Antibiotika (Bakterien abtötende Medikamente) oder eine Operation: Was ist bei einer Blinddarmentzündung besser?

Kernaussagen

- Es besteht die Möglichkeit, dass bei einigen Personen Antibiotika, also Medikamente zur Bekämpfung von Bakterien, nicht den gewünschten Effekt erzielen und die Symptome nicht erfolgreich behandeln.

- Antibiotika reduzieren möglicherweise Wundinfektionen, verlängern aber die Verweildauer im Krankenhaus geringfügig.

- Ein Drittel der Menschen mit Blinddarmentzündung, die zunächst mit Antibiotika behandelt wurden, wurden innerhalb eines Jahres doch wegen einer Blinddarmentzündung operiert. Mit anderen Worten: Zwei Drittel der Menschen konnten innerhalb eines Jahres durch die Antibiotikabehandlung eine Operation vermeiden.

Was ist eine Blinddarmentzündung?

Eine Blinddarmentzündung (entzündeter Wurmfortsatz) ist eine häufige Erkrankung des Bauchraums. Die Betroffenen haben Schmerzen um den Nabel herum und im rechten Unterbauch.

Wie wird eine Blinddarmentzündung behandelt?

Früher galt eine Operation, bei der der entzündete Wurmfortsatz vom Blinddarm abgetrennt und entfernt wird (die so genannte Appendektomie) als einzige Behandlungsmöglichkeit. Manchmal kann eine Blinddarmentzündung aber auch mit Antibiotika behandelt werden.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob Antibiotika für Menschen mit Blinddarmentzündung besser geeignet sind als eine Operation. Wir interessierten uns dafür, ob sich die Lebenserwartung zwischen der Behandlung mit Antibiotika und einer Operation unterscheidet und wie Antibiotika die Bauchschmerzen lindern. Wir wollten auch herausfinden, ob die Behandlung mit Antibiotika mit unerwünschten Wirkungen oder negativen Folgen verbunden ist.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten in medizinischen Datenbanken nach Studien, in denen die Behandlung mit Antibiotika im Vergleich zu einer Operation bei Erwachsenen untersucht wurde. Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz auf Grundlage von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.

Was fanden wir ?

Wir fanden 13 Studien, an denen 3358 Menschen mit Blinddarmentzündung teilnahmen. Die Studien wurden hauptsächlich in Asien, Europa und Nordamerika durchgeführt und dauerten zwischen einigen Tagen und sieben Jahren. Zwei Studien wurden von Arzneimittelherstellern finanziert. Es wurden Antibiotika eingesetzt, die ein breites Spektrum von Bakterien im Darm abtöten. Die Operation wurde hauptsächlich als Schlüssellochchirurgie (minimalinvasive Operation) durchgeführt.

Hauptergebnisse

Möglicherweise haben Antibiotika nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf Todesfälle, allerdings sind diese Ergebnisse sehr unsicher. Wir konnten keine eindeutigen Schlussfolgerungen zu Komplikationen ziehen, da die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz niedrig ist. Antibiotika erhöhen möglicherweise geringfügig die Zahl der Personen, bei denen die Symptome trotz Behandlung fortbestehen. In Zahlen ausgedrückt: Nach der Einnahme von Antibiotika könnten 76 von 1000 Personen weiterhin Symptome aufweisen, verglichen mit denen, die sich einer Operation unterzogen haben. Antibiotika verringern möglicherweise geringfügig Wundinfektionen. Die Verweildauer im Krankenhaus nahm bei Behandlung mit Antibiotika um einen halben Tag zu. Fast ein Drittel der mit Antibiotika behandelten Personen musste innerhalb des ersten Jahres doch operiert werden, bei zwei Dritteln war das nicht der Fall. Diese Ergebnisse sind jedoch sehr unsicher.

Was schränkt die Evidenz ein?

Die meisten Ergebnisse sind nicht sehr vertrauenswürdig. Das liegt daran, dass die Studienteilnehmenden wussten, welche Behandlung sie bekamen. Einige Studien haben auch eine andere Art von Operation als die Schlüsselloch-Chirurgie verwendet. Außerdem basieren die Ergebnisse auf einer kleinen Anzahl von Todesfällen und Komplikationen.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Dieser Review ist eine Aktualisierung einer vorherigen Version. Die Evidenz ist auf dem Stand von Juli 2022.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, L. Gorenflo, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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