Medikamente zur Vorbeugung von Brustkrebs bei Frauen mit überdurchschnittlichem Risiko für die Entstehung von Brustkrebs

Worum geht es?

Brustkrebs ist die häufigste Krebsart und die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache bei Frauen. Daher wird jede Strategie, die diese Belastung reduzieren kann, sehnsüchtig erwartet. Krebsvorbeugende Wirkstoffe sind Medikamente, die diese Erwartung erfüllen könnten. Derzeit sind zwei Haupttypen dieser Wirkstoffe zur Bekämpfung von Brustkrebs verfügbar: selektive Estrogenrezeptormodulatoren (SERMs, z.B. Tamoxifen und Raloxifen) und Aromatasehemmer (wie Exemestan und Anastrozol). Frauen ohne persönliche Vorgeschichte von Brustkrebs, aber mit einem überdurchschnittlichen Risiko für die Entwicklung dieser Krankheit (d.h. mit einem Lebenszeitrisiko von mehr als 17 %) stellen die übliche Zielgruppe für krebsvorbeugende Wirkstoffe dar.

Fragestellung

Dieser Cochrane Review zielte darauf ab, die Evidenz über die Wirkung und Toxizität von krebsvorbeugenden Wirkstoffen zur Prävention von primärem Brustkrebs zusammenzufassen.

Hauptaussagen

Krebsvorbeugende Wirkstoffe können die Inzidenz von Brustkrebs reduzieren, wenn auch auf Kosten einer gewissen Toxizität. Aromatasehemmer könnten wirksamer als SERMs darin sein, das Risiko für Brustkrebs zu senken. Aromatasehemmer sind nicht mit erhöhter schwerer Toxizität (d.h. Krebs der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumkarzinom) und thromboembolischen Ereignissen (Blutgerinnsel) verbunden, die typisch für Tamoxifen sind (obwohl das Fehlen langfristiger Daten zu Aromatasehemmern bei nicht betroffenen Frauen es uns nicht erlaubt, endgültige Schlussfolgerungen zu ziehen). Zusätzliche Daten sind erforderlich, um die Fragen der Prävention von Brustkrebs durch risikomindernde Medikamente umfassend anzugehen, wobei der Schwerpunkt auf der Erfassung von Informationen zu Nebenwirkungen liegt.

Was wurde in diesem Review untersucht?

Die Review-Autoren fanden sechs Studien, in denen 50.927 Frauen eingeschlossen wurden, um einen krebsvorbeugenden Wirkstoff oder Placebo (eine Scheinbehandlung, z.B. eine Zuckerpille) zu erhalten. Drei Studien mit 23.013 Frauen verglichen Tamoxifen und Placebo, zwei Studien mit 8424 Frauen verglichen Aromatasehemmer (Exemestan oder Anastrozol) und Placebo, und eine Studie mit 19.490 Frauen verglich Tamoxifen und Raloxifen.

Was sind die wesentlichen Ergebnisse des Reviews?

Basierend auf den drei Studien, die Tamoxifen mit Placebo verglichen, reduzierte Tamoxifen wahrscheinlich das Risiko, Brustkrebs zu entwickeln, um 32 % im Vergleich zu Placebo. Tamoxifen war jedoch mit einem um 28 % erhöhten Risiko für schwere Nebenwirkungen im Vergleich zu Placebo verbunden, basierend auf zwei Studien mit 20.361 Frauen. Vor allem erlebten Frauen, die Tamoxifen einnahmen, eine höhere Inzidenz von Endometriumkarzinomen und Thromboembolien als Frauen ohne Medikamente.

Bei Frauen, die entweder einen Aromatasehemmer (Exemestan oder Anastrozol) oder ein Placebo erhielten, reduzierten Aromatasehemmer das Brustkrebsrisiko um 53 % im Vergleich zu Placebo. Daten aus zwei Studien mit 8352 Frauen zeigten, dass Aromatasehemmer das Risiko schwerer Nebenwirkungen im Vergleich zu Placebo um 18 % erhöhten. Diese Unterschiede wurden vor allem durch endokrine (hormonelle; z.B. Hitzewallungen), gastrointestinale (z.B. Durchfall) und muskuloskelettale (z.B. Gelenkschmerzen) Nebenwirkungen hervorgerufen, während es weder bei den Raten an Endometriumkrebs noch an Thromboembolien Unterschiede gab.

Bei Frauen, die entweder Tamoxifen oder Raloxifen erhielten, war Raloxifen wahrscheinlich schlechter als Tamoxifen in Bezug auf die Reduktion der Brustkrebsinzidenz, aber seine Verwendung war mit einer Reduktion der Toxizitätsraten von 13 % verbunden, insbesondere bei Endometriumkarzinomen und Thromboembolien.

Eine spezialisierte Methode namens "Netzwerk-Meta-Analyse" erlaubte es uns, Medikamente miteinander zu vergleichen, die nie direkt in einer Studie verglichen wurden. Basierend auf dieser Netzwerk-Meta-Analyse könnten Aromatasehemmer zu einer zusätzlichen Risikoreduktion von 23 % bei der Entwicklung von Brustkrebs im Vergleich zu Tamoxifen geführt haben. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz war jedoch niedrig, was bedeutet, dass weitere Forschung wahrscheinlich einen Einfluss auf unsere Vertrauen in diese Ergebnisse haben wird. Diese Analyse konnte nicht mit Daten zu Toxizität durchgeführt werden.

Wie aktuell ist dieser Review?

Die Review-Autoren suchten nach Studien, die bis zum 17. August 2018 publiziert wurden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

N. Tittlbach, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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