Stimulation des Gehirns ohne Operation zur Behandlung von chronischen Schmerzen bei Erwachsenen

Fazit

Es fehlt an Evidenz von hoher Qualität, die die Wirksamkeit von nicht-invasiven Hirnstimulationsverfahren bei chronischen Schmerzen belegt bzw. widerlegt.

Hintergrund

Elektrische Hirnstimulation wird zur Behandlung verschiedener schmerzhafter Erkrankungen eingesetzt. Verschiedene Geräte für eine elektrische Hirnstimulation stehen zur Verfügung, die keine Operation bzw. invasiven Eingriff erfordern. Es gibt fünf hauptsächliche Behandlungsarten: repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS), bei der das Hirn mittels einer an der Kopfhaut angelegten Magnetspule stimuliert wird; craniale Elektrostimulation (CES), bei der Elektroden an den Ohren oder der Kopfhaut angelegt werden; transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS); nicht-invasive kortikale Elektrostimulation mit reduzierter Impedanz (RINCE) und transkranielle Rauschstromstimulation (tRNS), bei der die Elektroden an der Kopfhaut angelegt werden. Diese Behandlungsmethoden werden genutzt um zu versuchen, eine Schmerzreduktion über veränderte Hirnaktivität zu erreichen. Ihre Wirksamkeit ist unklar.

Studienmerkmale

Diese Aktualisierung eines Reviews schließt 94 randomisierte kontrollierte Studien ein: 42 rTMS-Studien, 11 CES-Studien, 36 tDCS-Studien, 2 RINCE-Studien, 2 tRNS-Studien und eine Studie, die tDCS und rTMS untersuchte.

Hauptergebnisse

rTMS, angewendet auf den Motorcortex, führt möglicherweise zu leichter, kurzzeitiger Schmerzreduktion, allerdings sind diese Wirkungen wahrscheinlich nicht klinisch relevant. tDCS reduziert im Vergleich zur scheinbehandelten Gruppe möglicherweise Schmerzen, allerdings sind unsere Schätzungen für den Nutzen von rTMS und tDCS durch die geringe Teilnehmeranzahl in jeder der Studien und den Einschränkungen in der Studiendurchführung wahrscheinlich überhöht. Es liegt Evidenz von niedriger bzw. sehr niedriger Qualität vor, die nahelegt, dass niederfrequente rTMS bzw. rTMS, die auf präfrontale Hirnareale angewendet wird, nicht wirksam sind. Evidenz von niedriger Qualität spricht nicht dafür, dass CES eine wirksame Behandlung für chronische Schmerzen darstellt. Für alle Formen der Stimulation ist die Evidenzlage nicht eindeutig, und es besteht erhebliche Unsicherheit hinsichtlich des möglichen Nutzens bzw. Schadens der Behandlung. Von den Studien, die ausdrücklich über Nebenwirkungen berichteten, wurden kurzzeitige und geringfügige Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Hautirritationen sowohl bei den wirklichen, als auch bei den Scheinstimulationen häufig berichtet. Zwei Fälle von Anfällen nach rTMS-Anwendungen wurden berichtet. Unsere Schlussfolgerungen bezüglich rTMS, CES, tDCS und RINCE haben sich mit dieser Aktualisierung nicht erheblich geändert.

Qualität der Evidenz

Wir bewerten die Qualität der Studien anhand von vierAbstufungen: sehr niedrig, niedrig, moderat oder hoch. Evidenz von sehr niedriger Qualität bedeutet, dass wir hinsichtlich der Ergebnisse sehr unsicher sind. Evidenz von hoher Qualität bedeutet, dass wir großes Vertrauen in die Ergebnissen haben. Wir bewerteten die Qualität der gesamten Evidenz als niedrig bzw. sehr niedrig, hauptsächlich aufgrund von Bias in den Studien, was zu nicht verlässlichen Ergebnissen führen kann, und aufgrund der geringen Größe der Studien, die die Studien unpräzise werden lässt.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Wetzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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