Orale Thrombozytenaggregationshemmer (Blutverdünner) bei akutem ischämischen Schlaganfall

Fragestellung des Reviews

Wir wollten die Sicherheit und Wirksamkeit von oralen Thrombozytenaggregationshemmern (TAH) mit Placebo oder keiner Behandlung bei Menschen mit akutem ischämischen Schlaganfall vergleichen, um herauszufinden, ob orale Thrombozytenaggregationshemmer die Anzahl von Todesfällen vermindern und langfristige Endpunkte bei Überlebenden verbessern können.

Hintergrund

Die meisten Schlaganfälle entstehen durch einen plötzlichen Verschluss einer Arterie im Gehirn, der normalerweise durch ein Blutgerinnsel verursacht wird (dies wird ischämischer Schlaganfall genannt). Die sofortige Behandlung mit Thrombozytenaggregationshemmern, wie Aspirin könnte verhindern, dass sich neue Blutgerinnsel bilden und könnte daher die Heilung nach einem Schlaganfall verbessern. Thrombozytenaggregationshemmer können jedoch auch Blutungen im Gehirn hervorrufen, die jeden Nutzen zunichte machen könnten.

Studienmerkmale

Bis April 2020 identifizierten wir 11 Studien, welche in das Review eingeschlossen wurden. An den Studien nahmen insgesamt 42.226 Personen teil. Seit der letzten Aktualisierung sind drei neue Studien hinzugekommen. Wie in der vorherigen Version dieses Reviews trugen zwei Studien 96% der Daten bei. Die Mehrzahl der Teilnehmenden im Review waren ältere Menschen mit einem signifikanten Anteil über 70 Jahren. Männer und Frauen waren fast gleichermaßen in den Studien vertreten. Es zeigten sich Unterschiede im Schweregrad der Schlaganfälle in den eingeschlossenen Studien. Die geplante Dauer der Behandlung reichte von fünf Tagen bis zu drei Monaten und der geplante Zeitraum für die Nachbeobachtung reichte von 10 Tagen bis sechs Monate.

Hauptergebnisse

Aspirin, verabreicht in einer Dosis von 160 bis 300 mg täglich, begonnen innerhalb von 48 Stunden nach Beginn der Schlaganfallsymptome, rettete Leben und verminderte das Risiko für das Auftreten weiterer Schlaganfälle innerhalb der ersten beiden Wochen. Wenn die Behandlung später als 48 Stunden, aber innerhalb von 14 Tagen nach Schlaganfallbeginn begonnen wurde, so deutet die begrenzte Evidenz aus diesem Review und anderen externen Daten darauf hin, dass Aspirin einen Nutzen hat, auch wenn die Behandlung in diesem späten Stadium begonnen wird. Eine Thrombozytenaggregationshemmer-Therapie mit Aspirin, verabreicht in einer Dosis von 160 mg bis 300 mg täglich, die oral (oder über eine Sonde durch die Nase in den Magen oder rektal bei Personen, die nicht schlucken können) verabreicht und innerhalb von 48 Stunden nach Beginn eines mutmaßlichen ischämischen Schlaganfalls begonnen wurde, verringerte das Risiko eines frühen rezidivierenden ischämischen Schlaganfalls, ohne dass ein größeres Risiko für frühe hämorrhagische Komplikationen bestand. Zudem wurden die langfristigen Ergebnisse verbessert. Fast die gesamte Evidenz in diesem Review stammt aus Studien mit Aspirin.

Qualität der Evidenz

Die Qualität der Evidenz, die zu den Ergebnissen in diesem Review beigetragen hat, war generell gut.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

J. Distel, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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