Endometriale Biomarker zur nichtinvasiven Diagnose von Endometriose

Fragestellung

Können Ärzte Biomarker (typische Moleküle, Gene oder andere Merkmale, die unter bestimmten Bedingungen auftreten) einsetzen, um die Notwendigkeit einer chirurgischen Diagnose der Endometriose zu verringern?

Hintergrund

Endometrium nennt man das Gewebe, das die Gebärmutter auskleidet und das während der Menstruation abgestoßen wird. Bei Frauen mit Endometriose wächst endometriales Gewebe außerhalb der Gebärmutter in der Beckenhöhle. Dieses Gewebe reagiert auf Fortpflanzungshormone, was zu Regelschmerzen, chronischen Unterbauchschmerzen und Schwierigkeiten bei der Empfängnis führt. Derzeit kann Endometriose zuverlässig nur durch einen minimalinvasiven Eingriff („Schlüssellochchirurgie“) diagnostiziert werden, bei dem die Endometrioseherde im Bauchraum sichtbar gemacht werden. Da ein chirurgischer Eingriff immer mit Risiken behaftet und kostspielig ist, wurden verschiedene Tests am Endometrium bewertet, die sich anhand einer Probenahme in der gynäkologischen Praxis durchführen lassen. Auf diese Weise könnte eine Endometriose nichtinvasiv oder minimalinvasiv festgestellt werden. Ein genauer Test könnte die Diagnose von Endometriose ohne die Notwendigkeit eines chirurgischen Eingriffs ermöglichen oder die Notwendigkeit eines solchen Eingriffs derart verringern, dass er nur bei Frauen mit der höchsten Wahrscheinlichkeit für Endometriose nötig wäre. Andere Review-Teams haben in weiteren Cochrane-Reviews dieser Reihe weitere nichtinvasive Möglichkeiten der Endometriose-Diagnose mithilfe von Blut, Urin und Bildgebungsverfahren sowie eine Kombination mehrerer Testmethoden ausgewertet.

Studienmerkmale

Die Evidenz in diesem Review ist auf dem Stand vom April 2015. Wir schlossen 54 Studien mit 2729 Teilnehmerinnen ein. Alle Studien wurden mit Frauen im gebärfähigen Alter durchgeführt, die sich einem diagnostischen Eingriff unterzogen, entweder um Endometriose-Symptome abzuklären oder aufgrund anderer Indikationen. 26 Studien bewerteten die Rolle von 22 verschiedenen Biomarkern bei der Diagnose der Endometriose und in 31 Studien wurden 77 zusätzliche Biomarker identifiziert, die nicht zur Unterscheidung zwischen Frauen mit dieser und ohne diese Erkrankung beitrugen.

Hauptergebnisse und Qualität der Evidenz

Nur zwei der untersuchten Biomarker, der Nervenfasermarker PGP9.5 und der Hormonmarker CYP19, wurden in einer ausreichenden Anzahl von Studien bewertet, um relevante Ergebnisse zu liefern. PGP9.5 identifizierte Endometriose mit ausreichender Genauigkeit, um eine chirurgische Diagnose zu ersetzen. Mehrere weitere Biomarker (endometriales Proteom, 17βHSD2, IL-1R2, Caldesmon und andere neurale Marker) lieferten vielversprechende Ergebnisse bei der Erkennung von Endometriose, für gesicherte Erkenntnisse über ihren diagnostischen Wert liegen jedoch zu wenige Studien vor.

Die Studien unterschieden sich in ihrer Durchführung, den Gruppen der untersuchten Frauen und der Durchführung des chirurgischen Eingriffs. Die Berichte waren von niedriger methodischer Qualität; diese Ergebnisse können daher nicht als zuverlässig angesehen werden, bis sie in großen, hochwertigen Studien bestätigt werden. Insgesamt gibt es keine ausreichende Evidenz, um einen Test am Endometrium zur Diagnose von Endometriose in der klinischen Praxis empfehlen zu können.

Zukünftige Forschungsarbeiten

Es sind weitere hochwertige Forschungsarbeiten erforderlich, um das diagnostische Potenzial der endometrialen Biomarker in der Diagnose der Endometriose genau zu bewerten.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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