Fluoridgel zur Vorbeugung gegen Zahnkaries bei Kindern und Jugendlichen

Review-Frage

Die Hauptfrage lautete: Wie wirksam und sicher ist die Verwendung von Fluoridgel zur Vorbeugung gegen Zahnkaries bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zu einem Placebo (Behandlung ohne den Wirkstoff Fluorid) oder zu keiner Behandlung?

Hintergrund

Zahnkaries ist weltweit ein erhebliches Gesundheitsproblem, von dem nicht nur die große Mehrheit der Erwachsenen sondern auch 60% bis 90% der Kinder betroffen sind. Der Grad des Zahnverfalls variiert im Ländervergleich und innerhalb der Länder, insgesamt trifft aber zu, dass Zahnkaries bei Kindern der niedrigeren sozioökonomischen Statusgruppen (gemessen an Einkommen, Bildung und Beschäftigung) häufiger auftritt. Unbehandelt führt Karies mit der Zeit zu fortschreitender Zerstörung der Zahnkronen, was häufig mit starken Schmerzen einhergeht. Das Reparieren und Ersetzen verfallener Zähne ist äußerst zeit- und kostenaufwendig und verursacht den Gesundheitssystemen hohe Ausgaben.

Kariesvorbeugung bei Kindern und Jugendlichen ist ein vorrangiges Ziel für die zahnärztliche Versorgung, die zudem als kosteneffektiver gilt als die eigentliche Behandlung. Die Verwendung des Karies vorbeugenden Mineralstoffs Fluorid ist weit verbreitet. Neben dem natürlichen Vorkommen wird Fluorid in manchen Gegenden aber auch dem Trinkwasser zugefügt und in den meisten Zahnpasten und anderen Produkten verwendet, die in unterschiedlichem Maße weltweit erhältlich sind. Als zusätzliche Vorbeugemaßnahme gibt es verschiedene Arten, Fluorid direkt auf die Zähne aufzutragen, so z. B. Mundspülungen, Lutschtabletten, Lacks und Gels.

Fluoridgel wird normalerweise vom Zahnarzt oder selbst (und unter Aufsicht je nach Alter des Kindes) ein oder mehrmals jährlich aufgetragen. Das Gel wird normalerweise in eine Fluoridierungsschiene gegeben, die das Kind oder der Jugendliche rund vier Minuten mit zusammengebissenen Zähnen im Mund behalten muss. Es kommt nicht selten vor, dass Kinder oder Jugendliche versehentlich ein wenig von dem Gel verschlucken. Beim Verschlucken zu großer Mengen wurde über Unwohlsein, Erbrechen, Kopfschmerzen und Magenschmerzen berichtet. Aufgrund dieser Toxizität wird eine Behandlung mit Fluoridgel in der Regel nicht für Kinder unter sechs Jahren empfohlen.

Dieser Review ist eine Aktualisierung des Cochrane Reviews zu Fluoridgel als Vorbeugung gegen Karies bei Kindern und Jugendlichen, der erstmals 2002 veröffentlicht wurde. Wir prüften den Forschungsstand für die Cochrane Oral Health Group und die Evidenz ist auf dem Stand vom 5. November 2014.

Studienmerkmale

Wir schlossen 28 Studien ein, in denen über 9000 Kinder (im Alter von 2 bis 15 Jahren) einer Behandlung mit Fluoridgel oder einer Kontrollgruppe, in der sie ein Placebo-Gel bzw. gar keine Behandlung erhielten, per Zufall zugeordnet wurden. Die Dauer der Studien reichte von einem Jahr bis zu vier Jahren (13 Studien dauerten rund zwei Jahre). Die Studienberichte wurden zwischen 1967 und 2005 veröffentlicht. Dreizehn Studien wurden in den USA durchgeführt, sieben in Europa, vier in Brasilien und jeweils eine in Kanada, Israel, China und Venezuela.

Hauptergebnisse

Dieser aktualisierte Review bestätigte, dass Fluoridgel bei Kindern und Jugendlichen Zahnkaries verringern kann. Wir kombinierten die Ergebnisse von 25 Studien und stellten im Durchschnitt eine 28% Verminderung an von Karies befallene, fehlende oder mit Füllungen versehene Zahnoberflächen bei bleibenden Zähnen fest (21% bei Studien, die in der Kontrollgruppe ein Placebo-Gel verwendeten und 38% bei Studien, in denen die Kontrollgruppe keine Behandlung erhielt). Die Evidenz aus den drei Studien, die die Wirkung von Fluoridgel auf die Milchzähne untersuchten, legt eine Verringerung von 20% der von Karies befallenen, fehlenden oder gefüllten Zahnoberflächen nahe. Wir fanden nur wenige Angaben zu unerwünschten oder schädlichen Wirkungen oder dazu, wie gut Kinder und Jugendliche die Anwendung des Gels vertragen haben.

Schlussfolgerung

Die Anwendung von Fluoridgel verringert den Kariesbefall der bleibenden Zähne und Milchzähne. Wir fanden nur wenige Angaben zu möglichen unerwünschten oder schädlichen Wirkungen aufgrund ungewolltem Herunterschlucken des Gels während der Behandlung. Da Kinder während der Behandlung häufig Gel herunterschlucken, wird zu diesen Wirkungen mehr Forschung benötigt.

Qualität der Evidenz

Die verfügbare Evidenz zu bleibenden Zähnen ist von moderater Qualität. Die Evidenz zu Milchzähnen ist aufgrund der geringen Anzahl verfügbarer Studien von geringer Qualität. Die verfügbare Evidenz zu unerwünschten Wirkungen ist von sehr geringer Qualität.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Koordination durch Cochrane Schweiz

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