Nasenspülung mit Kochsalzlösung bei chronischer Rhinosinusitis

Fragestellung

Wir überprüften die Evidenz für Nutzen und Schaden von nasalen Spülungen mit Kochsalzlösung bei Patienten mit chronischer Entzündung der Nasennebenhöhlen und Nasenschleimhäute.

Hintergrund

Die chronische Rhinosinusitis ist eine Entzündung der Nase und Nasennebenhöhlen, einer Gruppe von luftgefüllten Kammern hinter Nase, Augen und Wangen. Sie ist eine häufige Erkrankung. Patienten mit chronischer Rhinosinusitis haben zwei oder mehr der folgenden Symptome während mindestens 12 Wochen: verstopfte Nase, Sekretabsonderung aus der Nase oder laufende Nase, Schmerzen oder Druck im Gesicht und/oder verminderter Geruchssinn (Hyposmie). Manche Personen haben auch nasale Polypen, das sind traubenartige Schwellungen der Nasenschleimhaut in der Nase und den Nasennebenhöhlen.

Die Nasenspülung (auch Nasendusche genannt) ist ein Verfahren, bei dem die Nasenhöhle mit iso- oder hypertonischer Kochsalzlösung (Salzwasser) gespült wird. Der Patient lässt die Salzlösung in ein Nasenloch einfließen und aus dem anderen Nasenloch wieder abfließen; dabei wird die Nasenhöhle gespült. Die salzhaltige Nasenspülung kann mit geringem positiven Druck aus einer Sprüh-, Pump- oder Spritzflasche, mit einem Vernebler oder mit dem Wasserdruck aus einem Gefäß mit Nasenauslauf, wie beispielsweise einem „Neti-Topf“, durchgeführt werden. Diese Therapie ist rezeptfrei und wird von vielen Patienten mit chronischer Rhinosinusitis als Einzel- oder Zusatztherapie eingesetzt.

Studienmerkmale

Wir schlossen zwei randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 116 erwachsenen Teilnehmern in diesen Review ein. Die eine verglich Spülungen mit einem großen Volumen (150 ml) an hypertoner Kochsalzlösung mit der üblichen Behandlung über einen Zeitraum von sechs Monaten. Die andere verglich zweimal täglich vernebelte Salzlösung (5 ml) mit intranasalen Kortikosteroiden, wobei die Teilnehmer drei Monate lang behandelt und nach Abschluss der Behandlung sowie drei Monate später beurteilt wurden. Beide Studien wiesen erhebliche Einschränkungen in ihrer Methodik auf; wir stuften das Risiko für Bias als hoch ein.

Hauptergebnisse und Qualität der Evidenz

Großvolumige, hypertone nasale Kochsalzlösung im Vergleich zur Regelversorgung

In dieser kleinen Studie mit 76 Teilnehmern wurde unser primärer Endpunkt "krankheitsspezifische gesundheitsbezogene Lebensqualität" auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten bewertet. Nach drei Monaten Behandlung ging es den Patienten in der Kochsalzgruppe besser als jenen in der Placebogruppe und nach sechs Monaten war die Wirkung noch größer. Wir bewerteten die Qualität der Evidenz für die dreimonatige Nachbeobachtung als niedrig und für die sechsmonatige Nachbeobachtung als sehr niedrig.

Der von den Patienten selbst berichtete Schweregrad der Erkrankung wurde ebenfalls bewertet. Es wurden aber keine Angaben zur Spanne der verwendeten Skala gemacht, was eine Interpretation der präsentierten Daten unmöglich machte.

In der Kontrollgruppe wurden keine Daten über unerwünschte Wirkungen erhoben. In der Kochsalzgruppe hatten aber 23 % der Teilnehmer Nebenwirkungen wie Nasenbluten (Epistaxis).

Auch die allgemeine gesundheitsbezogene Lebensqualität wurde in dieser Studie gemessen. Nach drei Monaten Behandlung konnte kein Unterschied festgestellt werden, aber nach sechs Monaten gab es einen kleinen Unterschied (das Ergebnis ist jedoch nicht eindeutig). Wir bewerteten die Evidenz als von niedriger Qualität.

Kleines Volumen vernebelter Kochsalzlösung im Vergleich zu intranasalen Kortikosteroide

Eine kleine Studie verglich jeweils 20 Patienten in den beiden Studienarmen. Über unseren primären Endpunkt, die krankheitsspezifische gesundheitsbezogene Lebensqualität, wurde nicht berichtet. Am Ende der Behandlung (drei Monate) wurde eine Verbesserung der Symptome beobachtet.

Schlussfolgerungen

Die beiden Studien unterschieden sich sehr stark in Bezug auf die eingeschlossenen Personen, Behandlungen und Vergleiche, so dass es schwierig ist, Schlussfolgerungen für die Praxis zu ziehen. Die Evidenz deutet darauf hin, dass ein kleines Volumen (5 ml) vernebelter Kochsalzlösung verglichen mit intranasalen Steroiden keinen Nutzen hat. Eine tägliche, großvolumige (150 ml) Spülung mit einer hypertonen Kochsalzlösung ist im Vergleich zu Placebo jedoch möglicherweise von Nutzen. Die Qualität der Evidenz war für eine dreimonatige Behandlungsdauer jedoch niedrig und für eine sechsmonatige Dauer sehr niedrig.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Savidan, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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