Aufenthalt im Wasser während Wehen und Geburt

Worum geht es?

Es sollten die Auswirkungen des Aufenthalts im Wasser (Wassergeburt) während der Wehen und/oder der Geburt (erste, zweite und dritte Phase der Geburt) auf Frauen und ihre Kinder untersucht werden.

Warum ist das wichtig?

Viele Frauen entscheiden sich dafür, während der Wehen und der Geburt im Wasser zu sein. Dieses Vorgehen wird in vielen Ländern immer beliebter, insbesondere in von Hebammen geleiteten Einrichtungen. Daher ist es wichtig, mehr über die positiven Wirkungen des Aufenthalts im Wasser während der Wehen und der Geburt für Frauen und ihre Neugeborenen sowie über mögliche Risiken zu erfahren.

Es ist wichtig zu ermitteln, ob der Aufenthalt im Wasser während der ersten und/oder zweiten Phase der Geburt das Potential zur größtmöglichen Stärkung der Fähigkeit der Frauen hat, mit den Wehenschmerzen umzugehen und eine natürliche Geburt zu haben, ohne das Risiko eines unerwünschten (schädlichen) Ereignisses zu erhöhen. Zu den möglichen unerwünschten Ereignissen zählen ein erhöhtes Infektionsrisiko für die Frauen und/oder ihre Neugeborenen und eine erhöhte Wahrscheinlichkeit eines schweren Dammrisses (der Damm ist der Bereich zwischen Anus und Scheide) sein; zudem kann im Falle einer Blutung die Abschätzung des Blutverlustes schwieriger sein. Bei der Beurteilung des Nutzens verstehen wir unter dem Wohlbefinden sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit.

Welche Evidenz fanden wir?

Wir schlossen 15 Studien (3663 Frauen) ein. Alle Studien verglichen den Aufenthalt im Wasser mit keinem Aufenthalt im Wasser: acht während der ersten Phase der Geburt, zwei während der zweiten Phase der Geburt (Wassergeburt), vier während der ersten und zweiten Phase der Geburt, und eine betrachtete den frühen verglichen mit dem späten Aufenthalt im Wasser während der ersten Phase der Geburt. Die Evidenz war von moderater bis sehr niedriger Qualität. Keine Studie verglich den Aufenthalt im Wasser mit anderen Formen der Schmerzbehandlung.

Der Aufenthalt im Wasser während der ersten Phase der Geburt führt wahrscheinlich dazu, dass weniger Frauen eine Periduralanästhesie (PDA) benötigen, bewirkt aber wahrscheinlich nur einen geringen oder gar keinen Unterschied in der Anzahl der Frauen, die eine normale vaginale Geburt, eine instrumentelle Geburt (mit Geburtszange), einen Kaiserschnitt oder einen schweren Dammriss haben. Hinsichtlich der Auswirkungen auf die Höhe des Blutverlustes nach der Geburt sind wir unsicher, da die Qualität der Evidenz sehr niedrig war. Der Aufenthalt im Wasser während der Geburt bewirkt zudem möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Unterschied in Bezug auf die Anzahl der Babies, die auf die Neugeborenen-Intensivstation aufgenommen werden oder Infektionen entwickeln. Es wurden keine Totgeburten und Sterbefälle bei den Neugeborenen berichtet.

Zwei Studien verglichen den Aufenthalt im Wasser in der zweiten Phase (Geburt) mit keinem Aufenthalt im Wasser. Wir ermittelten, dass der Aufenthalt im Wasser möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Unterschied in der Anzahl der Frauen bewirkt, die eine normale vaginale Geburt haben. Es ist ungewiss, ob der Aufenthalt im Wasser einen Unterschied in Bezug auf instrumentelle Vaginalgeburten, Kaiserschnitte, der Anzahl der auf die Neugeborenen-Intensivstation aufgenommenen Babies, der Geburtstemperatur der Babies und Fieber bei den Babies in der ersten Lebenswoche bewirkt, da die Qualität der Evidenz für all diese Ergebnisse als sehr niedrig bewertet wurde. Die Periduralanästhesie war für diese Geburtsphase nicht relevant. Schwere Dammrisse und Blutverlust nach der Geburt wurden in beiden Studien nicht berichtet.

Nur eine Studie (200 Frauen) verglich Frauen, die während der Geburt früh und spät ins Wasser kamen, aber es gab nicht genügend Informationen, um klare Unterschiede zwischen den Gruppen zu zeigen.

Was bedeutet das?

Der Aufenthalt im Wasser während der Wehen/Geburt kann möglicherweise die Zahl der Frauen, die eine Periduralanästhesie erhalten, verringern. Im Wasser zu gebären schien die Geburtsweise oder die Anzahl der Frauen mit einem schwerwiegenden Dammriss nicht zu beeinflussen. Dieser Review fand keine Evidenz dafür, dass die Geburt im Wasser das Risiko unerwünschter Ereignisse für die Frauen oder ihre Neugeborenen erhöht. Die Studien unterschieden sich in ihrer Qualität, und weitere Forschung ist notwendig, insbesondere für die Wassergeburt und ihren Einsatz in Geburtshäusern außerhalb von Geburtsstationen in Krankenhäusern, bevor wir uns dieser Wirkungen sicher sein können. Weitere Forschung ist zudem notwendig über die Erfahrungen von Frauen und Hebammen mit dem Aufenthalt im Wasser während der Wehen und der Geburt.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

H. Schilling, freigegeben durch Cochrane Deutschland

Tools
Information

Cochrane Kompakt ist ein Gemeinschaftsprojekt von Cochrane Schweiz, Cochrane Deutschland und Cochrane Österreich. Wir danken unseren Sponsoren und Unterstützern. Eine Übersicht finden Sie hier.