Wie hoch ist diagnostische Genauigkeit der optischen Kohärenztomographie (OCT), einem bildgebenden Verfahren zur Hautkrebserkennung bei Erwachsenen?

Warum ist es wichtig, die Diagnosestellung von Hautkrebs zu verbessern?

Es gibt mehrere verschiedene Formen von Hautkrebs. Das Melanom (schwarzer Hautkrebs) ist eine der gefährlichsten Formen, und es ist wichtig, dass es frühzeitig erkannt wird, damit es entfernt werden kann. Wenn ein Melanom nicht erkannt wird (auch bezeichnet als falsch-negatives Testergebnis), kann die Behandlung verzögert werden, und es besteht das Risiko einer Ausbreitung auf andere Organe im Körper, mit möglicherweise tödlichem Ausgang. Obwohl kutane Plattenepithelkarzinome und Basalzellkarzinome in der Regel örtlich begrenzte Hautkrebsformen sind (d.h. beschränkt auf einen bestimmten Teil des Körpers), können sich kutane Plattenepithelkarzinome auf andere Teile des Körpers ausbreiten und Basalzellkarzinome Entstellungen verursachen, wenn sie nicht frühzeitig erkannt werden. Die Diagnose von Hautkrebs, wenn ein solcher nicht tatsächlich vorhanden ist (ein falsch-positives Ergebnis), kann zu unnötigen Operationen und Untersuchungen führen, was für Patienten mit and Stress und Ängsten verbunden ist. Die richtige Diagnose ist wichtig, denn eine Hautkrebsform mit einer anderen zu verwechseln kann zur falschen oder zu einer verzögerten wirksamen Behandlung führen.

Was ist das Ziel dieses Reviews?

Ziel dieses Cochrane Reviews war es, die Genauigkeit der optischen Kohärenztomographie (OCT) für die Hautkrebsdiagnose zu ermitteln. Cochrane-Wissenschaftler schlossen zur Beantwortung dieser Frage 5 Studien ein. Zwei Studien untersuchten die Diagnosestellung des Melanoms und drei die Diagnosestellung des Basalzellkarzinoms.

Was wurde in diesem Review untersucht?

Hautkrebsspezialisten steht eine Reihe an Techniken zur Verfügung, die eine gründlichere Untersuchung der Haut im Vergleich zur Untersuchung mit bloßem Auge erlauben. Derzeit verwenden Hautkrebsspezialisten meistens ein Dermatoskop, welches Hautveränderungen (ein Muttermal oder eine, im Vergleich zur umgebenden Haut, ungewöhnlich aussehende Hautregion) mit Hilfe einer hellen Lichtquelle vergrößert darstellt. Die OCT vergrößert die Oberfläche einer Hautveränderung auf ein mit einem Nah-Infrarot-Lichtmikroskop vergleichbares Niveau. Zwar ist diese Untersuchung schnell durchführbar, sie ist jedoch im Vergleich zur Dermatoskopie teurer und erfordert eine spezielle Fortbildung. Die Review-Autoren untersuchten, wie wirksam die OCT zur Diagnosestellung von Hautkrebs ist, wenn sie nach Sichtprüfung oder nach Sichtprüfung plus Dermatoskopie eingesetzt wird.

Was sind die wesentlichen Ergebnisse des Reviews?

Fünf Studien wurden in diesen Review eingeschlossen: zwei Studien mit 97 Teilnehmern mit 133 Hautveränderungen mit Verdacht auf Melanom, und drei Studien mit 305 Teilnehmer mit 396 Hautveränderungen mit Verdacht auf Basalzellkarzinom, von denen eine (50 Hautveränderungen) auch kutane Plattenepithelkarzinome (neun Hautveränderungen) untersuchte.

Die Studien, welche die Genauigkeit der OCT zur Melanomdiagnostik untersuchten, waren zu klein und zu unterschiedlich, um die Genauigkeit der OCT für Melanome zuverlässig einzuschätzen. Ähnlich verhielt es sich mit der Genauigkeit der OCT für die Diagnostik von kutanen Plattenepithelkarzinomen, welche nur in einer kleinen Studie von niedriger Qualität untersucht wurde.

Zwei Studien zeigten die Wirkung einer OCT-Untersuchung durch Dermatologen nach Sichtprüfung allein oder Sichtprüfung mit zusätzlicher dermatoskopischer Untersuchung zur Identifizierung von Basalzellkarzinomen. Diese beiden Studien wiesen darauf hin, dass theoretisch, wenn die OCT in einer Gruppe von 1000 Personen mit besonders schwierig diagnostizierbaren Hautläsionen eingesetzt würde, und 600 (60 %) dieser Personen tatsächlich ein Basalzellkarzinom hätten:

- schätzungsweise 662 Personen ein Basalzellkarzinom-bestätigendes OCT-Ergebnis erhalten würden, und 93 (14 %) dieser Personen hätten in Wirklichkeit kein Basalzellkarzinom (falsch-positives Ergebnis);

- 338 Personen ein Basalzellkarzinom-negatives OCT-Ergebnis erhalten würden, wobei bei 31 (9 %) dieser Personen jedoch ein Basalzellkarzinom vorhanden wäre (falsch-negatives Ergebnis).

Im Vergleich zur Basalzellkarzinom-Diagnosestellung mit bloßer Sichtkontrolle plus Dermatoskopie würde eine zusätzliche OCT-Untersuchung in dieser Gruppe die Anzahl der falsch-positiven Ergebnisse (und unnötigen operativen Eingriffe) um 87 verringern und 53 weniger übersehene Basalzellkarzinome bedeuten.

Wie verlässlich sind die Ergebnisse der Studien dieses Reviews?

In allen eingeschlossenen Studien erfolgte sowohl die Hautkrebsdiagnose (positive OCT/Dermatoskopie) als auch der Nachweis, dass kein Hautkrebs vorliegt (negative OCT/Dermatoskopie), durch eine Hautbiopsie (eine Biopsie umfasst die Entnahme einer Probe von Körperzellen, gefolgt von einer Untersuchung unter einem Mikroskop). Dies war wahrscheinlich eine zuverlässige Methode zur Ermittlung, ob die Teilnehmer tatsächlich Hautkrebs hatten. Die geringe Anzahl von Studien in diesem Review und ihre Unterschiedlichkeit mindert jedoch die Zuverlässigkeit der Ergebnisse. Wichtige Einschränkungen der eingeschlossenen Studien waren, dass die Studienteilnehmer stärker eingeschränkten Patientengruppen entstammten als dies in der Praxis für einen OCT-Scan der Fall wäre (z. B. enthielten alle Studien Patienten mit Hautveränderungen, für die bereits eine chirurgischen Entfernung geplant wurde). Außerdem entsprach die Durchführung der OCT möglicherweise nicht ihrer Durchführung in der täglichen Praxis.

Auf wen treffen die Ergebnisse dieses Reviews zu?

Die eingeschlossenen Studien wurden ausschließlich in Europa und den USA durchgeführt. Das Durchschnittsalter (in nur zwei Studien berichtet) betrug 46 Jahre für Melanome und 63 Jahre für Basalzellkarzinome. Der Anteil der Personen mit einer endgültigen Diagnose des Melanoms betrug 23% und 27% (in zwei Studien), und betrug zwischen 58% und 61% für Basalzellkarzinome (drei Studien) sowie 18% für kutane Plattenepithelkarzinome (eine Studie). Für die Basalzellkarzinom-Diagnose gelten die Studienergebnisse für Menschen mit ‚rosafarbenen‘ und nicht-pigmentierten Hautveränderungen, welche Kliniker als besonders schwierig mit bloßem Auge zu diagnostizieren betrachten.

Was sind die Schlussfolgerungen dieses Reviews?

Die Verwendung der OCT zur Erkennung von Hautkrebs ist nicht ausreichend erforscht. Die Ergebnisse dieses Reviews weisen darauf hin, dass die OCT in Fällen, in denen die Unterscheidung von gutartigen Hautveränderungen schwierig ist, bei der Basalzellkarzinom-Diagnostik helfen könnte, jedoch ist noch unklar, ob Basalzellkarzinome, kutane Plattenepithelkarzinome und Melanome ausreichend voneinander unterschieden werden können. Weitere Studien über den Vergleich von OCT und Dermatoskopie und anderen mikroskopischen Techniken (wie z. B. die konfokale Reflexionsmikroskopie) in detailliert beschriebenen Personengruppen mit verdächtigen Hautläsionen sind erforderlich.

Wie aktuell ist dieser Review?

Die Review-Autoren suchten nach und verwendeten Studien, die bis August 2016 veröffentlicht wurden.

*In diesen Studien waren Biopsien oder klinische Nachuntersuchungen die Standardvergleiche.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

V.K. Ortner, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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