Wirksamkeit von kurzen Alkoholinterventionen im Rahmen der Grundversorgung der Bevölkerung

Was ist das Ziel dieses Reviews?

Wir wollten herausfinden, ob kurze Interventionen durch Ärzte und Krankenpfleger in der Allgemeinmedizin oder in der Notfallversorgung starken Alkoholkonsum reduzieren können. Wir haben die Ergebnisse von 69 Studien mit insgesamt 33.642 Teilnehmenden ausgewertet; davon lieferten 34 Studien (15.197 Teilnehmer) Daten für die Hauptanalyse.

Hauptaussagen

Kurze Interventionen in der Grundversorgung zielen darauf ab, starken Alkoholkonsum im Vergleich zu Menschen, die eine Standardbehandlung oder kurze schriftliche Informationen erhalten, zu reduzieren. Längere Interventionen machen wahrscheinlich wenig oder gar keinen Unterschied bei starkem Alkoholkonsum im Vergleich zu kurzen Interventionen.

Was wurde in diesem Review untersucht?

Eine Möglichkeit, starken Alkoholkonsum zu reduzieren, kann darin bestehen, dass Ärzte und Pflegepersonal gezielt Personen kurz beraten, die Allgemeinmediziner oder andere Anbieter von primärer Gesundheitsversorgung aufsuchen. Menschen, die eine Grundversorgung in Anspruch nehmen, werden routinemäßig nach ihrem Alkoholkonsum gefragt, da dieser die Gesundheit in vielerlei Hinsicht beeinflussen kann.

Kurze Interventionen beinhalten typischerweise Feedback zum Alkoholkonsum und zu gesundheitlichen Schäden, die Identifizierung von Hochrisikosituationen bei starkem Alkoholkonsum, einfache Ratschläge zur Reduzierung des Alkoholkonsums, Strategien, die die Motivation zur Änderung des Alkoholverhaltens erhöhen können, und die Entwicklung eines persönlichen Plans zur Verringerung des Alkoholkonsums. Kurze Interventionen sind so konzipiert, dass sie bei regelmäßigen Gesprächen durchgeführt werden, die oft 5 bis 15 Minuten mit Ärzten und etwa 20 bis 30 Minuten mit Pflegepersonal andauern. Wenn auch von kurzer Dauer, können diese Interventionen in einer bis fünf Sitzungen durchgeführt werden. Digitale Interventionen wurden nicht berücksichtigt.

Suchdatum

Die Evidenz ist auf dem Stand von September 2017.

Quellen der Studienfinanzierung

Finanzierungsquellen wurden in 60 (87 %) der Studien angegeben. Von diesen wurden 58 Studien von staatlichen Instituten, Forschungseinrichtungen oder gemeinnützigen Stiftungen finanziert. Eine Studie wurde teilweise von einem Pharmaunternehmen und einem Brauereiverband finanziert, eine andere von einem Unternehmen, das diagnostische Testgeräte entwickelt. Neun Studien machten keine Angaben zu Finanzierungsquellen.

Was sind die Hauptergebnisse des Reviews?

Wir schlossen 69 kontrollierte Studien ein, die in vielen verschiedenen Ländern durchgeführt wurden. Die meisten Studien wurden in der Allgemeinmedizin und in der Notfallversorgung durchgeführt. Die Studienteilnehmenden erhielten eine kurze Intervention oder die Standardbehandlung oder schriftliche Informationen über Alkoholkonsum (Kontrollgruppe).

Die Menge an Alkohol, welche die Menschen jede Woche konsumierten, wurde in 34 Studien (15.197 Teilnehmer) bei der Nachbehandlung nach einem Jahr berichtet und zeigte, dass die Personen, die die Kurzintervention erhielten, weniger tranken als die Teilnehmenden der Kontrollgruppe (moderate Qualität der Evidenz). Die Reduktion lag bei einem Glas Glas Bier (475 mL) oder dem Drittel einer Flasche Wein (250 mL) weniger pro Woche.

Längere Beratungszeiten brachten wahrscheinlich wenig Zusatznutzen im Vergleich zu einer kurzen oder gar keiner Intervention.

Eine Studie berichtete, dass die Intervention exzessives Trinken (Binge Drinking) bei Frauen negativ beeinflusste, und zwei berichteten, dass keine negativen Auswirkungen durch kurze Interventionen entstanden seien. Die meisten Studien erwähnten keine unerwünschten Ereignisse.

Qualität der Evidenz

Die Ergebnisse könnten verzerrt sein, weil den Teilnehmenden und den Ärzten/dem Pflegepersonal oft bewusst war, dass die kurze Intervention in Bezug auf Alkohol durchgeführt wurden. Darüber hinaus konnten einige Teilnehmende bei der Nachbefragung zum Alkoholkonsum nach einem Jahr nicht erreicht werden. Insgesamt wurde die Evidenz als überwiegend moderat bewertet. Dies bedeutet, dass die berichtete Stärke und Richtung des Effekts wahrscheinlich nahe an der tatsächlichen Wirkung dieser Interventionen liegt.

Zielsetzungen: 


Suchstrategie: 


Anmerkungen zur Übersetzung: 

J. Gauch, freigegeben für Cochrane Schweiz. Unterstützt von Fondation SANA.

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