Gerinnungshemmende Therapie zur Vorbeugung des kognitiven Abbaus bei Menschen mit Erkrankungen der kleinen Hirnblutgefäße ohne Demenz

Hintergrund

Eine Unterbrechung der Blutzufuhr zum Gehirn kann zu Gedächtnis- und Denkstörungen führen. Bei der so genannten "zerebralen Kleingefäßerkrankung" sind die kleinsten Blutgefäße, die tief im Gehirn verlaufen, geschädigt. Diese Schädigung kann zu einem Schlaganfall führen, lässt sich aber auch bei Menschen ohne klinische Symptome eines Schlaganfalls in der Bildgebung des Gehirns erkennen. Die zerebrale Erkrankung der kleinen Gefäße verschlimmert sich in der Regel im Laufe der Zeit und kann bei manchen Menschen zu einer Verschlechterung des Gedächtnisses und des Denkvermögens führen. Wenn diese Verschlechterung so schwerwiegend ist, dass die betroffene Person ihre täglichen Aktivitäten nicht mehr selbständig bewältigen kann, wird dies als eine Form der vaskulären Demenz bezeichnet. Wir wissen, dass blutverdünnende Medikamente wie Aspirin einen Schlaganfall verhindern können. Wir wollten wissen, ob blutverdünnende Medikamente auch eine Verschlechterung des Gedächtnisses und des Denkvermögens verhindern können, die bei Erkrankungen der kleinen Hirngefäße auftritt.

Fragestellung des Reviews

Sind blutverdünnende Medikamente wirksam und sicher bei der Prävention von Gedächtnis- und Denkstörungen bei Menschen mit Erkrankungen der kleinen Hirngefäße?

Was genau haben wir gemacht?

Wir durchsuchten die medizinische Literatur bis zum 21. Juli 2021 nach Studien, in denen blutverdünnende Medikamente, die über mindestens 24 Wochen verabreicht wurden, mit einer Gruppe verglichen wurden, die entweder mit der üblichen Behandlung oder mit einem Placebo (Scheinmedikament) behandelt wurden. Um einen verlässlichen Vergleich zu gewährleisten, mussten die Studienteilnehmer nach dem Zufallsprinzip entweder der Gruppe mit blutverdünnenden Medikamenten oder der Kontrollbehandlung zugewiesen worden sein. Wir interessierten uns für die Auswirkungen auf die Leistung der Teilnehmer in Gedächtnis- und Denktests, ihre Fähigkeit, sich selbst zu versorgen, ihr Risiko, an Demenz zu erkranken oder einen Schlaganfall zu erleiden, sowie die Nebenwirkungen (insbesondere Blutungen). Da sich die Studien in Bezug auf die Studienpopulation, die Medikamente und die Auswertungen stark voneinander unterscheiden, konnten wir die Ergebnisse nicht mit statistischen Tests zusammenfassen. Stattdessen stellen wir die Ergebnisse der einzelnen Studien beschreibend dar und bewerten, wie vertrauenswürdig die Ergebnisse sind.

Was genau fanden wir?

Wir schlossen drei Studien mit 3384 Teilnehmenden ein. Diese Studien unterschieden sich stark in Bezug auf die Teilnehmenden (einige mit und einige ohne Schlaganfall), die untersuchten Medikamente (Einzel- und Kombinationspräparate verschiedener Blutverdünner) und die Art und Weise, wie die Auswirkungen auf Gedächtnis und Denken gemessen wurden (unterschiedliche Tests zur Bewertung). In keiner Studie konnte eine Verbesserung der Leistung in Gedächtnis- und Denktests oder bei alltäglichen Aktivitäten nachgewiesen werden. Keine Studie erhob Daten dazu, ob eine Demenz neu diagnostiziert wurde. Es gab Hinweise darauf, dass blutverdünnende Medikamente möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Blutungen, einschließlich Magen-Darm-Blutungen, verursachen. Die Zahlen waren aber zu gering, um sicher zu sein, ob es sich nicht nur um einen zufälligen Unterschied handelt. Insgesamt sind wir der Ansicht, dass die Qualität der Evidenz für die Beantwortung unserer Fragestellung zu Gedächtnis und Denken unzureichend ist. Viele Informationen, die wir benötigten, wurden nicht berichtet. Zwei der drei Studien umfassten nur wenige Teilnehmende, was bedeutet, dass ihre Ergebnisse unsicher sind. In der einzigen Studie, in der über einen Nutzen von blutverdünnenden Medikamenten berichtet wurde, stimmten die verschiedenen Untersuchungen von Gedächtnis und Denken nicht alle miteinander überein. In den Fällen, in denen eine Verbesserung des Gedächtnisses und des Denkvermögens festgestellt wurde, war diese Verbesserung möglicherweise zu gering, um für den Einzelnen in der Realität einen spürbaren Unterschied zu bewirken.

Schlussfolgerungen

Wir fanden keine überzeugende Evidenz dafür, dass die Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten für das Gedächtnis und Denkvermögen von Menschen mit Erkrankungen der kleinen Hirngefäße von Vorteil ist. Die Studien unterschieden sich jedoch stark voneinander, und jede von ihnen wies im Hinblick auf unsere Fragestellung Einschränkungen auf.

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Die Studien waren sehr heterogen und die Beweissicherheit war im Allgemeinen gering.

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Anmerkungen zur Übersetzung: 

T. Brugger, B.Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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