Maßnahmen für Kinder und Jugendliche mit selbstverletzendem Verhalten

Bedeutung dieses Reviews

Selbstverletzendes Verhalten (SVV) umfasst vorsätzliche Selbstvergiftungen/Verabreichung einer Überdosis und selbst zugefügte Verletzungen und stellt ein beträchtliches Problem vieler Kinder und Jugendlicher in zahlreichen Ländern dar. SVV steht in einem engen Zusammenhang mit einem Risiko für künftigen Selbstmord. Deshalb ist es wichtig, wirksame Therapien für SVV-Patienten zu entwickeln.

Zielgruppe des Reviews

Ärzte, die mit jungen Menschen mit selbstverletzendem Verhalten arbeiten, politische Entscheidungsträger, junge Menschen, die bereits selbstverletzendes Verhalten gezeigt haben oder ein Risiko dafür aufweisen, sowie deren Familien und Angehörige.

Fragestellungen des Reviews

Dies ist die aktualisierte Version eines früheren Cochrane Reviews aus dem Jahr 1999, der geringe Evidenz zu nutzbringenden Wirkungen von Behandlungen gegen SVV ergab, die speziell auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet sind. Ziel dieser Aktualisierung ist eine weitere Bewertung der Evidenz zur Wirkung psychosozialer und medikamentöser Therapien für Kinder und Jugendliche mit SVV. Dabei soll eine größere Bandbreite an Endpunkten betrachtet werden, unter besonderer Berücksichtigung spezifischer Behandlungen für Kinder und Jugendliche mit SVV, die im Vergleich zur Standardtherapie einen größeren Nutzen in Bezug auf die Therapietreue und eine Verbesserung des psychischen Wohlbefindens bringen.

Eingeschlossene Studien

In diesen Review wurden randomisierte kontrollierte Studien eingeschlossen, entweder zu psychosozialen oder zu medikamentösen Therapien für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, die kurze Zeit zuvor SVV zeigten und in einer Klinik behandelt wurden.

Auswertung der Evidenz

Trotz des Ausmaßes dieses Problems in vielen Ländern gibt es überraschend wenige Untersuchungen zur Behandlung von SVV bei Kindern und Jugendlichen. Durch ein "Therapeutisches Assessment" (bestimmte Form der ersten Begegnung) könnte die Teilnahme an nachfolgenden Behandlungssitzungen verbessert werden. Nur ein Therapieansatz, die Mentalisierung, wurde mit einer niedrigeren Wiederholungsfrequenz von SVV in Verbindung gebracht. Diese Wirkung war jedoch nur geringfügig und ging aus einer kleinen Studie hervor, daher können keine soliden Schlussfolgerungen zur Wirksamkeit dieser Behandlung gezogen werden. Es gab keine eindeutige Evidenz zur Wirksamkeit der folgenden Therapien: Massnahmen zur Verbesserung der Therapietreue, individuelle Psychotherapie auf Grundlage der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT), zu Hause erfolgende familienbezogene Maßnahmen, Ausstattung mit einer Notfallkarte sowie Gruppentherapie für Jugendliche, die schon mehrfach SVV gezeigt haben.

Künftige Aufgaben

Therapeutische Beurteilungen, Mentalisierung und dialektisch-behaviorale Therapien bedürfen weiterer Untersuchung. Obwohl individuelle Psychotherapie auf Grundlage der KVT in einer einzigen kleinen Studie keine Wirkung zeigte, sollte diese Therapieform trotzdem weiter untersucht werden, da dadurch bei Erwachsenen mit SVV positive Effekte erzielt wurden. In Anbetracht des Ausmaßes von SVV bei Kindern und Jugendlichen sollte der Entwicklung und Bewertung spezieller Therapien für diese Zielgruppe größere Beachtung geschenkt werden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

I. Noack, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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