Selbst-Monitoring und Selbstmanagement bei einer oralen Antikoagulatonstherapie

Hintergrund

Geräte zur patientennahen Labordiagnostik (Point-of-care testing) haben es möglich gemacht, dass Patienten selbst ihre Blutgerinnungszeit im Rahmen einer langfristigen oralen Antikoagulationstherapie überwachen können. Der dabei gemessene Wert ist die International Normalized Ratio (INR). Patienten, die ihre Werte selbst testen, können entweder  ihre Medikamentendosis anpassen auf Grundlage des vorgegebenen Dosis-INR Zeitplans (Selbstmanagement) oder sie können eine Klinik anrufen, um die entsprechende Dosisanpassung zu erfragen (Selbst-Monitoring). Eine Vielzahl veröffentlichter Studien und systematischer Reviews haben nahegelegt, dass diese Methode des Monitorings während einer Antikoagulationstherapie als gleichwertig oder sogar besser als ein Standard-Monitoring durch einen Arzt ist.

Studienmerkmale

Dies ist eine Aktualisierung eines 2010 veröffentlichten Reviews. Wir haben eine neue Suche durchgeführt und fanden zehn neue Studien (mit 4227 Teilnehmern), die dem ursprünglichen Review hinzufügt wurden. Dadurch änderten sich einige der Ergebnisse.

Hauptergebnisse

Insgesamt fanden wir 28 randomisierte Studien mit 8950 Teilnehmern, die Selbst-Monitoring und Selbstmanagement mit Standard-Monitoring verglichen. Insgesamt war die Qualität der Evidenz niedrig bis moderat. Die kombinierten Ergebnissen der 28 Studien zeigten eine Halbierung der thromboembolischen Ereignisse bei Selbst-Monitoring und Selbstmanagement und keine Verringerung in der Anzahl der schweren Blutungen. Selbstmanagement hatte ähnliche Auswirkungen auf die Verringerungen von thromboembolischen Ereignissen und Mortalität bezüglich des Gesamtnutzens, ohne Wirkung auf schwere Blutungen. Selbstüberwachung halbierte die Zahl der aufgetretenen schweren Blutungen, konnte jedoch die Raten von thrombotischen Ereignissen oder der Gesamtsterblichkeit nicht signifikant reduzieren.

Schlussfolgerung

Zusammengefasst kann Selbst-Monitoring und Selbstmanagement die Qualität der oralen Antikoagulationstherapie verbessern, was zu weniger thromboembolischen Ereignissen und einer geringeren Sterblichkeit führt. Jedoch ohne eine Reduktion in der Zahl der schweren Blutungen. Selbst-Monitoring und Selbstmanagement sind nicht für alle Patienten geeignet. Es erfordert eine Identifizierung und Schulung von geeigneten Personen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

R. Binder, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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