chance auf eine Gesamtverbesserung im Vergleich zu einer Nichtbehandlung erhöhen kann. Der Nutzen einer Schiene könnte sich erst nach monatelangem Einsatz einstellen. Wir brauchen allerdings methodisch gut konzipierte Studien, um zu ermitteln, wie wirksam die Schiene ist und wie man sie am besten einsetzt (nur nachts oder durchgängig, langfristig oder kurzfristig).

Der Einsatz einer Schiene ist relativ kostengünstig und hat keine bekannten Langzeitnebenwirkungen. Daher könnten selbst geringe Vorteile den Einsatz bei Menschen rechtfertigen, die keinen invasiven Eingriff wie eine Operation wünschen.

Vertrauenswürdigkeit der Evidenz

Die Studienteilnehmenden waren über ihre Behandlung informiert. Dieses Wissen kann zu einer günstigeren Beurteilung des Nutzens führen, als wenn die Menschen nichts von der Behandlung wissen ('verblindet'). In den wenigen Studien, die gleiche Behandlungsweisen und Zielgrößen untersuchten, waren die Ergebnisse uneinheitlich.

Die Evidenz ist auf dem Stand von Dezember 2021.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Meiling, Hucke B, Schindler B, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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