Akuter Harnverhalt bei Männern: Die Wirksamkeit von Alpha-Blockern beim Katheterauslassversuch nach Harnverhalt

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Es gibt Hinweise darauf, dass Alpha-Blocker die Erfolgsraten eines Katheterauslassversuches erhöhen und die Häufigkeit von Nebenwirkungen gering waren. Es wurde auch etwas Evidenz dazu gefunden, dass die Häufigkeit von akutem Harnverhalt zurückging. Die Notwendigkeit einer weiteren Operation, die Kostenwirksamkeit und die empfohlene Dauer der Behandlung mit Alpha-Blockern nach einem erfolgreichen Katheterauslassversuch bleiben unbekannt, da diese in keiner Studie erwähnt wurden. Es fehlt an international festgelegten Endpunktmessungen für das, was einen erfolgreichen Katheterauslassversuch ausmacht. Dies macht die Durchführung einer Metaanalyse schwierig. Große, gut konzipierte kontrollierte Studien, welche die Empfehlungen aus dem CONSORT-Statement verwenden und klinisch wichtige Endpunktmessungen beinhalten, sind weiterhin erforderlich.

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Hintergrund: 

Akuter Harnverhalt bei Männern ist ein urologischer Notfall und erfordert eine dringende Katheterisierung. Jede Intervention, die auf eine Verbesserung der Harnsymptome nach einem akuten Harnverhalt abzielt, könnte möglicherweise von großem Nutzen sein. Alpha-Blocker entspannen die glatten Muskelzellen der Prostata und verringern dadurch den Widerstand des Harnflusses. So können die Harnsymptome verbessert werden.

Zielsetzungen: 

Ziel des Reviews war die Beurteilung der Wirksamkeit von Alpha-Blockern für eine erfolgreiche Wiederaufnahme der Miktion nach Entfernung eines Harnröhrenkatheters nach einer Episode von akutem Harnverhalt bei Männern. Durch das Fehlen von international festgelegten Endpunktmessungen für einen erfolgreichen Katheterauslassversuch wurde Erfolg als die Rückkehr zu einer zufriedenstellenden Entleerung definiert, ohne dass eine erneute Katheterisierung innerhalb von 24 Stunden erforderlich war.

Suchstrategie: 

Wir durchsuchten das Cochrane Incontinence Group Specialised Trials Register, das Studien aus dem Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL), MEDLINE, MEDLINE in Process sowie aus der Handsuche von Zeitschriften und Kongressbeiträgen enthält (gesucht am 9. Oktober 2013), CENTRAL (2013, Ausgabe 5) (gesucht am 5. Juni 2013), MEDLINE 1946 bis 4. Mai 2013, MEDLINE in Process (bis 3. Juni 2013), EMBASE Classic und EMBASE 1947 bis Woche 22, 2013 (alle gesucht am 4. Juni 2013) und die Referenzlisten relevanter Artikel. Bei den Suchen wurden keine sprachlichen oder sonstigen Einschränkungen vorgenommen.

Auswahlkriterien: 

Nur randomisierte und quasi-randomisierte klinische Studien mit Alpha-Blockern für einen Katheterauslassversuch nach einer Episode von akutem Harnverhalt bei Männern wurden eingeschlossen.

Datensammlung und ‐analyse: 

Zwei Review-Autoren überprüften unabhängig voneinander alle Titel und Abstracts, die durch die Suchstrategie gefunden wurden. Jegliche Meinungsverschiedenheiten über Auswahl und Einschluss der Studien wurden durch Diskussion gelöst. Ein drittes unabhängiges Urteil wurde eingeholt, wenn die Meinungsverschiedenheiten fortbestanden. Zwei Review-Autoren extrahierten (unabhängig voneinander), überprüften und verarbeiteten die Daten, so wie im Cochrane Handbook for Systematic Reviews of Intervention beschrieben. Die Qualität der Evidenz der kritischen Endpunkte wurde durch die Anwendung des GRADE-Ansatzes bewertet.

Hauptergebnisse: 

Neun randomisierte klinische Studien wurden in den Review aufgenommen. Acht Studien verglichen Alpha-Blocker mit Placebo (fünf Studien testeten Alfuzosin und zwei Studien testeten Tamsulosin, eine Studie testete sowohl Alfuzosin als auch Tamsulosin, eine Studie untersuchte Silodosin) und eine Studie verglich einen Alpha-Blocker (Doxazosin) und keine Behandlung. Der Katheterauslassversuch wurde nach einer Behandlung mit dem Medikament für einen bis drei Tage in sieben Studien und für acht und 32 Tage in den anderen beiden Studien durchgeführt. Es gab Evidenz von moderater Qualität, die darauf hindeutet, dass Alpha-Blocker einen erfolgreichen Katheterauslassversuch gegenüber Placebo begünstigten (366/608, 60,2% der Männer, die einen Alpha-Blocker verwendeten, konnten nach Katheterentfernung spontan miktionieren, verglichen mit 185/486, 38,1%, unter Verwendung von Placebo, Risikoverhältnis (RR) 1,55, 95% Konfidenzintervall (KI) 1,36 bis 1,76). Die Häufigkeit von rezidivierender akuter Harnverhaltung war in der Gruppe, die mit Alpha-Blockern behandeltet wurde, geringer (RR 0,69, 95% KI 0,60 bis 0,79). Diese Evidenz von moderater Qualität war für Alfuzosin, Tamsulosin und Silodosin statistisch signifikant, jedoch nicht für Doxazosin. Für die Studien, in denen unerwünschte Wirkungen berichtet wurden (beispielsweise posturale Hypotonie, Schwindel), gab es nicht genügend Informationen, um statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen zu erkennen (RR 1,19, 95% KI 0,75 bis 1,89) und die Evidenz war von niedriger Qualität. Die Zahl der unerwünschten Wirkungen war sowohl in der Placebo- als auch in der Alpha-Blocker-Gruppe gering. Vasodilatationsbedingte Nebenwirkungen führten selten zum Abbruch. Die Daten in diesem Review sind jedoch, aufgrund der großen Anzahl an unveröffentlichten Daten, die uns nicht zur Verfügung standen, begrenzt.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Mühlstädt, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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