Vorbeugung von Selbstmord an Universitäten und anderen postsekundären Bildungseinrichtungen

Review-Frage

Wir haben die Evidenz zur Wirkung von Programmen zur Vorbeugung von Selbstmord (Suizidprävention) bei Studierenden untersucht, die nicht als selbstmordgefährdet bekannt waren. Dabei wurde die Wirkung dieser Programme auf Selbstmord, suizidales Verhalten sowie auf Wissen und Einstellung in Bezug auf Selbstmord untersucht.

Hintergrund

Selbstmord ist eine der weltweit führenden Todesursachen unter Studierenden. An Selbstmord zu denken oder ihn zu planen, ist unter Studierenden weit verbreitet. Jedoch haben weniger als die Hälfte aller Studierenden, die über Selbstmordgedanken oder andere ernste psychische Erkrankungen berichten, professionelle Behandlung erhalten. Es besteht Bedarf an Suizidpräventionsprogrammen für Studierende, die nicht bereits als selbstmordgefährdet bekannt sind (Primärprävention).

Studienmerkmale

Wir haben acht Studien gefunden, die für diesen Cochrane Review in Frage kamen. Alle Studien beschäftigten sich sowohl mit Primär- als auch mit Sekundärprävention. Das heißt, ihre Zielgruppen waren sowohl Studierende, die als selbstmordgefährdet bekannt waren, als auch solche, die es nicht waren. Die Wirkung von Präsenzunterricht, Maßnahmen in den Einrichtungen und Trainingsprogrammen für Schlüsselpersonen („Gatekeeper“) wurden getrennt ausgewertet. In diesen Schulungen werden Schlüsselpersonen dazu ausgebildet, Warnsignale für seelische Krisen oder Selbstmordgefährdung bei Studierenden in ihrem Umfeld zu erkennen und darauf zu reagieren. Die Evidenz ist auf dem Stand vom Juni 2011.

Hauptergebnisse

Drei Studien mit 312 Studierenden beschäftigten sich mit Präsenzunterricht. Dieser erhöht das kurzfristige Wissen über Selbstmord und Suizidprävention. Dadurch kann das kurzfristige Vertrauen in die Fähigkeit, einen Selbstmord zu verhindern, geringfügig verbessert werden. Jedoch wurde weder die langfristige Wirkung noch die Wirkung des Unterrichts auf suizidales Verhalten untersucht. Auch die Auswirkungen des Unterrichts auf suizidales Verhalten wurden nicht untersucht. Eine Studie hatte eine geänderte Vorgehensweise in einer Einrichtung zum Gegenstand. Dabei wurde der Zugang zu Zyanid in den Labors eingeschränkt und eine fachkundige Beurteilung von Studierenden vorgeschrieben, die einen Selbstmord angekündigt bzw. versucht hatten. Die Maßnahme bewirkte eine deutliche Verringerung der Selbstmordrate unter den Studierenden. Diese Ergebnisse wurden nicht in anderen postsekundären Bildungseinrichtungen untersucht. Vier Studien, an denen 53 bis 146 Personen teilnahmen, untersuchten die Wirkung von Programmen zur Schulung von Schlüsselpersonen. Dies kann geringe bis mittlere Verbesserungen beim suizidbezogenen Wissen und dem Vertrauen in die Fähigkeit, einen Selbstmord zu verhindern, bewirken. Wir fanden keine Belege dafür, dass solche Schulungen die Einstellung zu Selbstmord kurzfristig verbessern oder langfristige Verbesserungen beim suizidbezogenen Wissen oder Verhalten bewirken. Die Wirkung von Schulungen für Schlüsselpersonen auf Selbstmord und suizidales Verhalten wurde nicht untersucht.

Evidenzqualität

Die Qualität der Evidenz bezüglich kurzfristigem Wissen zum Thema Selbstmord und Suizidprävention war mäßig. Für die Selbstwirksamkeit der Suizidprävention war die Evidenzqualität gering. Sie wurde dadurch verringert, dass die Ergebnisse der verschiedenen Studien nicht übereinstimmten und nicht genügend Daten vorlagen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Koordination durch Cochrane Schweiz.

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