Intravesikale Bacillus Calmette-Guérin verglichen mit Mitomycin C beim Ta und T1 Harnblasenkarzinom

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Auf Grundlage unserer Ergebnisse verringert BCG möglicherweise das Rezidiv-Risiko, obwohl die Konfidenzintervalle die Möglichkeit von keinem Unterschied einschließen. Die Behandlung bewirkt möglicherweise keinen Effekt, bezogen auf das Risiko für Progression und das Risiko für Tod durch jegliche Ursache. BCG führt möglicherweise zu mehr schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen, obwohl die Konfidenzintervalle die Möglichkeit von keinem Unterschied einschließen. Den Einfluss auf den Endpunkt Lebensqualität konnten wir nicht ermitteln. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz wurde über alle Ergebnisse hinweg als niedrig eingestuft. Grund hierfür sind Bedenken, die das mögliche Vorliegen von Selektionsbias, Performance Bias durch unzureichende Verblindung und eine unzureichende Präzision der Ergebnisse umfassen.

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Hintergrund: 

Menschen mit einem Urothelkarzinom der Harnblase haben ein Risiko für Rezidive und Progression nach transurethraler Resektion des Blasentumors (TURBT). Mitomycin C (MMC) und Bacillus Calmette-Guérin (BCG) sind häufig eingesetzte, konkurrierende Formen der intravesikalen Therapie eines nicht-muskelinvasiven Urothelkarzinoms der Harnblase (Ta und T1) mit intermediärem oder hohem Progressionsrisiko. Ihre relativen Vorzüge sind jedoch teilweise unklar.

Zielsetzungen: 

Das Ziel war die Bewertung der Wirkungen der intravesikalen Therapie mit BCG im Vergleich zur intravesikalen Therapie mit MMC zur Behandlung des Ta und T1 Blasenkarzinoms mit intermediärem oder hohem Risiko bei Erwachsenen.

Suchstrategie: 

Wir führten eine umfassende systematische Literatursuche in mehreren Datenbanken (CENTRAL, MEDLINE, Embase, Web of Science, Scopus, LILACS) sowie in zwei klinischen Studienregistern durch. Wir durchsuchten zudem die Referenzlisten relevanter Publikationen und Konferenzabstracts. Wir nahmen keine Einschränkungen hinsichtlich der Sprache vor. Die letzte Suche fand im September 2019 statt.

Auswahlkriterien: 

Wir schlossen randomisierte Studien ein, die eine intravesikale Therapie mit BCG mit einer intravesikalen Therapie mit MMC zur Behandlung eines nicht-muskelinvasiven Urothelkarzinoms der Harnblase verglichen.

Datensammlung und ‐analyse: 

Zwei Autoren überprüften unabhängig voneinander die Literatur, extrahierten Daten, begutachteten das Risiko für Bias und bewerteten die Qualität der Evidenz nach GRADE für jeden Endpunkt. Die Metaanalysen führten wir unter Verwendung des Random-Effects-Modells durch.

Hauptergebnisse: 

Wir identifizierten 12 randomisierte kontrollierte Studien, die BCG mit MMC bei Teilnehmern mit einem nicht-muskelinvasiven Harnblasenkarzinom mit intermediärem oder hohem Risiko verglichen (publiziert zwischen 1995 und 2013). Insgesamt wurden 2932 Teilnehmer randomisiert.

Zeit bis zum Tod durch jegliche Ursache (Gesamtmortalität): BCG bewirkt möglicherweise im Vergleich zu MMC lediglich einen geringfügigen oder keinen Unterschied in der Zeit bis zum Tod durch jegliche Ursache (Hazard Ratio (HR) 0,97, 95% Konfidenzintervall (KI) 0,79 bis 1,20; Teilnehmer = 1132; Studien = 5; 567 Teilnehmer in der BCG-Behandlungsgruppe und 565 in der MMC-Behandlungsgruppe; niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Dies entspricht 6 weniger Todesfällen (40 weniger bis 36 mehr) pro 1000 mit BCG behandelten Teilnehmern nach fünf Jahren. Wir stuften die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz aufgrund von Studienlimitationen und Ungenauigkeiten um zwei Stufen herab.

Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse: Bei 12 von 577 mit BCG behandelten Teilnehmern kam es zu schwerwiegenden nicht-tödlichen Nebenwirkungen (im Vergleich zu vier von 447 Teilnehmern in der MMC-Behandlungsgruppe). Das Risikoverhältnis (RR) beträgt 2,31 (95% KI 0,82 bis 6,52; Teilnehmer = 1024, Studien = 5; niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Deshalb erhöht BCG im Vergleich zu MMC möglicherweise das Risiko für schwerwiegende unerwünschte Ereignisse. Dies entspricht 9 Mal mehr unerwünschten Ereignissen (1 weniger bis 37 mehr) durch BCG. Wir stuften die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz aufgrund von Studienlimitationen und Ungenauigkeiten um zwei Stufen herab.

Zeit bis zum Rezidiv: BCG verringert im Vergleich zu MMC möglicherweise die Zeit bis zu einem Rezidiv (HR 0,88, 95% KI 0,71 bis 1,09; Teilnehmer = 2616; Studien = 11; 1273 Teilnehmer in der BCG-Behandlungsgruppe und 1343 in der MMC-Behandlungsgruppe; niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Dies entspricht 41 Rezidivfällen weniger (104 weniger bis 29 mehr) mit BCG nach fünf Jahren. Wir stuften die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz aufgrund von Studienlimitationen und Ungenauigkeiten um zwei Stufen herab.

Zeit bis zur Progression: BCG bewirkt im Vergleich zu MMC möglicherweise lediglich einen geringen oder keinen Unterschied in der Zeit bis zu einer Progression (HR 0,96, 95% KI 0,73 bis 1,26; Teilnehmer = 1622, Studien = 6; 804 Teilnehmer in der BCG-Behandlungsgruppe und 818 in der MMC-Behandlungsgruppe; niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Dies entspricht 4 Progressionsfällen weniger (29 weniger bis 27 mehr) mit BCG nach fünf Jahren. Wir stuften die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz aufgrund von Studienlimitationen und Ungenauigkeiten um zwei Stufen herab.

Lebensqualität: Wir fanden zu wenig Daten für diesen Endpunkt und konnten die Effektstärke nicht bestimmen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

I. Solakis, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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