Antigenspezifische aktive Immuntherapie bei Eierstockkrebs

Hintergrund
Eierstockkrebs ist die häufigste Todesursache bei gynäkologischen Krebserkrankungen. Die Standardbehandlung besteht aus Operation und Chemotherapie. Die Chemotherapie wird im Allgemeinen gut vertragen, allerdings erleiden die meisten Frauen einen Rückfall, für den es momentan keine heilende Behandlung gibt. Das Vorhandensein bestimmter Immunzellen in Tumoren steht mit längerem Überleben in Verbindung. Dies legt nahe, dass die Stimulation der Anti-Tumor-Immunantwort (d.h. Immuntherapie) ein sinnvoller Ansatz sein könnte, um Endpunkte bei Frauen mit Eierstockkrebs zu verbessern.

Fragestellung
Dieser Review bewertete die Durchführbarkeit der antigenspezifischen aktiven Immuntherapie. Die antigenspezifische aktive Immuntherapie zielt darauf ab, die Anti-Tumor-Immunantwort durch die Verabreichung eines Tumor-Antigens zu erzeugen. Ein Tumor-Antigen ist ein Molekül, das von Tumorzellen hergestellt wird, aber kaum von gesunden Zellen. Die Review-Autoren trugen Informationen über klinische Endpunkte, immunologische Reaktionen und Nebenwirkungen zusammen.

Hauptergebnisse
Wir fanden 67 Studien, die zwischen 1966 und 2017 veröffentlicht wurden und in denen 3.632 Frauen mit Eierstockkrebs eingeschlossen waren. Die am häufigsten beschriebene Strategie war die Verabreichung von Antikörpern gegen das Tumor-Antigen CA-125 (2.347 Teilnehmerinnen in 17 Studien). Die meisten dieser Studien bewerteten hauptsächlich die Sicherheit der Behandlung und immunologische Reaktionen. Bei 7 - 30 % der Teilnehmerinnen traten schwere grippeähnliche und den Magen-Darm-Trakt betreffende Symptome auf. Forscher wiesen häufig Antikörper und Immunzellen nach, die das Tumor-Antigen CA-125 erkennen, wobei die Raten der immunologischen Antwort zwischen den Studien schwankten. Trotz dieser vielversprechenden immunologischen Reaktionen berichteten vier große Studien über keinen Überlebensvorteil für die Teilnehmerinnen, die mit Antikörpern gegen CA-125 behandelt wurden, gegenüber denjenigen, die Placebo erhielten.

Für Strategien, die sich nicht auf die Verabreichung von Antikörpern beziehen, können ähnliche Schlussfolgerungen noch nicht gezogen werden. Insgesamt berichten die Studienautoren, dass die Behandlung gut vertragen wurde und dass entzündliche Nebenwirkungen hauptsächlich an der Einstichstelle der Spritze beobachtet wurden. Forscher beobachteten zwar bei den meisten untersuchten Strategien Reaktionen des Immunsystems, aber der klinische Nutzen dieser Ansätze muss durch weitere große Studien noch bewertet werden.

Vertrauenswürdigkeit der Evidenz und Schlussfolgerungen
Da derzeit keine Evidenz von hoher Vertrauenswürdigkeit für einen klinischen Nutzen vorliegt, sollte eine Antikörpertherapie gegen CA-125 in ihrer derzeitigen Form nicht in die Standardbehandlung einbezogen werden.

Aufgrund der mangelnden Einheitlichkeit der eingeschlossenen Studien befürworten wir nachdrücklich die Einführung von allgemeingültigen Definitionen der immunologischen Reaktionen, Richtlinien für die Meldung unerwünschter Wirkungen und Richtlinien für die Durchführung und die Berichterstattung von Studien. Darüber hinaus werden noch Ergebnisse aus laufenden randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) erwartet und es sollten noch weitere RCTs durchgeführt werden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Mensger, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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