Kortikosteroide zum Inhalieren im Vergleich zu Placebo bei stabiler chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD)

Kernaussagen

Inhalative Kortikosteroide alleine reduzieren wahrscheinlich Krankheitsschübe der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), verlangsamen die Abnahme der Lungenfunktion (gemessen als das Luftvolumen, das in einer Sekunde aus der Lunge gepresst werden kann) und führen zu einer leichten Verbesserung der Lebensqualität. Allerdings erhöhen sie wahrscheinlich auch das Risiko einer Lungenentzündung und von unerwünschten Wirkungen im Mundbereich und verbessern wahrscheinlich nicht die Überlebensrate. Diese Ergebnisse sprechen dafür, Kortikosteroide weiterhin in Kombination mit anderen Behandlungen anzuwenden. Die künftige Forschung sollte sich auf diesen Bereich konzentrieren.

Was ist eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung?

COPD ist die Bezeichnung für Lungenprobleme, die Atembeschwerden verursachen. Dazu gehören die chronische Bronchitis (lang anhaltende Entzündung der Lunge) und das Emphysem (Schädigung der Lungenbläschen). Inhalative Kortikosteroide als alleinige Mittel (Monotherapie) werden für COPD-Patient*innen nicht mehr empfohlen, sondern sie werden zusammen mit anderen lang wirkenden inhalativen Arzneimitteln angewendet, da eine Kombinationsbehandlung wirksamer ist. Inhalative Kortikosteroide helfen bei Asthma die Entzündung in den Atemwegen zu verringern. Es ist jedoch ungewiss, ob diese Medikamente bei COPD von Nutzen sind.

Was wollten wir herausfinden?

Dieser aktualisierte Review über inhalative Kortikosteroide bei COPD soll dazu beizutragen, die anhaltenden Unsicherheiten zu beseitigen. Wir analysierten die Auswirkungen inhalativer Kortikosteroide auf die Häufigkeit von Krankheitsschüben (Exazerbationen), die Lebensqualität, die Atemkapazität, die Sterberate und unerwünschte Wirkungen wie Lungenentzündung.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten in medizinischen Datenbanken nach Studien, in denen inhalative Kortikosteroide mit inhalativen Placebos (Scheinbehandlung) bei Patienten mit stabiler COPD verglichen wurden.

Was fanden wir?

Wir schlossen 36 Studien mit 23.139 Teilnehmern ein.

Hauptergebnisse

Die statistische Zusammenfassung der Daten aus den Studien zeigte, dass inhalative Kortikosteroide die Häufigkeit von Exazerbationen verringern und die Verschlechterung der Lebensqualität verlangsamen. Langfristig (nach sechsmonatiger Behandlung) zeigte sich eine Verlangsamung der Abnahme der Atemkapazität. Die allgemeine Sterblichkeit (jeglicher Ursache) blieb unverändert. Inhalative Kortikosteroide erhöhen das Risiko von unerwünschten Wirkungen wie Soor(Candida-Infektionen im Mund), Heiserkeit und Lungenentzündung.

Bei der Entscheidung über die Anwendung von Kortikosteroide sollten die Betroffenen und Angehörige der Gesundheitsberufe den Nutzen gegen die unerwünschten Wirkungen abwägen.

Was schränkt die Evidenz ein?

Insgesamt ist die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für diese Ergebnisse moderat bis niedrig. Wir haben moderates Vertrauen in die Evidenz für die Ergebnisse in Bezug auf COPD-Exazerbationen, Lebensqualität, Atemkapazität, Sterberaten und unerwünschte Wirkungen. Der Grund hierfür ist, dass es einige Unterschiede bei den Daten zwischen den einzelnen Studien gab. Hinsichtlich des Risikos für Lungenentzündung ist die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz niedrig, da die Ergebnisse in einer Reihe von Studien variieren.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Wir suchten nach Studien bis Oktober 2022.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

T. Brugger, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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