Rehabilitation für Erwachsene im erwerbsfähigen Alter mit Hirnverletzung

Hintergrund: Studien zeigen, dass multidisziplinäre Rehabilitation für Patienten, mit einer durch einen Schlaganfall entstandenen Schädigung des Gehirns, von Nutzen ist. Einige multidisziplinäre Programme sind für Erwachsene im arbeitsfähigen Alter ausgerichtet, welche nach einer Verletzung oder einer anderen Ursache eine Schädigung des Gehirns erlitten haben. Diese Patienten sind tendenziell jünger als die meisten Schlaganfallpatienten und könnten unterschiedliche Therapieziele aufweisen, wie zum Beispiel die Rückkehr an den Arbeitsplatz oder die Kindererziehung. Bei Personen mit einer Hirnschädigung können eine Vielzahl an Schwierigkeiten auftreten. Hierzu zählen Einschränkungen bei körperlichen Funktionen, in der Kommunikation, bei Denkprozessen, im Verhalten oder mit Emotionen. Die Stärke der Einschränkungen kann von leicht bis schwer variieren. Multidisziplinäre Rehabilitation adressiert einen oder mehrere dieser Bereiche, statt den Fokus auf nur einen Aspekt, wie zum Beispiel die körperliche Funktion, zu legen.

Reviewfrage: Die Autoren dieses Cochrane-Reviews haben nach Studien zur multidisziplinären Rehabilitation für Erwachsene zwischen 16 und 65 Jahren mit einer erworbenen Schädigung des Gehirns jeglicher Ursache gesucht.

Studienmerkmale: Studien, die in den Review aufgenommen wurden, waren kontrollierte Studien, in denen eine Gruppe von Personen eine Behandlung erhielt (z.B. multidisziplinäre Rehabilitation) und mit einer ähnlichen Gruppe mit einer anderen Behandlung verglichen wurde. Wir fanden 19 relevante Studien mit insgesamt 3480 Studienteilnehmern.

Datum der Suche: Wir durchsuchten am 14. September 2015 die weltweite medizinische Literatur.

Methode: Wir wendeten zur Einschätzung der Stärke der Evidenz das Van Tulder System an. Dieses System unterschiedet besser als das Standardsystem GRADE, zwischen Studien von unterschiedlicher Qualität bezüglich Kriterien, die wichtig für den Kontext der Rehabilitation sind.

Hauptergebnisse: Bei einer leichten Hirnverletzung waren in der Regel Informationen und Beratung besser geeignet als eine intensive Rehabilitation. Insgesamt weisen die Studien darauf hin, dass Patienten mit einer mittelschweren bis schweren Hirnverletzung, die eine intensivere Rehabilitation erhielten, früher Fortschritte machten, und dass eine frühere Rehabilitation besser war als eine verzögerte Behandlung. Starke Evidenz unterstützt die Bereitstellung der kognitiven Rehabilitation in einem therapeutischen "Milieu", das heißt, in einer Umgebung, in der die Patienten überwiegend gruppenbasierte Rehabilitation mit Personen erhalten, die ähnliche Schwierigkeiten haben. Die studienbasierte Literatur bietet wenig Evidenz im Zusammenhang mit anderen Aspekten der multidisziplinären Rehabilitation. Die Review-Autoren empfehlen daher, dass zusätzliche Forschung durchgeführt werden sollte. Die Rehabilitation bei Hirnverletzungen ist ein solch individualisierter und langfristiger Prozess, dass Studien nicht unbedingt allgemeine Schlussfolgerungen ermöglichen.

Qualität der Evidenz: Insgesamt waren die eingeschlossenen Studien von guter Qualität; 12 von 19 Studien wurden nach dem Van Tulder Scoring-System mit einer hohen Qualität beurteilt. Die anderen Studien unterlagen wegen ihres Studiendesigns einem Risiko für Bias. Beispielsweise war in einer Studie, die Behandlung abhängig von der Verfügbarkeit eines Bettes auf der Rehabilitationsstation. Die Bettenverfügbarkeit ist eine willkürliche Art der Behandlungszuordnung von Patienten, was die Ergebnisse der Studie anfällig für Bias macht.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

L. Rehner, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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