Wirkung der Verwendung von Partogrammen auf die Gesundheit von Müttern bei zeitgerechten Spontangeburten

Worum geht es?

Verbessert die Verwendung eines Partogramms (einer grafischen Darstellung des Geburtsverlaufs) während zeitgerechter Spontangeburten gesundheitsbezogene Endpunkte bei den Müttern und Kindern?
Haben verschiedene Arten von Partogrammen unterschiedliche Wirkungen auf die gesundheitsbezogenen Endpunkte von Müttern und Kindern?

Warum ist das wichtig?

Ein Partogramm ist üblicherweise ein vorgedrucktes Formular, das dazu dient, den Geburtsverlauf grafisch darzustellen und medizinische Fachpersonen auf mögliche Komplikationen bei der Mutter oder ihrem Kind aufmerksam zu machen. Es ist unklar, ob ein Partogramm verwendet werden sollte, und welche Art von Partogramm (welches Design) für Mütter und Kinder besser ist.

Welche Evidenz fanden wir?

Wir suchten im August 2017 nach Evidenz und schlossen in diesen Review insgesamt elf Studien mit 9475 Frauen ein. Drei Studien verglichen die Verwendung eines Partogramms mit keinem Partogramm; sieben Studien verglichen unterschiedliche Arten von Partogrammen, und eine Studie verglich ein Partogramm mit einer neuen Geburtsverlaufs-Skala.

Partogramm verglichen mit keinem Partogramm (3 Studien, 1703 Frauen)

Aufgrund der sehr niedrigen Qualität der Evidenz ist es unsicher, ob die Verwendung eines Partogramms eine Wirkung auf die Anzahl der Frauen, bei denen einen Kaiserschnitt durchgeführt wird, oder die Anzahl der Neugeborenen mit einem niedrigen Apgar-Wert hat. (Der Apgar-Wert ist ein Maß des Gesundheitszustands des Neugeborenen, wobei ein niedriger Wert auf einen schlechten Zustand hinweist.) Die Verwendung eines Partogramms bewirkt möglicherweise leidglich einen geringfügigen oder keinen Unterschied in der Dauer der Geburt (Evidenz von niedriger Qualität) oder in der Anzahl der Frauen, die Oxytocin zur Anregung der Wehentätigkeit erhalten (Evidenz von moderater Qualität).

Partogramme mit unterschiedlicher Platzierung der Aktionslinien (4 Studien, 5051 Frauen)

Im Vergleich zu Frauen, deren Partogramm eine Vier-Stunden-Aktionslinie enthielt, bekamen Frauen aus der Gruppe mit einer Zwei-Stunden-Aktionslinie häufiger Oxytocin zur Anregung der Wehentätigkeit. Zwischen den Gruppen mit Zwei- und Vier-Stunden-Aktionslinie gab es keinen klaren Unterschied in der Häufigkeit von Kaiserschnitten, der Dauer der Eröffnungsperiode, den Geburtserfahrungen der Mütter oder niedrigen Apgar-Werten.

Bei unserem Vergleich von Zwei- und Drei-Stunden-Aktionslinien berichteten weniger Frauen der Gruppe mit der Zwei-Stunden-Aktionslinie über negative Geburtserfahrungen. Bei unserem Vergleich der Gruppen mit einer Zwei- und Drei-Stunden-Aktionslinie war die Kaiserschnittrate in der Gruppe mit der Drei-Stunden-Aktionslinie höher. Für alle anderen erhobenen Endpunkte gab es keine klaren Unterschiede zwischen den Gruppen mit Zwei-, Drei- oder Vier-Stunden-Aktionslinie.

Partogramm mit lediglich einer Achtungslinie versus Partogramm mit Achtungslinie und Aktionslinie (1 Studie, 694 Frauen)

In der Gruppe mit lediglich einer Achtungslinie war die Kaiserschnittrate niedriger. Es gab keinen klaren Unterschied zwischen den Gruppen in der Häufigkeit der Verabreichung von Oxytocin zur Anregung der Wehentätigkeit, einem niedrigen Apgar-Wert, vaginal-operativen Geburten sowie Todesfällen im Zeitraum um die Geburt herum.

Partogramm mit Latenzphase versus Partogramm ohne Latenzphase (1 Studie, 743 Frauen)

Beim Vergleich eines Partogramms mit Dokumentation der Latenzphase (bei dem auch die Frühphasen der Geburt dargestellt werden) mit einem ohne Latenzphase stellte sich heraus, dass beim Partogramm mit Latenzphase die Raten an Kaiserschnitten und Oxytocingaben höher waren. Es gab keine klaren Unterschiede zwischen den beiden Gruppen in der Verabreichung von Oxytocin und Apgar-Werten unter 7 (bei Messung nach 5 Minuten).

Partogramm mit Zwei-Stunden-Aktionslinie versus Partogramm mit abgestufter Aktionslinie für einen gestörten Geburtsverlauf (1 Studie, 99 Frauen)

Im Vergleich zum Partogramm mit Zwei-Stunden-Aktionslinie erhielten in der Gruppe mit abgestufter Aktionslinie weniger Frauen Oxytocin zur Anregung der Wehentätigkeit. Für alle anderen primären Endpunkte dieses Vergleichs konnten keine klaren Unterschiede festgestellt werden.

Partogramm versus Geburtsverlaufs-Skala (1 Studie, 122 Frauen)

Im Vergleich zur Nutzung des Partogramms erhielten bei Nutzung der Geburtsverlaufs-Skala weniger Frauen Oxytocin, während für alle anderen primären Endpunkte keine klaren Unterschiede festgestellt werden konnten.

Was bedeutet das?

Auf Grundlage der Ergebnisse dieses Reviews können wir uns bezüglich der Wirkungen der routinemäßigen Verwendung eines Partogramms als Teil der standardmäßigen Geburtsbetreuung nicht sicher sein. Es bedarf weiterer Evidenz aus klinischen Studien, um die Wirksamkeit der Verwendung von Partogrammen an sich sowie ihre optimale Gestaltung zu ermitteln.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

L. Schäfer und C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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