Epiduralanästhesie-Verfahren zur Schmerzlinderung während der Geburt

Worum geht es?

Unser Ziel war es, die Wirksamkeit jeglicher Arten von Epiduralanästhesie-Verfahren (auch Periduralanästhesie; inklusive kombinierter Spinal- Periduralanästhesie) für Mutter und Kind im Vergleich zu keiner Epiduralanästhesie oder keinen schmerzlindernden Maßnahmen während der Geburt zu ermitteln.

Warum ist das wichtig?

Die Schmerzlinderung ist für gebärende Frauen wichtig. Zu den pharmakologischen (auf Medikamente bezogenen) Methoden zur Schmerzlinderung gehören das Einatmen von Lachgas, das Spritzen von Opioiden und die örtliche Schmerzlinderung mit einem epiduralen Betäubungsmittel mit dem Ziel einer zentralen Nervenblockade. Epiduralanästhesie-Verfahren werden in der Geburtshilfe sehr häufig angewendet. Bei dieser Form der Schmerzlinderung wird ein örtliches Betäubungsmittel in den unteren Bereich der Wirbelsäule in die Nähe der Nerven gespritzt, die Schmerzen übertragen. Die epiduralen Mittel werden mittels Bolus-Injektion (eine umfangreiche, schnelle Injektion), Dauerinfusion oder einer von der Patientin gesteuerte Pumpe verabreicht. Die Verabreichung geringerer Konzentrationen des lokalen Betäubungsmittels zusammen mit einem Opioid ermöglicht es den Frauen, sich während der Geburt weiter umher zu bewegen und sich aktiv in den Geburtsprozess einzubringen. Die kombinierte Spinal-Epiduralanästhesie besteht im einmaligen Spritzen eines örtlichen Betäubungsmittels oder Opioids in die Rückenmarksflüssigkeit für eine schnell einsetzende Schmerzlinderung sowie dem Einsetzen eines epiduralen Kathethers für eine anhaltende Schmerzlinderung. Dabei können Nebenwirkungen wie Juckreiz, Schläfrigkeit, Schüttelfrost und Fieber auftreten. In seltenen Fällen kann es zu potenziell schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen der Epiduralanästhesie kommen, wie langanhaltenden starken Kopfschmerzen nach dem Spritzen, oder Nervenschädigungen.

Welche Evidenz haben wir gefunden?

Wir suchten im April 2017 nach Evidenz und fanden insgesamt 40 Studien mit über 11.000 Frauen, die Informationen für diesen Review lieferten. Die Studien unterschieden sich stark in der Qualität ihrer Methoden.

Bis auf sechs Studien wurde in allen Studien eine Epiduralanästhesie mit durch Spritzen verabreichten Opioiden verglichen. Möglicherweise lindern Epiduralanästhesie-Verfahren Wehenschmerzen wirksamer als Opioide, und möglicherweise sind mehr Frauen mit der Schmerzbehandlung durch eine Epiduralanästhesie zufriedener. Im Vergleich zum Spritzen von Opioiden ist bei der Epiduralanästhesie möglicherweise die Wahrscheinlichkeit höher, dass bei der Geburt eine Geburtszange oder eine Saugglocke eingesetzt werden muss. Wir konnten diese Wirkung jedoch in Studien, die nach 2005 durchgeführt wurden, nicht feststellen. In diesen war der Einsatz von geringeren Konzentrationen der örtlichen Betäubungsmittel und von moderneren Epiduraltechniken, wie z.B. der patientinnen-gesteuerten Epiduralanästhesie, wahrscheinlicher. In Bezug auf die Kaiserschnittrate, die Anzahl von Frauen mit anhaltenden Rückenschmerzen, Auswirkungen auf das Neugeborene oder die Anzahl der Neugeborenen, die auf eine Neugeborenen-Intensivstation verlegt werden mussten, gibt es wahrscheinlich nur einen geringfügigen oder keinen Unterschied zwischen der Epiduralanästhesie und der Verabreichung von Opioiden.

Bei Frauen, bei denen eine Epiduralanästhesie angewendet wurde, können Fieber und Schwierigkeiten beim Wasserlassen auftreten. Sehr unterschiedliche Ergebnisse gibt es unter anderem für die Verlängerung der Geburtsdauer, einen sehr niedrigen Blutdruck und motorische Blockaden (einer Bewegungsunfähigkeit für einen gewissen Zeitraum nach der Geburt). Diese Unterschiede hängen wahrscheinlich mit den höheren Dosierungen des örtlichen Betäubungsmittels bei Epiduralanästhesie oder der Verwendung von epiduralen Infusionen zusammen, nicht mit der Verabreichung des örtlichen Betäubungsmittels in Intervallen. Allerdings traten auch bei der Schmerzlinderung mit Opioiden Nebenwirkungen auf, wie zum Beispiel eine Verlangsamung der Atmung, sodass Frauen eine Sauerstoffmaske tragen mussten, oder mehr Übelkeit und Erbrechen. Mehr Neugeborene, deren Müttern Opioide verabreicht worden waren, erhielten Medikamente, die den Auswirkungen der Opioide entgegenwirkten. Es gab keinen Unterschied zwischen den Frauen in den Epidural- oder Opioidgruppen in Bezug auf nachgeburtliche Depressionen, Kopfschmerzen, Juckreiz, Schüttelfrost oder Schläfrigkeit.

Frauen mit Epiduralanästhesie berichteten im Vergleich zu Frauen, die mit einem Placebo oder Akupunktur-Stimulation behandelt wurden oder keine schmerzlindernde Behandlung erhielten, von weniger Schmerzen. Schmerzen wurden von den Studien, die eine Epiduralanästhesie mit inhalierten Schmerzmitteln oder einer kontinuierlichen Betreuung verglichen, nicht berichtet.

Was bedeutet das?

Epiduralanästhesie-Verfahren lindern Schmerzen während der Geburt möglicherweise wirksamer als andere Verfahren zur Schmerzlinderung und erhöhen möglicherweise die Zufriedenheit der Mütter mit der Schmerzlinderung. Allerdings kann bei Frauen mit einer Epiduralanästhesie anstelle der Verabreichung von Opioden die Wahrscheinlichkeit für eine unterstützte vaginale Entbindung höher sein. Dies hängt vermutlich mit den traditionell verwendeten höheren Dosierungen von örtlichen Betäubungsmitteln im Vergleich zu den niedrigen Dosierungen der modernen epiduralen Verfahren zusammen. Weitere Forschung wäre hilfreich, mit Anwendung einheitlicherer Verfahren zur Erhebung der Verringerung von unerwünschten Ergebnissen durch eine Epiduralanästhesie.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

T. Dos Relis Guerreiro und C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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