Seitenlagerung bei schwerkranken erwachsenen Patienten

Wir überprüften die Evidenz zur Wirkung der Lagerung schwerkranker Patienten von einer zur anderen Seite im Krankenhausbett. Wir fanden 24 Studien.

Hintergrund

Pflegepersonen verändern die Körperlage schwerkranker Patienten bis zu alle zwei Stunden um Dekubitus und anderen Komplikationen, die in Verbindung mit Immobilität stehen, vorzubeugen. Die Bewegung von einer zur anderen Seite könnte ebenso dazu beitragen, dass Sekretansammlungen der Lunge gelockert werden und abfließen können. Der routinemäßige Änderung der Seitenlagerung ist ein relativ sicheres Standardverfahren. Wenn jedoch der Blutdruck oder Sauerstoffgehalt während dem Lagerungswechsel zu einem gefährlich niedrigen Wert abfällt, bedarf es dringender medizinischer Versorgung. Die meisten unerwünschten Ereignisse lassen sich schnell beheben, jedoch könnten diese unerwünschten Ereignisse für einige Patienten schwer zu beheben und möglicherweise lebensbedrohlich sein. Wir wollten herausfinden, ob eine routinemäßige Änderung der Seitenlagerung besser geeignet ist als andere Strategien zur Lagerungen (auch als weniger häufige Lagerungsänderungen) und, ob eine Seitenlagerung möglicherweise mehr unerwünschte Ereignisse verursacht.

Datum der Suche

Diese Evidenz ist auf dem Stand von Mai 2015.

Studienmerkmale

Es wurden randomisierte, kontrollierte Studien eingeschlossen, die kritisch kranke Erwachsene, die eine Behandlung auf der Intensivstation oder in anderen Intensivpflegebereichen erhielten, untersuchten. Es wurden Studien ausgewählt, die Seitenlagerung entweder nach einmaliger Drehung oder nach wiederholten Drehungen untersuchten. Die Dauer jeder Körperposition betrug 10 Minuten oder länger. Folgende Lagerungen wurden verglichen: Seitenlagerung auf die gegengesetzte Seite, Rückenlagerung, halb-liegende Position (Rückenlagerung mit 45° Hochlagerung) und Bauchlagerung.

Ergebnisse

Wir fanden 24 geeignete Studien. Keine Studie berichtete Daten zur Sterblichkeit. Zwei Studien machten Angaben zu Lungenerkrankungen nach einer Herzoperation, jedoch waren die verfügbaren Daten für eine Analyse unzureichend. Die anderen Studien berichteten Messungen, die wir verwendeten um klinisch unerwünschte Ereignisse zu identifizieren. Die meisten dieser Studien gaben die Ergebnisse nicht in einer Form an, die es zulässt diese für ein evidenzbasiertes Review zu kombinieren und die Studiendesigns waren häufig unterschiedlich. Wir verglichen zwei Studien, die kritisch kranke Erwachsene mit einseitigen Lungenerkrankungen (eine "schlechte Lunge" und eine "gute Lunge") untersuchten. Der Sauerstoffgehalt im Blut war niedriger bei Lagerung auf Seite der "schlechten Lunge" (Seitenlagerung mit der "schlechten Lunge" am tiefsten Punkt). Die Stichprobe war jedoch klein, beide Studien waren von schlechter Qualität und der sehr niedrige Sauerstoffgehalt im Blut wurde nicht konsistent in allen Studien nachgewiesen. Demnach müssen die Ergebnisse mit Vorsicht betrachtet werden.

Schlussfolgerung

Es konnte keine klare Evidenz für die Wirksamkeit einer routinemäßigen Änderung der Seitenlagerung oder für die Wirkungen einer einmaligen Umlagerung bei kritisch kranken Patienten gefunden werden. Studien mit hoher Qualität sind erforderlich, um herauszufinden ob die routinemäßige Seitenlagerung nach wie vor für die meisten kritisch kranken Patienten empfohlen werden soll, und ob bestimmte Lagerungen für gewissen Personen vermieden werden sollten.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

D. Schoberer, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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