Kryotherapie bei Lebermetastasen

Fragestellung

Ist Kryotherapie (Kältetherapie) zur lokalen Zerstörung von Lebermetastasen nützlich oder schädlich?

Hintergrund

Wenn Krebs sich im Körper ausbreitet (Metastasierung), ist die Leber eines der am häufigsten betroffenen Organe. Leberkrebs (primärer Leberkrebs) und Darmkrebs-Metastasen sind die häufigsten Formen von Krebs in der Leber. Mehr als die Hälfte der Personen mit Lebermetastasen stirbt an Komplikationen. Kryotherapie ist eine Methode, die zur Zerstörung von Metastasen in der Leber eingesetzt wird. Dazu muss eine spezielle Sonde in der Nähe der Metastase platziert werden. Über die Sonde wird extreme Kälte an die betroffene Stelle geleitet. Die Kälte wird durch flüssigen Stickstoff oder Argongas erzeugt. Die Platzierung der Sonde kann mit Hilfe von Ultraschall oder Computertomographie (eine spezielle Röntgenmethode) erfolgen. Der schnelle Gefriervorgang tötet die Krebszellen ab, und die Metastase schrumpft. Es ist jedoch nicht klar, ob diese Behandlung das Leben der Betroffenen verlängert oder ihre Lebensqualität verbessert.

Wir haben die Evidenz zur Wirkung von Kryotherapie zur Zerstörung von Lebermetastasen zusammengefasst. Wir suchten nach Studien zu Patienten mit Lebermetastasen aufgrund jeglicher Krebsart, in denen die Kryotherapie entweder mit keiner Behandlung der Lebermetastasen oder mit einer beliebigen anderen Behandlungsmethode verglichen wurde. Wir wollten die Auswirkung der Kryotherapie auf das Sterberisiko, die Lebensqualität und unerwünschte Ereignisse (behandlungsbedingte Nebenwirkungen) untersuchen.

Studienmerkmale

Unsere letzte Suche nach Evidenz führten wir im Juni 2018 durch. Wir haben in diesen Review nur eine, in der Ukraine durchgeführte Studie eingeschlossen. Bei 66 % der Teilnehmer dieser Studie befand sich der Primärtumor im Darm. Bei den übrigen Studienteilnehmern befand sich der Primärtumor im Magen, in der Brust, in der Haut oder an anderen Körperstellen. Bei allen Studienteilnehmern hatte der Krebs Metastasen in der Leber gebildet. In der Studie wurden 123 Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip entweder einer Behandlung mit Kryotherapie (63 Patienten) oder einer konventionellen Operation (betroffene Teile der Leber wurden entfernt; 60 Patienten) zugewiesen.

Finanzielle Förderung

Es lagen keine Informationen zur Finanzierung der Studie vor.

Hauptergebnisse

Die Studie hatte ein hohes Risiko für Bias. Die Teilnehmer wurden bis zu 10 Jahre (Minimum: fünf Monate) nachbeobachtet. Es wurde berichtet, dass die Sterblichkeit nach 10 Jahren in der mit Kryotherapie behandelten Gruppe 81 % (51/63) und in der mit konventioneller Operation behandelten Gruppe 92 % (55/60) betrug. Wir bewerten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz als niedrig. Wir fanden keine Evidenz für einen Unterschied im Anteil der Teilnehmer mit wiederaufretenden bösartigen Tumoren in der Leber: 86 % (54/63) der Teilnehmer in der mit Kryotherapie behandelten Gruppe und 95 % (57/60) der Teilnehmer in der mit konventioneller Operation behandelten Gruppe entwickelten einen neuen bösartigen Tumor (niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Die Häufigkeit der berichteten Komplikationen, ausgenommen postoperativer Schmerz, war in beiden Vergleichsgruppen (Kryotherapie bzw. konventionelle Operation) ähnlich. Sowohl unbedeutender als auch ausgeprägter Schmerz wurden in der Kryotherapiegruppe häufiger berichtet, während starker Schmerz in der mit konventioneller Operation behandelten Gruppe häufiger berichtet wurde. Allerdings wurde nicht berichtet, ob es einen Unterschied gab. Die Häufigkeit unerwünschter Wirkungen (unerwünschte Ereignisse oder Komplikationen) war in beiden Gruppen weitgehend ähnlich, aber zwischen den Gruppen schien ein Unterschied hinsichtlich Schmerzintensität und -häufigkeit zu bestehen. Es gab keine interventionsbedingten Todesfälle oder Gallelecks. Die Studie lieferte keine Daten zu Lebensqualität, Sterblichkeit aufgrund von Krebs oder Zeit bis zum Fortschreiten der Lebermetastasen.

Reliabilität der Evidenz

Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für die Wirksamkeit von Kryotherapie im Vergleich zur konventionellen Operation bei Personen mit Lebermetastasen ist niedrig. Wir sind unsicher bezüglich unserer Schätzung und können keine gesicherte Aussage darüber treffen, ob Kryotherapie im Vergleich zu einer konventionellen Operation nützlich oder schädlich ist. Wir fanden keine Evidenz für den Nutzen oder die Schäden der Kryotherapie verglichen mit keiner Intervention oder verglichen mit systemischen Behandlungen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Imhoff, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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