Multidisziplinäre biopsychosoziale Rehabilitationsprogramme bei subakuten Kreuzschmerzen

Fragestellung

Wir überprüften die Evidenz über die Wirkung von multidisziplinären Behandlungen auf Schmerz, Behinderung und Arbeitsstatus bei Personen, die über sechs bis zwölf Wochen Kreuzschmerzen hatten. Wir definierten multidisziplinäre Behandlungen als Behandlungen, die auf physische sowie psychologische oder soziale Aspekte von Kreuzschmerzen abzielen und eine Gruppe von Gesundheitsdienstleistern miteinbeziehen, die unterschiedliche berufliche Hintergründe und Ausbildungen haben. Mulitdisziplinär wäre eine Behandlung beispielsweise, wenn sie Bewegungstherapie durch einen Physiotherapeuten mit Arbeitsplatzanpassungen durch einen Ergonom, einem Spezialisten im Design und Aufbau von Arbeitsplatzausstattungen, integriert.

Hintergrund

Kreuzschmerzen sind Beschwerden, die weltweit ein großes Ausmaß an Schmerzen und Leid verursachen und zudem durch hohe Ausgaben im Gesundheitswesen, sowie Arbeitsausfälle hohe Kosten für die Gesellschaft bewirken. Bisherige Forschung hat gezeigt, dass sich Menschen weniger wahrscheinlich erholen, wenn die Kreuzschmerzen für mehr als drei Monate andauern. Infolgedessen wird der Intervention in den frühen Stadien von Kreuzschmerzen immer mehr Bedeutung beigemessen.

Das Ziel dieses Reviews war herauszufinden, ob multidisziplinäre Behandlungen besser oder schlechter als andere Alternativen, wie die übliche Versorgung (z.B. aktuelle klinische Praxis) oder andere Behandlungen (z.B. reine Bewegungstherapie) für Menschen sind, die seit sechs bis zwölf Wochen Kreuzschmerzen erlebten.

Studienmerkmale

Die Suche ist auf dem Stand von Juli 2016.

Fünf Studien wurden in Europa, und vier in Nordamerika durchgeführt. Die Studiengröße reichte von 33 bis 351 Studienteilnehmern. Das mittlere Alter in den Studien lag zwischen 32,0 und 43,7 Jahren. Der Großteil der Studien beinhaltete eine Mischung von männlichen und weiblichen Teilnehmern. Die Autoren hatten für alle eingeschlossenen Studien keine Bedenken bezüglich der Finanzierungsquellen.

Hauptergebnisse

Alles in allem fanden wir, dass multidisziplinäre Behandlungen möglicherweise besser als die übliche Versorgung für Menschen mit Kreuzschmerzen seit sechs bis 12 Wochen sein könnten. Menschen, die multidisziplinäre Behandlungen erhielten, hatten weniger Schmerzen, weniger Behinderungen, eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, zur ihrer Arbeit zurückzukehren und weniger krankheitsbedingte Fehltage in der 12-monatigen Nachbeobachtung. Jedoch fanden wir bei einem Vergleich von multidisziplinären Behandlungen mit anderen Behandlungen (z.B. kurze klinische Intervention inklusive Beratung und Hinweise auf Übungen), dass multidisziplinäre Behandlungen möglicherweise nicht besser als diese anderen Behandlungen sind. Obwohl wir unerwünschte Ereignisse als sekundären Endpunkt untersuchten, berichtete keine der eingeschlossenen Studien über diesen Endpunkt.

Qualität der Evidenz

Die Qualität der Evidenz für diesen Review war in der Regel niedrig bis sehr niedrig. Dies war vor allem auf die kleinen Studiengrößen und andere Einschränkungen zurückzuführen. Darüber hinaus fassten wir Studien mit unterschiedlichen Interventionen und Vergleichen zusammen. So waren beispielsweise einige multidisziplinäre Interventionen sehr intensiv (z.B. > 30 Stunden Behandlung), während andere auf Kürze angelegt waren (z.B. < 3 Stunden). Diese Variabilität zwischen den Studien erschwert die Interpretation der Ergebnisse.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Bedarf nach weiteren, großen, qualitativ hochwertigen randomisierten, kontrollierten Studien besteht, bevor wir endgültige Empfehlungen für die klinische Praxis aussprechen können.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Wenzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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