Höhe der Dosis bei Strahlentherapie zur Brusterhaltung bei Brustkrebs im Frühstadium

Fragestellung

Wir gingen der Frage nach, ob weniger Bestrahlungseinheiten (mit ansteigender Strahlendosis bei jeder Behandlung) bei Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium, die sich einer brusterhaltenden Therapie unterziehen, genauso wirksam sind wie eine konventionelle Behandlung mit 25 bis 30 Bestrahlungseinheiten.

Hintergrund

Brustkrebs ist die bei Frauen am häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung. Eine von acht Frauen in den Vereinigten Staaten und Australien sowie eine von neun Frauen im Vereinigten Königreich erhält bis zum Alter von 85 Jahren die Diagnose Brustkrebs. Eine brusterhaltende Therapie (Entfernung des Tumors, aber die Brust wird erhalten) ist ebenso wirksam wie eine Mastektomie (Entfernung des Brustgewebes) in Bezug auf das Überleben der Frauen mit Krebs, wenn der sich auf die weibliche Brust (oder lokale Lymphknoten beziehungsweise beides) beschränkt, solange eine fünf- bis sechswöchige Strahlentherapie durchgeführt wird. Diese Behandlung umfasst 25 bis 30 Besuche einer radioonkologischen Abteilung. Ohne Bestrahlung nach einer brusterhaltenden Operation besteht ein signifikantes Risiko für ein Wiederauftreten des Brustkrebses (lokales Rezidiv). Zudem wird mit jedem durch Strahlentherapie vermiedenen Rezidiv ein Todesfall innerhalb von 15 Jahren verhindert. Viele Frauen bevorzugen eine brusterhaltende Therapie, was zu einer gesteigerten Nachfrage nach Bestrahlungen geführt hat. Weniger tägliche Bestrahlungen (Fraktionen) wären vorteilhaft für Frauen, wenn dadurch dieselbe Wirkung hinsichtlich Tumorkontrolle, Überleben und kosmetischem Ergebnis entsteht. Um die Anzahl an Therapiesitzungen zu reduzieren, wird die Strahlendosis pro Sitzung erhöht. Das könnte auch den Bedarf an Bestrahlungsressourcen vermindern und angenehmer für die Patientinnen sein.

Studienmerkmale

In diesen Review wurden neun Studien mit 8.228 Patientinnen eingeschlossen. Der Großteil der Frauen in den Studien (91%) hatte Tumore, die 3 cm oder kleiner waren, bei allen wurde die Entfernung des gesamten Tumors pathologisch nachgewiesen und 68% wiesen keine Anzeichen von Krebs in den Lymphknoten auf. 83% hatten kleine oder mittelgroße Brüste, allerdings war die Brustgröße nicht in allen Studien angegeben.

Hauptergebnisse

Die Evidenz ist auf dem Stand von Mai 2015. Es gab keine Unterschiede bezüglich des Wiederauftretens der Tumore bei jenen Frauen, die sich weniger Behandlungen unterzogen haben (vier Fälle von lokalen Rezidiven weniger pro 1000 Frauen, wobei der tatsächliche Wert vermutlich im Bereich von 16 weniger bis 10 mehr lokale Rückfälle pro 1000 Frauen liegen könnte). Es gab keine Unterscheide beim Erscheinungsbild der Brust bei jenen Frauen, die sich weniger Behandlungen unterzogen haben (31 Fälle von mittelmäßigem/schlechtem Erscheinungsbild der Brust pro 1000 Frauen weniger, wobei der tatsächliche Wert vermutlich im Bereich von 59 weniger bis 3 Fällen mehr mit mittelmäßigem/schlechtem Erscheinungsbild der Brust pro 1000 Frauen liegen könnte). Das Überleben wurde durch eine geringere Anzahl an Behandlungen nicht beeinflusst (13 weniger Todesfälle pro 1000 Frauen, wobei der tatsächliche Wert vermutlich im Bereich von 31 weniger bis 5 Todesfälle mehr pro 1000 Frauen liegen könnte). Weiterhin gab es keinen signifikanten Unterschied bei späterer Hauttoxizität (4 Fälle von Toxizität mehr pro 1000 Frauen, wobei der tatsächliche Wert vermutlich im Bereich von 14 weniger bis 36 Fällen mehr bezüglich Toxizität pro 1000 Frauen liegen könnte) oder Toxizität durch Bestrahlung. Akute Hauttoxizität wurde durch eine geringere Anzahl an Behandlungen reduziert (326 Fälle weniger pro 1000 Frauen, wobei der tatsächliche Wert vermutlich im Bereich von 264 weniger bis 374 Fällen weniger mit akuter Hauttoxizität pro 1000 Frauen liegen könnte). Dieser Review zeigt, dass Frauen, die die genannten Kriterien erfüllen, bei einer verringerten Anzahl von Bestrahlungen nach einer Tumorentfernung dieselben Ergebnisse hinsichtlich Tumorkontrolle aufweisen. Allerdings zeigen sie geringere Hautreaktionen im Bestrahlungszeitraum, und weisen langfristig vermutlich dieselben Nebenwirkungen auf.

Qualität der Evidenz

Wir haben Evidenz von hoher Qualität für die folgenden Endpunkte gefunden: Überleben ohne Lokalrezidiv, Erscheinungsbild der Brust, Toxizität, Gesamtüberleben und brustkrebsspezifisches Überleben. Wir fanden Evidenz von moderater Qualität in Bezug auf rückfallfreies Überleben und keine Daten hinsichtlich Mastektomien (eine Mastektomie könnte aufgrund eines lokalen Wiederauftretens oder untragbarer Toxizität aufgrund der Behandlung notwendig werden) oder Kosten.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Seel, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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