Antiglucocorticoide und verwandte Behandlungen bei Psychosen

Unter dem Sammelbegriff „Psychose“ werden mehrere pychische Störungen wie die Schizophrenie und damit verwandte Erkrankungen, die psychotische Depression oder die bipolare Störung mit psychotischen Merkmalen zusammengefasst. Psychotische Störungen betreffen etwa 3 % der Bevölkerung und können zu starken Beeinträchtigungen führen; sie sind daher sowohl auf sozialer als auch auf wirtschaftlicher Ebene ein wichtiges Problem der öffentlichen Gesundheit.

Stress kann zur Freisetzung von Cortisol führen und wurde sowohl mit dem Einsetzen von psychotischen Störungen in Verbindung gebracht als auch mit Rückfällen. Bei einigen Patienten mit Psychosen wurden erhöhte Cortisolwerte festgestellt, vor allem bei Patienten mit psychotischer Depression und Betroffenen in früheren Phasen der Psychose. Antiglucocorticoide Wirkstoffe sind dafür bekannt, die Wirkungen von Cortisol zu verringern. Sie könnten daher für Patienten mit psychotischer Depression und bipolarer Störung von Nutzen sein. Wir untersuchten alle randomisierten Studien, in denen bei Patienten mit Psychose (in der Frühphase [prodromale Psychose] oder der ersten Episode [dem ersten Auftreten] einer Psychose) Antiglucocorticoide und verwandte Wirkstoffe mit Placebos verglichen wurden.

11 Studien (509 Teilnehmer) wurden in diesen Review eingeschlossen. Es wurden mehrere Antiglucocorticoide und verwandte Wirkstoffe untersucht, darunter Dehydroepiandrosteron (DHEA) (n = 5), Mifepriston (n = 4), Dexamethason (n = 1) und Ketoconazol (n = 1). Alle Teilnehmer waren Erwachsene mit einer diagnostizierten Schizophrenie, schizoaffektiven Störung oder psychotischen Depression. In den meisten Studien wurden Antiglucocorticoide zusätzlich zur regulären Behandlung verabreicht. Die verfügbaren Daten aus diesen Studien zeigten keine Wirkungen, weder auf psychotische Symptome insgesamt noch auf „positive“ Symptome oder auf „negative“ Symptome. Eine große Studie, in der Mifepriston mit einem Placebo als einziger Behandlung verglichen wurde, zeigte in der Mifepristongruppe im Vergleich zur Placebogruppe einen signifikanten Unterschied beim Anteil der Teilnehmer, die auf die Behandlung ansprachen. Diese Wirkung war nicht unmittelbar zu beobachten, sondern erst 21 Tage nach Beginn der Maßnahme. Die Daten zu unerwünschten Wirkungen waren gemischt. In den Fällen, in denen einzelne Antikortikoide wie Mifepriston und DHEA mit einem Placebo verglichen wurden, traten Nebenwirkungen in beiden Gruppen ähnlich häufig auf; die kombinierten Daten zu verschiedenen Antiglucocorticoiden, die zusätzlich zu einer Kombinationsbehandlung verabreicht wurden, zeigten jedoch, dass die Antiglucocorticoide das Auftreten von Nebenwirkungen stärker erhöhten als ein Placebo. Derzeit gibt es sehr wenige Studien, die noch laufen, und die meisten von diesen werden mit einer kleinen Anzahl von Teilnehmern durchgeführt. Die beschränkten verfügbaren Daten liefern keine ausreichende Evidenz, um den Einsatz von antiglucocorticoiden Behandlungen bei Psychosen zu unterstützen; zusätzliche Studien sind erforderlich.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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