Fallmanagement-Ansätze für die häusliche Betreuung von Menschen mit Demenz

Hintergrund: Viele Menschen sind von Demenz betroffen und angesichts der steigenden Lebenserwartung wird ihre Anzahl voraussichtlich weiter zunehmen. Bei den meisten Arten von Demenz gelten Gedächtnisschwund und Beeinträchtigungen anderer kognitiver Funktionen als charakteristisch, verbunden mit Funktionsbeeinträchtigungen und Schwierigkeiten bei der Verrichtung von Aufgaben des täglichen Lebens. Die steigende Anzahl von Menschen mit Demenz bedeutet eine größere Nachfrage nach informeller und formeller Pflege. Das Ausmaß der Unterstützung ist von Faktoren wie Lebenssituation, Eigenschaften von PatientInnen und Pflegenden, Versorgung mit Dienstleistungen und Verfügbarkeit von sozialen Netzwerken abhängig. Auch gibt es weiterreichende finanzielle Kosten der Pflege, z. B. Pflegepersonen, die aufgrund von Terminverpflichtungen oder Notsituationen der Arbeit fernbleiben, zur Teilzeitbeschäftigung übergehen oder ihre Erwerbstätigkeit ganz aufgeben. Die Entwicklung von Interventionen wie das Fallmanagement, welches die Koordination zwischen verschiedenen Stellen innerhalb der Gemeinschaftspflege verbessert, könnte die notwendige Unterstützung zur Abdeckung eines Teils des Bedarfs von Menschen mit Demenz und ihren Pflegepersonen bieten. Die Organisation und Umsetzung von Fallmanagement wird sehr unterschiedlich gehandhabt. Ebenso wird der Zugang zu dieser Art von Betreuung von der Politik der Finanzierung von Langzeitpflege und kulturellen Unterschieden in den verschiedenen Ländern beeinflusst. Das Fallmanagement wurde an Menschen mit Demenz und Pflegepersonen in einer Reihe von Ländern und Gesundheitssystemen erprobt, aber es ist unklar, ob die derzeitige Evidenz die Alltagswirksamkeit von Fallmanagement ausreichend unterstützt.

Studienmerkmale: Wir konnten weltweit 13 randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit 9615 Teilnehmern mit Demenz identifizieren. Elf RCTs schlossen auch Pflegepersonen mit ein. Die Studien wurden in verschiedenen Ländern durchgeführt, unterschieden sich je nach Größe und Gesundheitssysteme, und verglichen verschiedene Arten von Fallmanagement-Interventionen mit der Standard-Betreuung oder erweiterten Standard-Betreuung.

Wesentliche Ergebnisse: In einigen Studien wurde der Nutzen von Fallmanagement für die Reduzierung von Einweisungen in Wohn- oder Pflegeheime (Institutionalisierung) untersucht. Wir konnten einen Nutzen nach sechs und 18 Monaten, aber nicht nach 12 und 24 Monaten, feststellen. Wenn jedoch nur Studien eingeschlossen wurden, die sich eindeutig mit der Aufschiebung von Institutionalisierung bzw. der Verlängerung der Gemeinschaftspflege beschäftigten, beobachteten wir einen Rückgang der Institutionalisierung nach 12 Monaten. In einigen Studien wurde der Nutzen von Fallmanagement in Bezug auf verkürzte Krankenhausaufenthalte geprüft und es gab Evidenz dafür, dass der Nutzen nach sechs Monaten steigen kann. Einige Studien ließen erkennen, dass Fallmanagement Verhaltensstörungen nach 18 Monaten wirkungsvoller reduziert als die Standard-Pflege, Belastung und Depression der Pflegeperson mindert und das Wohlbefinden der Pflegeperson nach sechs Monaten und die soziale Unterstützung nach 12 Monaten verbessert. Insgesamt gesehen, steigert Fallmanagement die Nutzung von Gemeinschaftsdiensten, obwohl es auch einige Hinweise darauf gab, dass die Gesamtkosten der Gesundheitsversorgung sich im ersten Jahr reduzieren könnten. Einige Studien berichteten, dass Fallmanagement nicht wirksamer Depressionen bekämpft und funktionale Fähigkeiten oder Kognition des Patienten verbessert als die Standard-Pflege. Es gab keine hinreichende Evidenz, um eindeutig beurteilen zu können, ob Fallmanagement die Zeit bis zur Einweisung von Menschen mit Demenz in Pflegeheime verlängert.

Qualität der Evidenz: Es gab einige Probleme hinsichtlich der Methoden der Studien. Desgleichen war es durch die verschiedenen Arten der Bereitstellung von Fallmanagement und die Unterschiede bei der Ergebnismessung schwierig, eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Freigegeben durch Cochrane Schweiz

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